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Anshu Jain geht zu Cantor Fitzgerald

Anshu Jain (links) und Jürgen Fitchen (rechts) sollten gemeinsam an der Spitze die Deutsche Bank aus der Krise führen. Im Sommer 2015 verließ Jain die Bank, jetzt hat er eine Stelle bei Cantor Fitzgerald gefunden.
Deutsche Bank

Der ehemalige Co-Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, hat eine neue Stelle. Eineinhalb Jahre nach seinem Ausscheiden bei Deutschlands größter Bank heuert er beim international wenig bekannten US-Wertpapierhaus Cantor Fitzgerald an. Dort soll Jain an der Seite von Vorstandschef Howard Lutnick die neugeschaffene Position „President“ einnehmen, heißt es in einer Pressemitteilung des US-Finanzdienstleisters.

Gegenüber dem „Wall Street Journal“ erklärt Lutnik, dass Jain keine aktive Rolle im Tagesgeschäft einnehmen, sondern vielmehr die Expansion von Cantor Fitzgerad überwachen soll. Der auf Anleihehandel spezialisierte Finanzdienstleister will seine Geschäfte insbesondere in Asien ausbauen. Jain, der auch als Investmentbanker bei der Deutschen Bank vor allem im Bereich Anleihehandel gearbeitet hatte, wird von London aus arbeiten.

Über die neue Stelle verhandelte Cantor Fitzgerad bereits seit Mitte 2016 mit Jain, schreibt das „Manager Magazin“. Cantor Fitzgerald hat schwere Jahre hinter sich: Der Broker hatte rund zwei Drittel seiner Mitarbeiter beim Anschlag auf das World Trade Center am 11. September 2001 verloren.

Anshu Jain war bei der Deutschen Bank glücklos

Jain, der zwischenzeitlich bei dem Fintech Social Finance im Sillicon Valley angeheuert hatte, war während seiner Zeit bei der Deutschen Bank zunehmend unter Beschuss geraten. Er arbeitete von 1995 bis 2015 bei dem Geldhaus, unter anderem als Leiter des Investmentbankings und zuletzt als Co-Chef an der Seite von Jürgen Fitschen. Beide hatten einen „tiefgreifenden kulturellen Wandel“ angekündigt, konnten diesen Anspruch aber nicht erfüllen.

Nach wachsender Kritik verließ Jain die Bank im Sommer 2015. Viele der heutigen Skandale der Deutschen Bank hatten ihren Ursprung im von Jain geleiteten Investmentbanking. Er liegt mit seinem ehemaligen Arbeitgeber nach wie vor im Clinch, der Boni in Millionenhöhe von ehemaligen Vorständen – am meisten von Jain – zurückfordern will.  

Mit seinem Wechsel zu einem eher unbekannten Finanzdienstleister ist Jain nicht alleine. So leitet Bob Diamond, der frühere Chef der britischen Großbank Barclays, inzwischen das kleine und erst vor wenigen Jahren gegründete Bankhaus Atlas Merchant Capital, das eine Bankengruppe in Afrika aufbaut. Wegen der scharfen Regulierung von Großbanken werden solche kleinen und fokussierten Finanzdienstleister für frühere Topmanager als Arbeitgeber tendenziell attraktiver.

julia.schmitt[at]finance-magazin.de

Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.