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Restrukturierungs-News: Quinn Emanuel, Adler Modemärkte, MSSC Ahle

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Die Adler Modemärkte bekommen einen neuen Besitzer. Foto: ah_fotobox - stock.adobe.com
Die Adler Modemärkte bekommen einen neuen Besitzer. Foto: ah_fotobox - stock.adobe.com

Insolvenzspezialist wechselt die Kanzlei

Quinn Emanuel Urquhart & Sullivan baut ihre deutsche Praxis aus. Die Kanzlei hat zum Anfang des Monats den Restrukturierungs- und Insolvenzspezialisten Bernd Meyer-Löwy eingestellt. Der erfahrene Insolvenzrechtler kommt von der Kanzlei Kirkland & Ellis, wo er mehr als 18 Jahre lang tätig war. 

„Mit Bernd Meyer-Löwy gewinnen wir einen herausragenden Anwalt und Spezialisten auf dem Gebiet der Insolvenz und Restrukturierung“, kommentiert Marcus Grosch, Managing Partner des deutschen Büros von Quinn Emanuel, die Neueinstellung. Außerdem sieht Groschin der Einstellung einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Litigation-Praxis in Deutschland. Meyer-Löwy ist nach Hans-Christoph Ihrig und Tina Liebscher bereits der dritte Neuzugang bei Quinn Emanuel Deutschland innerhalb eines Jahres. 

Adler Modemärkte bekommen neuen Besitzer

Die frisch sanierten Adler Modemärkte haben einen neuen Besitzer. Zeitfracht gibt die Modemärkte an die Röther-Gruppe ab. Nachdem die zuständige Kartellbehörde den Kauf freigegeben hatte, ist die Transaktion mittlerweile vollzogen worden. Über den Kaufpreis vereinbarten beide Parteien Stillschweigen.  

Zeitfracht hatte die Adler Modemärkte im Jahr 2021 aus der Insolvenz übernommen. In einem strukturierten Verkaufsprozesse konnte sich die Unternehmensgruppe als Investor durchsetzen und die Modemärkte erfolgreich sanieren. Adler betrieb zuletzt rund 130 Standorte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg. 

Die Röther-Gruppe, ein mittelständischer Modefilialist mit Sitz in Baden-Württemberg, möchte nach eigenen Angaben mit dem Kauf der Adler Modemärkte die Expansion des eigenen Filialnetzes vorantreiben. Die übernommenen Märkte sollen derweil weiterhin unter der Marke Adler geführt werden. 

Der nächste Automobilzulieferer ist insolvent

Ende Juni hat der Automobilzulieferer MSSC Ahle einen Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beim Amtsgericht Köln gestellt. Trotz der Insolvenz läuft der Geschäftsbetrieb des Traditionsunternehmens mit rund 140 Beschäftigten normal weiter. Die Rechtsanwältin Marion Rodine wurde zur vorläufigen Sachwalterin bestimmt. 

Außerdem möchte sich der Automobilzulieferer mit Beratung durch die Wirtschaftskanzlei Görg nun zukunftsfähig aufstellen und zeitnah einen neuen Investor finden. Ziel sei es zudem, den angestoßenen Weg fortzusetzen und alle Arbeitsplätze zu erhalten. 

Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren

Das Modeunternehmen Sinn geht in die Insolvenz in Eigenverwaltung. Einem entsprechenden Antrag hat das Amtsgericht am 5. August zugestimmt. Mit dem Verfahren strebt Sinn eine zügige Restrukturierung an. Grund für die Insolvenz waren laut den Verantwortlichen bei Sinn geänderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und „einmalige“ Sondereffekte, wie Wasserschäden an Gebäuden, gestiegene Kosten und die Implementierung eines neuen Warenwirtschaftssystems.

Verzögerungen der internationalen Lieferketten im Zusammenhang mit den aktuellen geopolitischen Krisen, erhöhte Kosten im globalen Warentransport sowie der Einbruch der Kundennachfrage sollen zur Insolvenz von Depot Österreich geführt haben. Einen entsprechenden Antrag hatte das Unternehmen am Landesgericht Wiener Neustadt gestellt. Im Juni 2024 hatte die deutsche Muttergesellschaft ein Schutzschirmverfahren angestoßen und im Zuge dessen die Zulieferungen an die österreichische Tochter reduziert. Von der Insolvenz in Österreich sind 48 Standorte und 349 Mitarbeiter betroffen. 

