Stefan Bender ist einer der großen Gewinner bei der Neuverteilung der Posten im deutschen Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank. Er wird ab dem 15. September Chef der neuen „Unternehmensbank“, in der die Deutsche Bank fortan das Firmenkundengeschäft sämtlicher Größenklassen bündelt. Damit wird der 50-jährige Chef von rund 4.000 Mitarbeitern, die eine halbe Million Firmenkunden betreuen. Der bisherige Firmenkundenchef der Postbank, Ralph Müller, wird die Bank hingegen Ende September verlassen.
Nur noch zwei Postbanker berichten an Bender
Diese Personalie ist ein weiteres Anzeichen dafür, dass die Führung der Deutschen Bank entschlossen ist, die schon 2009 übernommene Postbank wesentlich stärker zu integrieren, als in der Vergangenheit.
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Welche Seite dabei die Zügel in der Hand hält, zeigt nicht nur der Abgang Müllers. Unter den 16 Bereichsleitern, die direkt an Bender berichten, sind nur zwei Postbanker: Reiner Ramacher und Franziska Durán Luis.
Interne Missstimmungen versucht Bender einzufangen, indem er andeutet, dass bei der Verteilung produktspezifischerer Posten wohl mehr frühere Postbanker berücksichtigt werden dürften. Tatsächlich ist die Postbank mit ihrer Tochter PB Factoring insbesondere im Factoring deutlich besser aufgestellt als die Deutsche Bank, die in dem Feld nicht selbst aktiv ist. Das Gleiche gilt für die gewerbliche Immobilienfinanzierung. Auch im Zahlungsverkehr kann sich die Postbank in einigen Bereichen mit der Deutschen Bank messen.
Bender soll bankinternen „Preiswettbewerb“ beenden
Mit der Zusammenführung des Firmenkundengeschäfts beider Häuser, die vor allem in den Reihen der Postbank dem Vernehmen nach für Unruhe sorgt, versucht Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, die Strukturen des Dax-Konzerns zu straffen, der im deutschen Firmenkundengeschäft nach der Einschätzung vieler Finanzchefs teilweise hinter die Commerzbank zurückgefallen ist. „Künftig werden die Zuständigkeiten für alle Unternehmenskunden in sieben Regionen gebündelt“, erläuterte Bender in einem internen Memo. Einen „Preiswettbewerb“ sollen sich die beiden Konzernteile bei Kunden künftig nicht mehr liefern.
Trotzdem sollen die verschiedenen Firmenkunden nach Möglichkeit ihre bisherigen Ansprechpartner behalten – sowohl Kunden der Deutschen als auch der Postbank. Dass Kunden ohne deren Einverständnis einer anderen Einheit oder anderen Ansprechpartnern zugeschlagen werden, wollen Bender und Sewing vermeiden.
Treasurer sollen für neues Wachstum sorgen
Bender, der schon seit 1997 für die Deutsche Bank arbeitet, leitet bislang deren Mittelstandsgeschäft in Deutschland. Zuvor hatte er auch schon Führungsposten in der Transaktionsbank und im Devisengeschäft inne. Seit dieser Zeit gilt er unter deutschen Treasurern als gut vernetzt und angesehen. Dies dürfte ihm dabei geholfen haben, sich gegen Müller durchzusetzen, hat die Deutsche Bank die Treasurer doch zur zentralen Zielgruppe des künftigen Firmenkundengeschäfts auserkoren. Infolge der Zusammenführung des Mittelstandsgeschäfts mit der Kapitalmarktsparte erhofft sich die Deutsche Bank frisches Cross-Selling-Potential.
Bender berichtet fortan an den globalen Chef der Unternehmensbank, Stefan Hoops. Damit endet dessen kurzes Interregnum als Firmenkundenchef in Deutschland. Auch für die zweite Stelle, die Hoops zuletzt interimistisch mit geleitet hatte, ist ein neuer Manager gefunden worden: Der Ex-Commerzbanker Jan-Philipp Gillmann wird neuer Europa-Vertriebschef.
Die Zuständigkeiten für alle Unternehmenskunden werden in sieben Regionen gebündelt.
Auch Matthiessen und Schmand steigen auf
Auch die Rolle von Michael Spiegel wird neu definiert. Dieser wurde von Hoops intern zuletzt als einer von drei „Key Stakeholders“ für das Deutschlandgeschäft genannt – neben Bender und Müller. Ihn hat Hoops mit sofortiger Wirkung zum „Chairman des Network Banking“ ernannt. In dieser Rolle soll er den Wissensaustausch zwischen den Kundenbetreuern und den einzelnen Geschäftsbereichen der Unternehmensbank vorantreiben. Bislang war Spiegel Vertriebschef für Treasury-Produkte.
Weitere Gewinner der von Bankchef Christian Sewing im Zuge des Konzernumbaus eingeleiteten Personalrochade sind neben Bender auch noch Ole Matthiessen und Daniel Schmand. Matthiessen ist neuer Produktchef für Cash Management geworden, Schmand für Trade Finance & Lending.
Info
Eine ausführliche Geschichte zur neuen Aufstellung der Deutschen Bank im Firmenkundengeschäft finden Sie in der aktuellen Ausgabe des FINANCE-Magazins.