Luxusuhrenhändler Chronext aus der Insolvenz gerettet
Die Düsseldorfer The Platform Group hat die vollständige Übernahme des Luxusuhrenhändlers Chronext Group bekanntgegeben. Der Deal umfasst alle Vermögenswerte, Lagerbestände sowie Marken- und Online-Rechte des Online-Händlers mit Standorten in Köln und der Schweiz.
Innerhalb von nur knapp zehn Jahren ist Chronext zu einem führenden Anbieter von Luxusuhren in Europa aufgestiegen – und dann in die Insolvenz gerutscht. Das Unternehmen musste im August 2024 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten eine Sanierung in Eigenverwaltung beantragen. Diese spezielle Form der Insolvenz ermöglicht es Unternehmen, sich vor der Zahlungsunfähigkeit zu restrukturieren.
2021 hatte Chronext sogar noch mit einem Börsengang geliebäugelt, der jedoch verschoben wurde. Nach einer Restrukturierung und einem Führungswechsel im Frühjahr 2023 blieb das Unternehmen hinter den Rentabilitätserwartungen zurück. Die neue Geschäftsführerin Frederike Knop plant nun mit Unterstützung der Platform Group eine Strategie, die den Marktplatzansatz um zertifizierte Fachhändler erweitern soll. Ziel ist es, das Händlernetzwerk und das Produktportfolio ab dem zweiten Quartal 2025 auszubauen.
Pitstop geht an den Kfz-Versicherer Huk Coburg
Deutschlands größter Kfz-Versicherer Huk Coburg plant die Übernahme der Auto-Werkstattkette Pitstop. Der Versicherer ist bereits an der Werkstattkette beteiligt und will seinen Anteil nun von 25,1 auf 84,9 Prozent erhöhen. Der bisherige Mehrheitseigner Stefan Kulas zieht sich im Zuge dessen zurück, bleibt jedoch in der Geschäftsführung. Der Reifenhersteller Bridgestone hält weiterhin den Minderheitsanteil von gut 15 Prozent.
Diese Akquisition ist Teil der Strategie von Huk, sich als umfassender Mobilitätsdienstleister zu positionieren. Neben Versicherungen betreibt das Unternehmen auch die Gebrauchtwagen-Onlinebörse „Autowelt“. Durch die Übernahme von Pitstop, das in über 200 Städten vertreten ist, erhofft sich Huk eine bessere Kontrolle über Werkstattkosten, die für Versicherer ein wesentlicher Kostenfaktor sind.
Adnoc ist mit Covestro-Übernahme so gut wie am Ziel
Der arabische Ölkonzern Adnoc hat sich die Mehrheit am deutschen Kunststoffhersteller Covestro gesichert. Mit 70 Prozent der Aktienanteile, die angedient wurden, übertrifft Adnoc das ursprüngliche Ziel von 50 Prozent plus einer Aktie deutlich. Der Kaufpreis liegt bei 62 Euro pro Aktie, was die Übernahme auf ein Volumen von 11,6 Milliarden Euro hebt.
Es ist die größte Transaktion in der europäischen Chemieindustrie seit Jahren. Adnoc plant, Covestro in die neu gegründete Investmentgesellschaft XRG zu integrieren, um zu den fünf größten Chemieherstellern weltweit aufzusteigen. Dabei bleibt die vollständige Übernahme von Covestro das Ziel. Ein Squeeze-out könnte den restlichen Aktionären drohen, falls Adnoc in der zweiten Andienungsrunde nur 95 Prozent der Stimmrechte erreicht.
M&A-Gerüchteküche
Europas größter Vermögensverwalter, der französische Finanzkonzern Amundi, hat nach Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg ein Auge auf Allianz Global Investors geworfen. Insider berichten, dass Amundi seit Monaten Gespräche mit der Mutter Allianz über eine mögliche Übernahme oder Partnerschaft führt. Eine vollständige Übernahme oder ein Joint Venture, bei dem die Allianz einen Anteil behält, sind denkbar. Die Gespräche sollen weit fortgeschritten sein, berichtet Bloomberg, eine Einigung könnte noch vor den Jahresergebnissen im Februar erfolgen.
Schon im April wurden die Gerüchte über eine Übernahme von ProSiebenSat.1 lauter, nun konkretisieren sie sich weiter. Der italienische Großaktionär Media For Europe (MFE) soll eine mögliche Übernahme von ProSiebenSat.1 planen und dafür einen Milliardenkredit bei Banken sondieren. Dies berichtete die Nachrichtenagentur Reuters mit Verweis auf Insider. Ein Darlehen über 3,4 Milliarden Euro soll ab Dezember bereitstehen und fünf Jahre laufen. Der italienischen Zeitung „Il Messaggero“ zufolge soll Unicredit eine führende Rolle beim Kredit spielen, weitere involvierte Banken seien Banco BPM, BPER Banca, BNP Paribas, Deutsche Bank und Intesa Sanpaolo. Der Berlusconi-Familie, die hinter Media For Europe steht, wurde in der Vergangenheit immer wieder Interesse an einer Übernahme der Unterföhringer nachgesagt. Aktuell beläuft sich die Beteiligung der Italiener an dem Medienhaus auf 30 Prozent.
