Das Holzimperium Ziegler ist insolvent
Der Milliardenumsatz war zum Greifen nah, doch am gestrigen Mittwoch musste der Holzverarbeiter Ziegler Holding aus der Oberpfalz Insolvenz anmelden. Die Wirtschaft ist in der Baubranche abgekühlt, und die Energie- und Produktionskosten sind gestiegen. Das hat die Muttergesellschaft der Ziegler Group stark belastet.
Noch im Jahr 2022 kratzte das Unternehmen bereits an der Umsatzgrenze von 1 Milliarde Euro. Das hatte die Holding, die über 30 Tochtergesellschaften umfasst, genutzt und in den vergangenen Jahren über 800 Millionen Euro umfangreich investiert und beispielsweise in Rumänien und Schweden zugekauft. Diese Expansionen, gepaart mit der aktuellen Wirtschaftslage, führten zu einer finanziellen Schieflage.
Als vorläufiger Insolvenzverwalter wurde Volker Böhm (Schultze & Braun) bestellt. Die Insolvenz betrifft rund 3.200 Mitarbeiter, darunter 700 im größten Sägewerk Europas in Plößberg. Die Zukunft der Beschäftigten und der laufenden Bauprojekte ist ungewiss.
Potentieller Allgaier-Investor springt ab
Allgaier steht vor einer ungewissen Zukunft. Ein potentieller Investor für den Hauptstandort des Autozulieferers in Uhingen ist abgesprungen. Der Investor hatte die Bedingung gestellt, dass die Autohersteller auch künftig mit Allgaier zusammenarbeiten und Aufträge vergeben. Diese konnte jedoch nicht erfüllt werden.
Dabei sah sich Allgaier zuletzt noch auf Erholungskurs: Im März hatten Hauptkunden Auftragszusagen für die kommenden zwei Jahre gegeben, wie Insolvenzverwalter Michael Pluta (Pluta) erneut betonte. Frisches Geld sollte auch der Verkauf der mexikanischen Tochtergesellschaft sowie der Allgaier Sachsen GmbH im August einbringen.
Die Allgaier-Gruppe, bekannt für die Herstellung von Karosserieteilen, hatte im Juni 2023 Insolvenz angemeldet. Für den Hauptstandort bleibt die Suche nach einem neuen Investor weiterhin dringend. Pluta versichert, dass es in diesem Jahr keine Kündigungen bei den rund 700 Beschäftigten geben soll, doch ohne eine Lösung könnte ein Auslaufen des Betriebs unvermeidbar sein.
Autozulieferer Schlote restrukturiert sich mit dem Starug
Die Schlote Holding muss sich restrukturieren. Ihr Instrument der Wahl ist das vorinsolvenzliche Starug-Verfahren, wie der Autozulieferer mitteilte. Diese Entscheidung fiel, nachdem alternative Lösungsansätze in den bisherigen Verhandlungen gescheitert waren.
Die geplante Sanierung konzentriert sich ausschließlich auf die finanzielle Lage der Holding sowie die Tochtergesellschaften Schlote GmbH & Co. KG und Schlote Saar GmbH. Andere Gesellschaften des Schlote-Konzerns bleiben unberührt. Das Verfahren zeichnete sich bereits Anfang des Jahres ab, als Schlote eine Anleihe restrukturieren musste.
TMA wählt Dorothee Prosteder zur neuen Vorsitzenden
Frische Brise für die Gesellschaft für Restrukturierung. Die TMA Deutschland hat auf ihrer Mitgliederversammlung eine neue Führung gewählt. Dorothee Prosteder von Noerr übernimmt den Vorsitz von dem Morgan-Stanley-Banker Oliver Kehren. Er bleibt weiterhin im geschäftsführenden Vorstand. Neu im geschäftsführenden Vorstand ist Gerd Sievers (HF Opportunities), während Matthias Hofmann (Pohlmann Hofmann) als neuer Schatzmeister fungiert.
Im erweiterten Vorstand gibt es ebenfalls neue Gesichter: Gesche Basile von Triton Investments Advisers, Rainer Bizenberger von Alixpartners, Nadja Reiß von K&L Gates und Stefan Sanne von Deloitte wurden neu gewählt.
Bestätigt in ihren Positionen wurden Kolja von Bismarck (Clifford Chance), Henning Block (Rothschild & Co Deutschland), Frank Grell (Latham & Watkins), Timo Kamp (McKinsey & Company), Nils R. Kuhlwein von Rathenow (A.T. Kearney), Leo Plank (Kirkland & Ellis) und Eva Ringelspacher (Dr. Wieselhuber & Partner).
