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CFO Maike Schuh verlässt Evonik

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Finanzvorständin Maike Schuh verlässt Evonik mit sofortiger Wirkung und beendet vorzeitig ihren Vertrag. Foto: Evonik
Finanzvorständin Maike Schuh verlässt Evonik mit sofortiger Wirkung und beendet vorzeitig ihren Vertrag. Foto: Evonik

Nach zehn Jahren bei Evonik wird CFO Maike Schuh das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen. Das teilte der Chemiekonzern am heutigen Donnerstag mit. Sie wird die Essener mit sofortiger Wirkung verlassen. Ihr Vertrag wäre regulär bis zum 31. März 2028 gelaufen. Die studierte Juristin gehörte seit April 2023 dem Vorstand an und verantwortete dort das Finanzressort.

Schuh startete ihre Laufbahn bei Evonik im Accounting-Bereich, bevor sie 2020 in die neu gegründete Division „Performance Materials“ wechselte. Dort übernahm sie 2022 die Leitung. Vor ihrer Zeit bei dem Chemiekonzern war die Juristin bei dem Big-Four-Haus KPMG und dem Technologieunternehmen Heraeus tätig. Wohin es die Finanzerin nun zieht, ist nicht bekannt.

Evonik-CEO übernimmt kommissarisch Finanzressort

Der Vorstandsvorsitzender von Evonik, Christian Kullmann, wird das Finanzressort kommissarisch leiten, bis ein Nachfolger gefunden ist. Die operativen Aufgaben von Schuh übernimmt ab sofort Claus Rettig, der als Generalbevollmächtigter des Unternehmens und Regional President Asia-Pacific bereits über umfassende Erfahrungen verfügt. In seiner Funktion berichtet Rettig direkt an Kullmann.

Kullmann zeigte sich dankbar für die Zusammenarbeit: „Wir respektieren Maikes Entscheidung. Ich kenne und schätze sie seit zehn Jahren.“ Mit ihrer Expertise und ihren Erfahrungen – auch im operativen Geschäft – habe sie sich um das Unternehmen verdient gemacht.

„Gerade die letzten Jahre waren nicht einfach, denn wir mussten uns in einem zunehmend schwierigen Umfeld behaupten.“

Maike Schuh, Ex-CFO Evonik

Schuh begleitete die Transformation von Evonik maßgeblich

Die scheidende CFO selbst äußerte sich positiv über ihre Zeit bei dem Chemiekonzern: „Ich hatte zehn gute und spannende Jahre bei Evonik und ich bin froh und dankbar für diese Zeit. Gerade die letzten Jahre waren nicht einfach, denn wir mussten uns in einem zunehmend schwierigen Umfeld behaupten. Das ist uns immer wieder gut gelungen.“

Schuh kam zu einem disruptiven Zeitpunkt in die Finanzverantwortung. 2023 steckte Evonik inmitten einer Transformation, weg von der großvolumigen, zyklusabhängigen Basischemie, hin zur weniger zyklischen, margenstarken Spezialchemie, die auch im Sinne der Nachhaltigkeit steht.

Marktumfeld trübt Prognose bei Evonik

2023 kommunizierte CEO Kullmann einen Radikalumbau: Bis Ende 2025 sollten etwa drei Standorte in Europa umgewandelt werden, deren Geschäft künftig von Dienstleistungsunternehmen übernommen werden soll. Ende 2024 gab der Chemiekonzern seine neue Struktur bekannt. Seit 2025 gliedert sich der Konzern in die drei Segmente „Custom Solutions“, „Advanced Technologies“ und „Infrastructure“, und stellt sich damit schlanker auf.

Zum Ende des vergangenen Geschäftsjahres erwirtschafteten die Essener mit rund 32.000 Mitarbeitenden einen Umsatz von 15,2 Milliarden Euro, bei einem Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 2,1 Milliarden Euro. Zum Jahresbeginn erwartete Evonik ein bereinigtes Ebitda zwischen 2 und 2,3 Milliarden Euro. Zum Ende des zweiten Quartals bestätigte der Chemiekonzern zwar seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr, erwartet allerdings ein Ergebnis am unteren Ende der Spanne.

Künftiger Evonik-CFO muss Börse im Blick haben

Eine Aufgabe des künftigen CFO wird es sein, die Investoren von Evoniks Transformationsprojekt zu überzeugen. Die Aktie befindet sich seit Jahren auf dem Weg Richtung Süden, die Zeiten, als das Papier bei fast 40 Euro notierte (2015), sind lange vorbei. Als Schuh im April 2023 die CFO-Rolle übernahm, notierte die Evonik-Aktie lediglich bei knapp 20 Euro. Am heutigen Donnerstag war die Aktie gerade einmal gut 15 Euro wert. Es wird ein weiter Weg sein, wieder zu alten Hochzeiten zurückzufinden.

Esra Laubach ist Redakteurin bei FINANCE und widmet sich schwerpunktmäßig den Themen Transformation, Restrukturierung und Recht. Sie ist Sprach- und Kommunikationswissenschaftlerin. Vor FINANCE war sie rund fünf Jahre als Legal-Journalistin für den Juve Verlag in Köln tätig, wo sie auch ihr journalistisches Volontariat absolvierte. Esra Laubach arbeitete während ihres Studiums multimedial u.a. für das ARD-Morgenmagazin, mehrere Zeitungen und moderierte beim Hochschulradio Kölncampus.