Die Volkswagen-Lastwagensparte Traton, zu der die Marken MAN und Scania gehören, gilt als heißer Börsenaspirant. Doch Spartenchef Andreas Renschler hat nun die Erwartungen zurechtgerückt: Noch sei über einen Börsengang nicht entschieden, mahnte er am Rande der Nutzfahrzeugmesse IAA. Die Sparte habe alle Synergieprojekte noch vor sich, lässt sich Renschler zitieren. Auch Übernahmen seien nicht ausgeschlossen.
Traton, das bis zum Sommer dieses Jahres als „VW Truck & Bus“ firmierte, hat seit Beginn der Woche Details zu gleich mehreren strategischen Kooperationen bekanntgegeben: Mit der chinesischen CNHTC Group soll ein Joint Venture für die Produktion schwerer Lkw für den chinesischen Markt entstehen. Mit der japanischen Hino Motors will Traton wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen für die Beschaffung gründen sowie die Kräfte im Bereich E-Mobilität bündeln. Mit dem US-Digitaltechnikunternehmen Solera arbeitet Traton künftig im Flottenmanagement sowie bei digitalen Verkaufslösungen eng zusammen.
VW macht Traton fit für Börsengang
Die beschwichtigenden Aussagen Renschlers kommen nur wenige Tage, nachdem VW bei den Vorbereitungen aufs Tempo gedrückt hat: Erst zu Beginn dieser Woche hatten die Wolfsburger mitgeteilt, die Lastwagensparte bereits bis zum Jahresende für einen IPO fitzumachen. Schon Ende 2018 soll Traton kapitalmarktfähig sein, interne Strukturen und Prozesse sind dem Autobauer zufolge bereits entsprechend aufgesetzt worden.
Für die Vorbereitungen eines möglichen IPOs werden derzeit Investmentbanken und Rechtsanwälte mandatiert. Traton erhält die Rechtsform einer Europäischen Gesellschaft (SE). „Mit einem möglichen Börsengang würde Traton seine Unabhängigkeit und finanzielle Flexibilität weiter erhöhen“, hieß es bei VW. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch sagte: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die Weichen für die Zukunft von Traton zu stellen.“
Traton musste CFO-Wechsel verwinden
FINANCE-Köpfe
Die Abspaltung Tratons hatte VW im Frühjahr eingeläutet. Damals wurde der Plan publik, dass der Autobauer seine Lastwagensparte ohne das Maschinenbaugeschäft an die Börse bringen will. „Das Pkw-Geschäft unterscheidet sich grundlegend vom Lkw-Geschäft, und die Synergien beschränken sich im Wesentlichen auf Einkaufsthemen. Daher ist eine Trennung der Bereiche absolut sinnvoll“, kommentierte VW-CFO Frank Witter zu Wochenbeginn die Abspaltung. Die endgültige Entscheidung über einen möglichen IPO werde „abhängig vom Marktumfeld und zum gegebenen Zeitpunkt gefällt“.
Bei den IPO-Vorbereitungen musste Traton bereits den überraschenden Abgang des damaligen Finanzchefs Matthias Gründler im Mai verkraften. Sein Nachfolger Christian Schulz ist seit wenigen Wochen im Amt und wäre als CFO maßgeblich für einen Börsengang verantwortlich.
