Die Deutsche Bank verliert im Geschäft mit großen und mittelgroßen deutschen Unternehmen den Anschluss an den Lokalrivalen Commerzbank. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage von Greenwich Associates. Die US-Beratungsgesellschaft befragt jährlich CFOs, Treasurer und Finanzverantwortliche aus europäischen Unternehmen mit mehr als 500 Millionen Euro Umsatz nach ihren Bankpartnern.
Demnach sind 85 Prozent der befragten 199 deutschen Unternehmen Kunden der Commerzbank. Die Marktdurchdringung der Deutschen Bank liegt dagegen nur bei 73 Prozent. Vor zwei Jahren waren die beiden Häuser im hiesigen Firmenkundengeschäft noch nahezu gleich auf: Damals nutzten 81 Prozent der Befragten das Corporate-Banking-Angebot der Commerzbank und 78 Prozent das der Deutschen Bank.
Unicredit holt Deutsche Bank ein
Dem deutschen Branchenprimus dürfte das gar nicht gefallen. Nachdem die Bank bereits Ende 2016 eingeräumt hatte, bei den mittelständischen Kunden bis 250 Millionen Euro Jahresumsatz Geschäft an Wettbewerber verloren zu haben, bröckelt nun offenbar auch die Kundenbasis bei größeren Unternehmen. Die Deutsche Bank rangiert nun nahezu gleichauf mit der Unicredit/Hypovereinsbank, die 71 Prozent der befragten deutschen Unternehmen zu ihren Kunden zählt und damit gegenüber der Vorjahresumfrage neue Mandate gewinnen konnte.
Allerdings entspricht der Rückgang der Marktdurchdringung zumindest in Teilen der Strategie der Deutschen Bank. Denn diese sieht vor, sich von nicht lukrativen Kundenbeziehungen zu trennen. Darauf hatte Greenwich bereits im Zuge des letztjährigen Rankings hingewiesen. Im Mittelstandssegment will die Bank derweil mit einer eigenen Beratung für Kapitalmarktgeschäfte neue Kunden gewinnen.
CFOs wechseln ihre Bank seltener
Ob das gelingen kann, ist allerdings fraglich. Denn zumindest die CFOs und Treasurer größerer Unternehmen sind immer seltener gewillt, ihre Bank zu wechseln, wie die Greenwich-Umfrage zeigt. Gaben vor drei Jahren noch 40 Prozent der befragten europäischen Großkonzerne an, sie würden derzeit Geschäfte verlagern, sind es heute weniger: Aktuell will nur jeder vierte Befragte in den kommenden sechs bis zwölf Monaten Geschäfte mit bestehenden oder neuen Bankpartnern aufnehmen. 22 Prozent werden dagegen in naher Zukunft Geschäfte zurückfahren.
Greenwich führt die mangelnde Wechselbereitschaft der Finanzchefs vor allem darauf zurück, dass sie mit ihren bestehenden Bankbeziehungen zufrieden seien. Zwar würde vor allem Regulatorik und die Umsetzung von Compliance-Vorgaben („Know Your Customer“) die Zusammenarbeit belasten. Insgesamt hätte die Bankenbranche aber große Fortschritte bei den Themen Benutzerfreundlichkeit, Verfügbarkeit der Berater und Qualität der Produkte gemacht.
Besonders gute Noten von den deutschen Finanzverantwortlichen erhielten die Commerzbank, Deutsche Bank, LBBW und BayernLB. Die vier Banken schlossen das Ranking gleichauf als Qualitätsführer ab.
BNP dominiert europäisches Firmenkundengeschäft
Auch europaweit konnten die Marktführer im Firmenkundengeschäft ihre Position in den vergangenen zwölf Monaten weiter stärken: Spitzenreiter BNP Paribas kommt nun auf eine Marktdurchdringung von 65 Prozent nach 61 Prozent im Vorjahr. Hier wurden nur die Antworten von Unternehmen ab 2 Milliarden Euro Jahresumsatz berücksichtigt.
Auf Platz 2 folgt die HSBC. Mit den Briten unterhalten 56 Prozent der befragten Finanzchefs eine Kundenbeziehung, 43 Prozent der Befragten sind Firmenkunden der Deutschen Bank. Die beste Qualität im europaweiten Corporate Banking liefern der Umfrage zufolge BNP Paribas, Citi, JP Morgan und Unicredit.