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Mark Branson wird neuer Bafin-Chef

Mark Branson wird neuer Bafin-Chef. Er muss das Vertrauen in die Behörde nach dem Bafin-Skandal wieder aufbauen.
Finma

Eine umfassende Reform der deutschen Finanzaufsicht Bafin hatte Bundesfinanzminister Olaf Scholz infolge des Wirecard-Skandals angekündigt. Nun steht fest, unter wessen Führung der Neustart gelingen soll: Mark Branson soll zur Jahresmitte die Nachfolge von Felix Hufeld als Bafin-Präsident antreten, bestätigte das Bundesfinanzministerium. Zuvor hatte das „Handelsblatt“ über die Personalie berichtet. Hufeld wird sich zum Ende dieses Monats zurückziehen.

Sein designierter Nachfolger Mark Branson war bislang Chef der Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma. „Mit ihm an der Spitze wollen wir die Reform der Bafin fortsetzen, damit die Finanzaufsicht mehr Biss erhält“, kommentierte Finanzminister Scholz die Berufung. 

Mark Branson von der Finma zur Bafin

Der studierte Mathematiker Branson arbeitet seit 2010 für die Schweizer Finma. Dort leitete er zunächst die Bankenaufsicht, seit April 2014 steht er der Behörde als Direktor vor. Der 52-Jährige vertritt die Schweiz zudem in internationalen Finanzgremien und ist Vorsitzender der Resolution Steering Group des globalen Finanzstabilitätsrats (FSB).

Auch auf der Bankenseite sammelte Branson, der die Schweizer und die britische Staatsangehörigkeit besitzt, bereits Erfahrung. Vor seinem Wechsel zur Finma war er für die Credit Suisse in London tätig, später wechselte er zur UBS. Für die Schweizer Großbank verantwortete er unter anderem das Japan-Geschäft, von 2008 an war er CFO des Wealth Managements in Zürich und verantwortete die Bereiche Finance, Risk Control, Compliance, Strategieentwicklung sowie Treasury Management.

Branson muss Ruf der Bafin wieder aufbauen

Bei der Bafin wird es für Branson in erster Linie darum gehen, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Der Ruf der Bafin hat im Bilanzskandal um Wirecard schwer gelitten. So konnte die Behörde den Milliardenskandal nicht verhindern und traf Entscheidungen, die im Nachhinein für heftige Kritik sorgten: In einem historischen Beschluss hatte sie beispielsweise 2019 ein vorübergehendes Verbot von Leerverkäufen bei Wirecard-Aktien verhängt. Zudem wurde im vergangenen Jahr bekannt, dass Bafin-Mitarbeiter noch kurz vor der Insolvenz des Zahlungsdienstleisters intensiv mit Wirecard-Aktien handelten. Mittlerweile sind die Vorgaben für Aktiengeschäfte von Bafin-Mitarbeitern verschärft worden.

Die Bafin hatte ihr schlechtes Bild in der Wirecard-Affäre auch damit begründet, dass sie bislang keine Befugnis für forensische Untersuchungen habe. Die im Februar vorgestellten Pläne zur Bafin-Reform wollen der Behörde künftig weitergehende Kompetenzen einräumen, damit sie beispielsweise Hinweise auf Bilanzunregelmäßigkeiten konsequenter verfolgen kann. 

Debatte um Personalaufbau bei der Bafin

Allerdings bräuchte die Bafin bei erweiterten Kompetenzen auch eine schlagkräftigere Truppe. Die Diskussionen über die Personalausstattung laufen gerade auf Hochtouren: Nach Informationen des „Handelsblatts“ soll der Verwaltungsrat der Bafin am heutigen Montag in einer Sitzung insgesamt 158 neue Stellen bewilligen. In der Finanzaufsicht herrsche jedoch die Meinung vor, dass dies nicht ausreichen werde, um die Schlagkraft spürbar zu erhöhen, berichtet die Zeitung weiter.

Dem „Handelsblatt“ zufolge wollte die Bafin ursprünglich fast doppelt so viele Mitarbeiter neu einstellen, beantragt worden seien letztlich aber doch nur 189 Stellen. Nach Streichungen durch das Bundesfinanzministerium geht es nun noch um 158 neue Posten (zum Vergleich: Ende 2019 beschäftigte die Bafin gut 2.700 Mitarbeiter). Den Wunsch nach mehr Personal sehen Banken und Versicherer skeptisch, da sie die Bafin über ein Umlageverfahren finanzieren und ausufernde Kosten befürchten.

Branson soll Reform der Bafin vorantreiben

Der designierte Bafin-Chef Mark Branson, der laut „Handelsblatt“ erst nach wochenlangem Werben von Finanzminister Scholz und Staatssekretär Jörg Kukies zu einem Wechsel bereit gewesen sein soll, hat bei der Schweizer Finma bereits mehrere Themen adressiert, die gerade auch in Deutschland in der Diskussion stehen: In der Schweiz habe es in seiner Amtszeit eine „weitere Professionalisierung“ der Bankenaufsicht gegeben, lobte die Finma zum Abschied. Nach seiner Wahl zum Direktor seien zudem die Verhaltensaufsicht sowie der Kampf gegen Finanzkriminalität in den Fokus gerückt. 

Auch in der Politik wächst die Hoffnung, dass Branson den ramponierten Ruf der Bafin wieder aufpolieren kann: Er bringe gute Voraussetzungen mit, um die Bafin zu neuer Autorität und Schlagkraft zu führen, zitiert die Nachrichtenagentur dpa den FDP-Finanzpolitiker Florian Toncar. Auch Danyal Bayaz von den Grünen nannte die Personalie „vielversprechend“. 

Linken-Politiker Fabio De Masi gab angesichts der Berufung aber zu bedenken, dass die Schweizer Finma als „nicht besonders streng“ gelte. Gerhard Schick, Vorstand der Bürgerbewegung „Finanzwende“, nahm die Bundesregierung in die Pflicht: Für eine konsequente Reform der Bafin brauche Branson „klare Rückendeckung aus Berlin, sonst wird das nicht gelingen“. 

Blöchliger übernimmt interimistisch für Branson

Branson soll sein Amt bei der Bafin spätestens zum 1. August übernehmen. Bis dahin werde der Chef der Bankenaufsicht, Raimund Röseler, die Position ausfüllen, berichtet die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf informierte Kreise.

Die operative Führung der Schweizer Finma wird von Mai an interimistisch das Geschäftsleitungsmitglied Jan Blöchliger übernehmen. Blöchliger leitet seit Juli 2018 den Geschäftsbereich Banken. Der Verwaltungsrat der Finma hat die Nachfolgesuche bereits eingeleitet. Die ausgewählte Person muss danach noch vom Schweizer Bundesrat bestätigt werden.

Info

Auf unserer Themenseite Wirecard können Sie nachlesen, warum die Insolvenz des Münchener Zahlungsdienstleisters auch dem Ansehen der Bafin geschadet hat. Aktuelle Updates um die Causa Wirecard finden Sie immer in unserem Wirecard-Ticker.