Fünfte Insolvenz in fünfzehn Jahren: Der Felgenhersteller BBS hat Ende Juli erneut einen Insolvenzantrag gestellt. Der vorläufige Insolvenzverwalter des Unternehmens, Dirk Pehl, teilte den Mitarbeitern nun mit, dass das Insolvenzgeld beantragt wurde. Bezüglich der Markenrechte betonte er, dass diese nicht bei BBS Autotechnik liegen. Ein geplanter Rückkauf der Markenrechte durch BBS Autotechnik wurde nicht umgesetzt. Auch der Kauf eines Werkes im nordrhein-westfälischen Werdohl durch die BBS Autotechnik sei rechtlich nicht zustande gekommen. 

Der nächste deutsche Autozulieferer ist in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Recaro Automotive befindet sich auf Anordnung des Amtsgerichts Esslingen in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Durch dieses möchte sich das schwäbische Unternehmen regional und global stärker aufstellen und mit Hilfe eines entsprechenden Insolvenzplans so schnell wie möglich wieder auf festen wirtschaftlichen Füßen stehen. 

Distressed-M&A-Deals

Nach mehr als einjähriger Betriebsfortführung hat der Insolvenzverwalter Heinz-Joachim Hombach (Pluta) eine Investorenlösung für die Allgaier Sachsen GmbH erzielt. Die Martin-Gruppe mit Hauptsitz im bayerischen Ebersdorf bei Coburg übernimmt den Geschäftsbetrieb des Automobilzulieferers sowie alle rund 100 Mitarbeiter im Rahmen einer übertragenden Sanierung. Allgaier Sachsen fertigt große Struktur- und Zusammenbauteile aus Stahl und Aluminium für Kunden aus der Automobilindustrie.

Die AWO Ostwestfalen-Lippe (AWO OL) hat das gerichtliche Eigenverwaltungs- und Sanierungsverfahren erfolgreich beendet. Im Zuge des Verfahrens konnte der Großteil der rund 200 Einrichtungen, Angebote und Leistungen unter dem Dach des Bezirksverbands erhalten werden. Zudem werden auch ein Großteil der Einrichtungen, die zukünftig nicht mehr von der AWO OL betrieben werden, von neuen Trägern betrieben werden. Damit können auch die über 4.000 Mitarbeiter des Betriebsverbands weiterbeschäftigt werden. 

Das Maschinenbauunternehmen GMW Prämab musste im März dieses Jahres in die Insolvenz gehen. Mittlerweile ist ein Käufer für das Unternehmen aus Sachsen-Anhalt gefunden. Die Mey Gruppe hat alle Assets sowie den laufenden Geschäftsbetrieb des Maschinenbauunternehmens übernommen. Mit dem Zukauf will sich Mey strategisch im Bereich Metallbearbeitung von Großteilen platzieren, wie es in einer Pressemitteilung heißt.  

Mit Tite Street Capital hat das Büroimmobilienprojekt Canyon in Frankfurt einen neuen Mehrheitsinvestor gefunden. Der in London ansässige Investment Manager übernimmt das Projekt von CV Real Estate. Simmons & Simmons hat die Restrukturierung begleitet und die Kapitalstruktur an die aktuelle Marktsituation angepasst. Die bestehende Senior-Finanzierung bleibt erhalten und wird langfristig prolongiert. 

Info

Sarah Backhaus ist Redakteurin bei FINANCE und DerTreasurer. Backhaus ist spezialisiert auf die Themen Restrukturierung, Transformation, Zahlungsverkehr und Cash Management. Sie hat Journalismus an der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln studiert. Sarah Backhaus arbeitete während ihres Studiums unter anderem für Onlinemagazine von Gruner + Jahr und schrieb als freie Journalistin für die Handelszeitung, faz.net und Impulse.