Kika/Leiner ist erneut insolvent
Kika/Leiner ist erneut pleite. Der österreichische Möbelhändler hat Mitte November einen Insolvenzantrag gestellt, wie der Gläubigerschutzverband Creditreform berichtet. Das Verfahren wurde ohne Eigenverwaltung eröffnet. Demnach sollen sich die Kostensteigerungen, die Rezession und die Kaufzurückhaltung negativ niedergeschlagen haben. Die Verbindlichkeiten belaufen sich derzeit auf 113 Millionen Euro, könnten aber bei einer endgültigen Insolvenz auf 139 Millionen Euro steigen. Kika/Leiner betreibt noch 17 Filialen und beschäftigt rund 1350 Mitarbeiter.
Im Vorinsolvenzverfahren haben bereits 500 Gläubiger Forderungen von 93 Millionen Euro angemeldet. Von diesen sind bislang 74 Millionen Euro anerkannt worden. Eine Quote von 20 Prozent soll den Gläubigern innerhalb von zwei Jahren ausgezahlt werden, finanziert durch einen unbekannten Investor.
2023 verkaufte Signa die Kika/Leiner-Immobilien an Supernova und das operative Geschäft an ein Management-Team um Hermann Wieser. Im beantragt, das zur Schließung von 23 Standorten und zur Kündigung von 1.900 Mitarbeitern führte. Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen sei „die Sanierung des schwer angeschlagenen Möbelhauses leider nicht möglich“, teilte das Management mit. Das heißt: Mit der erneuten Insolvenz droht das endgültige Aus für die Möbelkette.
Weitere Insolvenz- und Sanierungsverfahren
Der Baudienstleister ISG Deutschland hat einen Investorenprozess gestartet, um einen langfristigen Partner zu finden. Der M&A-Prozess ist Teil des Sanierungskonzepts, das von Pluta, darunter Philip Konen und Ludwig Stern, und dem vorläufigen Sachwalter Jan Markus Plathner (Brinkmann & Partner) betreut wird. Seit Mitte Oktober befindet sich der Baudienstleister in einem Eigenverwaltungsverfahren. Der Geschäftsbetrieb läuft weiter.
Auch das Fliesen-Zentrum Deutschland ist den Schritt in ein Eigenverwaltungsverfahren gegangen. Günter Staab (Staab & Kollegen) wurde als vorläufiger Sachwalter bestellt. Das traditionsreiche Familienunternehmen mit Hauptsitz in Föhren und zwölf weiteren Standorten kämpft mit den Folgen einer schwierigen Marktlage und interner Herausforderungen. Unter der Leitung von Ingo Grünewald (Professor Schmidt) soll das Unternehmen restrukturiert werden.
Distressed M&A
In der Insolvenz von FTI Touristik geht der Verkaufsprozess voran: Die Insolvenzverwalter Axel Bierbach und Oliver Schartl (Müller-Heydenreich Bierbach & Kollegen) haben das Labranda Marine Aquapark Hotel auf Kos verkauft. Das Vier-Sterne-Hotel ging an White Olive Hotels, eine Tochter des polnischen Reiseanbieters Rainbow Tours. Der Verkauf sichert den Fortbestand des Hotels und ist Teil eines umfassenden internationalen Verkaufsprozesses, der von der US-Investmentbank Stifel geleitet wird. Derweil fordern FTI-Gläubiger rund 840 Millionen Euro von dem Reiseunternehmen zurück. Die Insolvenzverwalter rechnen allerdings mit einer geringen Quote und demzufolge schlechten Aussichten für die Gläubiger.
Auch in der Insolvenz des Matratzenherstellers Breckle ist es zu einem Distressed-M&A-Deal gekommen. Das Breckle-Unternehmen Lapur, das Weichschaummatratzen herstellt, hat mithilfe der M&A-Beratung Enomyc einen Käufer gefunden. Der Investor Bönning+Sommer hat Lapur in Nordheim gekauft. Diese Transaktion wurde im Auftrag von Eckert Rechtsanwälte, dem Insolvenzverwalter der Breckle Gruppe, durchgeführt. Breckle hatte im Frühjahr 2024 Insolvenz angemeldet. Dank der Übernahme bleiben die Arbeitsplätze bei Lapur erhalten. Zudem haben lokale Investoren die Betriebsimmobilie der Breckle-Gruppe übernommen.
Simon Eickmann wird Partner bei Pluta
Die Restrukturierungsberatung erhält Verstärkung: Simon Eickmann wird neuer Partner bei Pluta Management. Seit 2016 ist Eickmann bereits im Team. Der Betriebswirt bringt umfassende Erfahrung in der Sanierungs- und Restrukturierungsberatung sowie in der Transaktionsberatung mit. Sein Fokus umfasst finanzwirtschaftliche Analysen, die operative Umsetzung von Sanierungsmaßnahmen und die Erstellung integrierter Unternehmensplanungen. Als Geschäftsführer der neu gegründeten Einheit Pluta Digital soll er zudem die Digitalisierungsstrategie des Unternehmens vorantreiben.
Neben seiner Tätigkeit in Deutschland begleitete Eickmann internationale Projekte und sammelte wertvolle Erfahrungen in der US-amerikanischen Restrukturierungspraxis durch eine Entsendung zu B. Riley Financial in Atlanta und New York.
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Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.
