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Neuer Coba-Chef Manfred Knof kündigt weitere Restrukturierung an

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Sorgt bereits für erste Veränderungen: Der neue Coba-Chef Manfred Knof
Commerzbank AG

Neue Zuständigkeiten für das Top-Management und eine noch tiefgreifendere Restrukturierung: Der als externer Sanierer von der Deutschen Bank gekommene neue Commerzbank-Chef Manfred Knof lässt gleich zu Beginn seiner Amtszeit die Mitarbeiter des Geldhauses wissen, dass die Zeiten noch härter werden.

„Das wird kein bequemer Weg sein, und ohne Zweifel wird die Transformation, die wir brauchen, auch mit noch mehr harten Entscheidungen und weiteren Restrukturierungsmaßnahmen verbunden sein“, ließ Knof in einem Brief an die Belegschaft wissen, welcher FINANCE vorliegt. Sein Tenor: Was muss, das muss. Die Maßnahmen „sind nötig, und je schneller wir damit beginnen, desto besser!“, schreibt der CEO seinen neuen Kollegen.

Neue Coba-Strategie im ersten Quartal

Der langjährige Allianz-Vorstand Knof ist seit Jahresanfang Nachfolger von Martin Zielke. Dieser war gemeinsam mit Commerzbank-Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann Ende 2020 zurückgetreten. Zuvor hatte es heftige Kritik von Seiten der Aktionäre bezüglich der neuen Strategie gegeben, auch intern wuchs der Unmut. Die Wortwahl des Briefes lässt vermuten, dass dem zuletzt eher wenig empathisch auftretenden Kölner Knof die formulierten Strategiepläne seines Vorgängers Zielke noch nicht ausreichen und der angekündigte massive Abbau von 10.000 Arbeitsplätzen noch ausgeweitet werden könnte.

Für Knof selbst habe die Erarbeitung einer zukunftsfähigen Strategie höchste Priorität, betont er. „Mir ist bewusst, dass Sie nach einer Phase aufgeschobener Entscheidungen lieber heute als morgen wissen möchten, wohin die Reise geht“, heißt es in dem Schreiben. Aufgrund dessen wolle er die strategischen Leitplanken für die kommenden Jahre mit seinem Vorstandsteam noch im ersten Quartal vorstellen.

Commerzbank-CFO Orlopp macht nun auch M&A

Im Vorstand stellt der 55-Jährige die Weichen um und verschafft sich selbst dadurch mehr Macht. Das geht aus einer internen Aufstellung des Vorstandsressorts hervor, aus der das „Handelsblatt“ zuerst berichtet hat. Die neuen Zuständigkeiten hat die Commerzbank gegenüber FINANCE bestätigt. So berichtet die von Chefvolkswirt Jörg Krämer geleitete Research-Abteilung ab sofort direkt an Knof. Gleichzeitig übernimmt der neue Coba-Chef die Zuständigkeiten für Strategie und Nachhaltigkeit von seinem Vorstandskollegen Jörg Hessenmüller.

FINANCE-Köpfe

Dr. Bettina Orlopp, Commerzbank AG

Nach ihrem Studium beginnt Bettina Orlopp ihre berufliche Karriere 1995 als Beraterin bei McKinsey. Während dieser Zeit promoviert sie an der Universität Regensburg. 2002 steigt sie bei McKinsey zur Partnerin auf.

Im Jahr 2014 wechselt sie als Bereichsvorständin Development und Strategy zur Commerzbank. Von Mai 2016 bis Oktober 2017 verantwortet sie als Generalbevollmächtigte die Bereiche Compliance, Human Resources und Legal. Im November 2017 wird sie Mitglied des Vorstands. Neben den drei bereits genannten Bereichen kümmert sie sich zusätzlich um die Themen Customer Process und Data Management.

Im März 2020 wird sie zur CFO ernannt. Fortan gehören die Themen Finance, Investor Relations, Tax und Treasury zu ihrer Agenda.

zum Profil

Beide Ressorts werden künftig als „Transformation Office“ Teil des Exekutivbereichs des CEO-Ressorts, welcher von Commerzbank-Manager Holger Schulte geleitet wird. Ab spätestens 1. April 2021 soll Sven Korndörffer, von der Aareal Bank kommend, seinen Posten als neuer Kommunikationschef antreten.

Auch Commerzbank-CFOBettina Orlopp wird mit weiteren Kompetenzen bedacht. So wird die Finanzchefin , künftig auch den M&A-Bereich führen. Freuen darf sich auch Sabine Schmittroth, die nun dauerhaft Privatkundenvorständin des Frankfurter Geldhauses wird. Sie hatte die die Position nach dem Fortgang von Michael Mandel Ende September 2020 zunächst interimistisch übernommen.

Commerzbank erwartet für 2020 rote Zahlen

„Wenn wir es richtig machen, dann wird die Commerzbank künftig als kundenorientiert, fair, vertrauensvoll und erfolgreich wahrgenommen werden“, formulierte Knof sein Ziel – eine Formulierung, die zugleich auch als Kritik am alten Kurs verstanden werden kann.

Mit seiner Neuausrichtung will Knof die Bank nachhaltig profitabler machen. Das Kreditinstitut rechnet für das Geschäftsjahr 2020 erstmals seit 2012 wieder mit Verlusten. Als Gründe wurden unter anderem Belastungen durch die Coronavirus-Pandemie und die Pleite des Zahlungsanbieters Wirecard angeführt. Auf Kreditengagements bei Wirecard musste die Commerzbank hohe Beträge abschreiben.

Auch die laufenden Umbauten belasten das Institut weiter. Im Sommer des vergangenen Jahres hatte die Commerzbank ihr Filialnetz bereits um rund 200 Geschäftsstellen ausgedünnt. Für den damit verbundenen Abbau von 2.900 Vollzeitstellen hatte die Bank mehr als 800 Millionen als Restrukturierungsaufwendungen in den Büchern stehen. Dieser Kurs soll auch im neuen Jahr beibehalten werden. Der neue Vorstand des Firmenkundengeschäfts, Michael Kotzbauer, soll sich anstatt auf das Auslandsgeschäft wieder stärker auf den deutschen Mittelstand konzentrieren.

martin.barwitzki[at]finance-magazin.de