Deloitte verstärkt sich im Bereich Analytics und Künstliche Intelligenz: Das Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshaus holt sich die Gründer samt zehnköpfigem Team des Softwareherstellers Trufa sowie die gleichnamige Softwarelösung ins Haus. Das Start-up aus Heidelberg wurde 2013 von Ralph Treitz und Andreas Mielke gegründet. Nach dem Asset Deal wird das Unternehmen Trufa aufgelöst. Über den Kaufpreis ist nichts bekannt.
Das Team und die Führung werden in die Sparte Deloitte Digital wechseln und von den Standorten München und Mannheim aus arbeiten. Trufa ist eine Software-as-a-Service-Lösung, die auf Analytics, Process Mining und das Autonomous Performance Management fokussiert ist. So analysiert die Software etwariesige Datenmengen und zeigt Stellschrauben auf, um beispielsweise das Working Capital Management zu verbessern.
Deloitte will führend in Digitalberatung werden
Sich solche Expertise ins Haus zu holen, ist für Deloitte sehr wichtig: Das Big-Four-Haus positioniert sich zunehmend als Berater für Unternehmen, was sich auch in den starken Wachstumsraten im Consulting-Geschäft zeigt. Mit einem Zuwachs von über 50 Prozent ist die Beratungssparte von Deloitte im Geschäftsjahr 2017 wesentlich stärker als die der Konkurrenten KPMG, PwC und EY gewachsen.
Insbesondere in der Beratung für die digitale Transformation will Deloitte die Nummer 1 werden, wie CEO Martin Plendl vor wenigen Wochen bekräftigte. Zukäufe spielen dabei eine wichtige Rolle, im vergangenen Herbst legte Deloitte einen regelrechten M&A-Marathon hin: Im Oktober kaufte die Beratung die Start-up-Schmiede Makers, im September den Analytics-Spezialisten SCDM Germany und im August die Digitalagentur Acne.
Zugleich muss Deloitte sich die Expertise auch über neue Mitarbeiter ins Haus holen. Im Oktober 2017 gewann das Unternehmen die Telekom- und Digitalisierungsexpertin Christine Mareen von der PwC-Tochter Strategy&. Auch bei den Hochschulabsolventen wird Deloitte bei den sogenannten „Digital Talents“ immer attraktiver, zeigte kürzlich eine Auswertung des Marktforschungsunternehmens Trendence.
Doch der Wettbewerb ist hart. Denn auch die Konkurrenten KPMG, PwC und EY haben die Beratung und die Digitalisierungsberatung im Speziellen als Wachstumsfeld auserkoren und sich dort in den vergangenen Jahren immer wieder über Zukäufe oder neue Teams verstärkt.
Kritiker wollen Big Four aufspalten
Das starke Wachstum der Big Four ruft auch viele Kritiker auf den Plan, die wegen der zunehmenden Beratungsleistungen befürchten, dass die Unabhängigkeit in der Wirtschaftsprüfung leiden könnte. Nach einem Bilanzskandal wird in Großbritannien aktuell sogar erneut diskutiert, ob Wirtschaftsprüfern die Beratung nicht gesetzlich verboten werden sollte.
Deloitte-Chef Plendl hat dazu eine klare Meinung: „Warum sollte man die Big Four aufspalten? Ich kenne kein einziges Argument, warum eine Trennung zu einer Qualitätsverbesserung bei der Prüfung führen soll“, sagte er vor wenigen Wochen.
Info
Noch nie war der Wettbewerb zwischen den Big Four so hart wie derzeit. Wer schnappt sich die lukrativsten Mandate, wer wächst am stärksten und wer hat die beste Strategie? Bleiben Sie auf dem Laufenden mit unserer Themenseite zu den Big Four.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.