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Wenn KI lügt – Lehren aus dem Deloitte-Desaster 

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Deloittes KI-Desaster zeigt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Foto: josefkubes - stock.adobe.com
Deloittes KI-Desaster zeigt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Foto: josefkubes - stock.adobe.com

Der Fall Deloitte Australien zeigt, wie dünn die Linie zwischen Effizienz und Fahrlässigkeit wird, wenn Künstliche Intelligenz unkontrolliert in die Wirtschaftsprüfung einzieht. Ein Bericht, erstellt mithilfe eines KI-Tools, musste zurückgezogen werden – weil die Maschine Fakten erfand. „Halluzination“ nennt man das euphemistisch. Im Klartext: Die KI hat gelogen. 

Die Verlockung der neuen Technologien ist groß: KI spart Zeit, liefert blitzschnell Analysen, formuliert scheinbar brillante Texte. Doch was plausibel klingt, kann brandgefährlich falsch sein. Für Prüfungs- und Beratungsgesellschaften, deren Geschäft auf Vertrauen basiert, ist das Gift. Wer sich blind auf generative Modelle verlässt, riskiert seine Glaubwürdigkeit – und die seiner Branche. 

Abkürzung entpuppt sich manchmal als Umweg 

Auch Finanzabteilungen kennen das Phänomen: Nach der Euphorie über ChatGPT im November 2022 folgt fast drei Jahre später oft Ernüchterung. Die vermeintliche Abkürzung entpuppt sich als Umweg. Denn gute KI-Ergebnisse sind kein Selbstläufer – sie erfordern Datenqualität, Training und Kontrolle. 

Das Problem ist nicht die Technologie, sondern die Naivität, mit der sie teilweise eingesetzt wird. KI ist kein Ersatz für Urteilsvermögen. Wer das vergisst, gefährdet mehr als nur eine Analyse – er gefährdet Vertrauen, Reputation und letztlich Mandate. Am Ende muss beim KI-Einsatz immer eine saubere Prüfung durch Menschen stehen. 

Vormarsch der KI gestoppt? 

Wird das den Vormarsch der KI stoppen? Sicher nicht. Der Druck, effizienter zu werden, ist zu groß. Doch gerade deshalb braucht es klare Spielregeln: Governance, Validierung, Verantwortlichkeiten. Wirtschaftsprüfer, die KI einsetzen, müssen sie auch prüfen können – sonst prüfen sie bald nur noch sich selbst. 

Der Deloitte-Fall ist kein Ausrutscher, sondern ein Weckruf: Künstliche Intelligenz kann Großes leisten – aber nur, wenn echte Intelligenz sie führt. 

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.