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Bankenkrise: Bafin-Präsident Branson gibt Entwarnung für Deutschland

Das deutsche System sei nicht direkt von den Unruhen rund um die Credit Suisse und UBS betroffen, sagt der Bafin-Chef. Foto: Maurice Kohl
Das deutsche System sei nicht direkt von den Unruhen rund um die Credit Suisse und UBS betroffen, sagt der Bafin-Chef. Foto: Maurice Kohl

Die Zwangsehe der Credit Suisse mit UBS am vergangenen Wochenende hat große Wellen geschlagen. Der Finanzsektor war seit dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank extrem nervös – weiterhin schauen Beobachter beunruhigt auf die Entwicklungen.

Von daher war es besonders spannend zu sehen, wie sich der oberste deutsche Bankenaufseher Mark Branson zur Lage äußern würde. Dazu kam es am gestrigen Nachmittag, wo er von Nicholas Comfort, Finanzkorrespondent von „Bloomberg News“ zur aktuellen Lage interviewt wurde – im 17. Stockwerk mitten in Frankfurts City, umringt von zahlreichen anderen Türmen.

Die wichtigste Botschaft: Branson gab für Deutschland Entwarnung. Er betonte, dass das deutsche Finanzsystem robust und stabil sei – und nicht direkt von den Unruhen rund um die Schweizer Großbanken betroffen sei.

Allerdings räumte er ein, dass die Effekte der scharfen Zinswende auch andere Institute treffen könnte. Nicht jedes sei gleich gut gerüstet, speziell „einige kleinere Banken mit wenig Überschusskapital und erhöhten Zinsänderungsrisiken” könnten anfällig sein. Insgesamt profitierten die meisten Institute aber von den höheren Zinsen.

Die Rolle von Social Media in der Bankenkrise

Im Vergleich zu den Zeiten der Finanzkrise 2008, speziell nach der Pleite der US-Bank Lehman Brothers, hätten sich die Rahmenbedingungen deutlich geändert. Insbesondere die sozialen Netzwerke und die deutlich schnelleren Kommunikationswege hätten dazu geführt, dass Anleger ihre Gelder noch rascher abziehen als das bei der vergangenen Bankenkrise der Fall war, erklärt der Bafin-Chef.

Dennoch bestehe derzeit kein Ansteckungsrisiko für deutsche Banken. Gleichermaßen erwartet Branson keine weiteren Fusionen zweier großen Banken in Europa als Reaktion auf den Merger von Credit Suisse und UBS. Ein relevanter Faktor für Bankenkrisen ist heute Liquiditätsstress, in der Vergangenheit war häufig eine zu geringe Kapitalisierung das Problem.

Bafin-Chef arbeitete bereits bei der Finma

Mark Branson ist seit August 2021 Präsident der Bafin. Er ist angetreten, um die Finanzaufsicht zu einem schärferen Schwert zu machen. Wegen der Wirecard-Pleite und den mangelhaften Prüfungen des Zahlungsdienstleisters aus München musste Vorgänger Felix Hufeld damals seinen Hut nehmen. Der ehemalige Bundesfinanzminister und heute deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz beschloss damals, die Behörde neu zu organisieren.

Mit dem Schweizer Markt verbindet den gebürtigen Briten Branson ein ganz besonderes Verhältnis: Vor seiner Funktion bei der Bafin war der 54-Jährige sieben Jahre lang Leiter der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma), die nach dem Wanken der Credit Suisse in der Kritik steht. Er arbeitete zuvor außerdem sowohl bei der Credit Suisse als auch bei der UBS: Bei ersterer stieg er 1994 ein. Vier Jahre später wechselt er zur Schweizer Großbank UBS. Dort war er bis 2009 in verschiedenen Positionen tätig, zuletzt als Chef der weltweiten Kommunikation in Zürich.

Hannah Weimann ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat in Mainz Wirtschaftsrecht mit internationalem Schwerpunkt studiert. Während ihres Studiums hat sie bereits in verschiedenen Kanzleien im Bereich Medienrecht und Gesellschaftsrecht sowie in der Compliance-Abteilung eines Finanzinstituts gearbeitet. Vor ihrer Zeit bei FINANCE hospitierte Hannah Weimann in der Lokalredaktion der Allgemeinen Zeitung Mainz. 

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.