Die BNP Paribas hat sich mit dem Vorstand der UniCredit-Tochter HypoVereinsbank auf eine Mehrheitsübernahme der DAB Bank geeinigt. Die BNP kauft der UniCredit deren 81,4-prozentigen Anteil der Direktbank zum Preis von 4,78 Euro je Aktie ab. Für die UniCredit bedeutet dies einen Mittelzufluss in Höhe von 354 Millionen Euro. Insgesamt wird die DAB Bank im Rahmen des M&A-Deals nach Angaben der BNP Paribas mit 435 Millionen Euro bewertet.
Für die BNP Paribas bedeutet die Transaktionen einen großen Schritt nach vorn im Onlinebanking- und Brokeragegeschäft. Die Anzahl der deutschen Retail-Kunden werde sich dadurch auf 1,4 Millionen beinahe verdoppeln, erklärt die BNP Paribas. Das verwaltete Vermögen in Deutschland wachse auf rund 58 Milliarden Euro. Die kombinierte Anzahl der Wertpapiertransaktionen belief sich im ersten Halbjahr 2014 auf annähernd 6 Millionen. Die Gesamteinlagen der DAB Bank belaufen sich auf 5 Milliarden Euro, der Wertpapierbestand hat einen Wert von 30 Milliarden Euro. Der Aufsichtsrat der UniCredit sowie die Regulierungsbehörden müssen der Transaktion noch zustimmen.
Die DAB Bank ist nicht nur im Direktbankgeschäft mit Privatkunden, sondern auch im B2B-Geschäft für Vermögensverwalter tätig und hat in Deutschland 567.000 Kunden. Für die BNP ebenfalls interessant ist das Österreichgeschäft: Dort hat die DAB 67.000 Kunden. Auch zu diesem Retailmarkt sichert sich die BNP mit Hilfe des M&A-Deals einen guten Zugang. Auch in Österreich plant die BNP Paribas einen Ausbau ihres Privatkundengeschäfts.
BNP Paribas betrachtet Deutschland als Kernmarkt
Die BNP Paribas-Gruppe ist am deutschen Markt bereits mit Cortal Consors im Onlinebanking und Brokeragegeschäft aktiv und betreut nach eigenen Angaben rund 790.000 Privatkunden. Die französische Großbank hat Deutschland zu einem Kernmarkt im Rahmen der europäischen Wachstumsstrategie ernannt. Dafür sind weitere Investitionen geplant.
„Der Zukauf der DAB Bank ist eine einmalige Gelegenheit, um in Deutschland weiter zu wachsen“, sagte Camille Fohl, Deutschlandchef von BNP Paribas und Chairman des deutschen Management Boards. „Wir können so unsere Kunden- und Einlagenbasis deutlich erhöhen und verbreitern sowie den Ausbau unserer Geschäftsfelder im Rahmen des strategischen Wachstumsplans in Deutschland unterstützen.“
Digitales Bankinggeschäft rückt in den Vordergrund
Mit dem M&A-Deal entwickelt die BNP Paribas auch den Bereich des digitalen und mobilen Bankings weiter. Laut François Villeroy de Galhau, COO von BNP Paribas, will die Bank im digitalen Banking weiter wachsen. Die DAB-Übernahme werde sie dabei entscheidend unterstützen.
Der Trend zum Online-Banking gilt in der Branche als Bedrohung für das klassische Filialgeschäft. Die Strategieberatung Bain erklärte jüngst die Digitalisierung zum kritischen Erfolgsfaktor für Banken im Retailsegment. Weltweit setzen der Studie zufolge bereits mehr als 3.000 Finanzdienstleister mit rein digitalen Geschäftsmodellen die Margen der Banken unter Druck. Wer den Trend zum digitalen Bankgeschäft verpasse, könne in der Existenz bedroht sein, schlussfolgert die Unternehmensberatung.