Die Commerzbank forciert ihren Rückzug aus dem Ausland und macht 15 Standorte dicht. Dass die Bank infolge ihres Sparplans Standorte schließen will, ist schon seit einem Monat bekannt. Welche Länder betroffen sind, machte jetzt der Bereichsvorstand für das internationale Firmenkundengeschäft Roland Böhm in einem Interview im Commerzbank-Intranet öffentlich.
Commerzbank schließt 15 Auslands-Standorte
Die Streichliste ist ziemlich divers und sorgt für Verwirrung. In Europa werden die Standorte in Barcelona, Bratislava, Brüssel und Luxemburg dicht gemacht. Das Ungarn-Geschäft soll verkauft werden. Auch in Asien kommt es zu Veränderungen: Künftig sollen alle Vertriebsaktivitäten in Singapur gebündelt werden, das Geschäft in Hongkong soll geschlossen werden. Die Niederlassung in Dubai wird zur Repräsentanz herabgestuft. Gerade Hongkong, Dubai und Luxemburg sind wichtige Finanzdrehscheiben.
Noch überraschender ist, dass sich die Commerzbank auch aus Brasilien zurückziehen will. Dort hat die Bank erst vor einigen Jahren eine Großoffensive ausgerufen und viel Geld und Mühe investiert, um dort eine Tochterfirma zu eröffnen. Dieser Schritt war schon damals bemerkenswert, weil Brasilien sich seit vielen Jahren in einer wirtschaftlichen Krise und einer turbulenten politischen Phase befindet. Andere Bankhäuser wie etwa die HSBC zogen sich aus dem Land zurück, während die Commerzbank dort hochfuhr. Nun ist geplant, die Tochter in Brasilien zu verkaufen und stattdessen eine Repräsentanz zu eröffnen.
Die Aktivitäten in anderen internationalen Niederlassungen, die jetzt dicht gemacht werden sollen, werfen hingegen die Frage auf, warum die Commerzbank dort eigentlich präsent ist. So hat die Bank Korrespondenzbanken in Aserbaidschan, Georgien, Indonesien, dem Irak, Kasachstan, dem Libanon, Malaysia, Serbien, Bratislava und Venezuela. Über die Korrespondenzbanken werden Auslandsüberweisungen oder andere internationale Geschäfte abgewickelt. Bis 2024 wollen die Gelben die Repräsentanzen in diesen Ländern schließen. Das Netz an Korrespondenzbanken soll von 1.600 auf 1.300 internationale Banken ausgedünnt werden, heißt es in der internen Mitteilung.
Commerzbank will sich „effizienter aufstellen“
Welche Standorte schließen müssen, wurde danach ausgewählt, „welche Korrespondenzbanken und Repräsentanzen für die Unterstützung des Trade-Finance-Geschäfts mit unseren Kernkunden notwendig sind und welche nicht“, sagt Nikolaus Giesbert, Bereichsvorstand für Institutionals, in der Mitteilung. Mit den Kürzungen will sich die Bank „effizienter aufstellen“ und wieder profitabel werden.
Was das genau für die Commerzbank heißt und wie sich der Rückzug auf die Rollenverteilung der Manager auswirkt, lesen Sie bei unserer Schwesterpublikation DerTreasurer.