Weitere M&A-Deals
Körber stärkt seine Position im Pharmamarkt durch den Erwerb von Wilhelm Bähren. Mit dieser strategischen Akquisition erweitert Körber sein Verpackungsportfolio um innovative Lösungen für Etiketten und Packungsbeilagen. Dies ermöglicht es dem Unternehmen, seinen Kunden ein umfassendes Angebot an Sekundärverpackungen anzubieten, das Faltschachteln, Etiketten und Packungsbeilagen umfasst. Bähren bringt seine Erfahrung in der Digitalisierung und Automatisierung von Prozessen ein, was die Skalierung und das Management von Wachstum erleichtert.
Der französische Energieriese Totalenergies wartet mit einem Milliarden-Deal auf dem deutschen Markt auf. Für 1,57 Milliarden Euro übernimmt der Konzern die VSB-Gruppe, einen deutschen Entwickler für erneuerbare Energien. Mit dieser Akquisition erweitert Totalenergies seine Wertschöpfungskette im integrierten Stromgeschäft. VSB bringt eine Pipeline von 18 Gigawatt an Wind-, Solar- und Batteriespeicherprojekten mit, die hauptsächlich in Deutschland, Polen und Frankreich angesiedelt sind. Parallel dazu hat Totalenergies 50 Prozent eines Portfolios aus Solar- und Batteriespeicherprojekten in den USA an Apollo verkauft. Dieser Verkauf spült Total Energies 800 Millionen US-Dollar in die Kasse. Beratend zur Seite stand dem Energiekonzern die Investmentbank Lazard, VSB wurde von Nomura beraten.
Der Verbindungselemente-Hersteller Norma aus Maintal plant eine strategische Neuausrichtung und stellt im Zuge dessen sein Wassermanagement-Geschäft ins Schaufenster. Diese Sparte, die bisher als Wachstumsfeld galt, entwickelte sich in den ersten neun Monaten des Jahres besser als das Kerngeschäft mit Automobil- und Industrieanwendungen. Dennoch sieht das Unternehmen in der Fokussierung auf Verbindungsteile für Autos, Maschinen und andere Industrieanwendungen größere Chancen. Der Verkauf soll Ressourcen freisetzen, um in diese Kernbereiche zu investieren und das Unternehmen für Investoren attraktiver zu machen.
Scout24 hat die Akquisition der digitalen Marketingplattform für Neubauprojekte Neubau Kompass bekanntgegeben. Durch die Integration versprechen sich die Münchener Synergien, indem sie Immobilienentwicklern und Maklern direkten Zugang zu potenziellen Käufern bieten und die Präsentation von Neubauprojekten optimieren. Kunden von Neubau Kompass profitieren von der größeren Reichweite und Innovationskraft von Immoscout24.
Das skandinavische IT-Consulting-Unternehmen Emagine Consulting hat sämtliche Geschäftsanteile der Allgeier Experts Holding und ihrer vier deutschen Tochtergesellschaften von der börsennotierten Allgeier erworben. Mit diesem strategischen Schritt stärkt Emagine seine Marktposition in Deutschland. Allgeier Experts gilt seit über 30 Jahren als etablierter Anbieter von Personal- und Projektlösungen im IT- und Ingenieurbereich. Emagine, ein Portfoliounternehmen des skandinavischen Private-Equity-Investors Axcel, ist in zwölf Ländern mit 25 Büros vertreten. Die Transaktion wurde von Noerr (Federführung: Till Kosche und Evelin Moini) in Zusammenarbeit mit der dänischen Kanzlei Plesner begleitet.
Eurocov Beverage und Eurocov Holding haben im Rahmen eines Bieterverfahrens die kriselnde Altenburger Destillerie übernommen. Der Verkauf erfolgte als Asset-Deal durch den Insolvenzverwalter Rolf Rombach. Die Traditionsdestillerie, die im Dezember 2023 Insolvenz angemeldet hatte, wird durch die Übernahme gerettet, wobei ein Großteil der Beschäftigten übernommen wird. Der Standort in Altenburg soll erhalten bleiben. Die 1948 gegründete Destillerie ist bekannt für ihr breites Sortiment an Spirituosen wie Wodka, Rum und Gin und hat sich einen Namen im Handels-Eigenmarkengeschäft gemacht. Eurocov wurde bei dem Deal von einem auf Distressed-M&A spezialisierten Team der Kanzlei Theopark (Federführung: Rainer Schaaf) beraten.
Info
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Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.
