Mit Spannung waren die Quartalszahlen der Deutschen Bank erwartet worden. Nun steht fest: Zwar sank der Vorsteuergewinn im zweiten Quartal 2023 mit 1,4 Milliarden Euro unter den Wert des Vorjahreszeitraums, stürzte damit allerdings weniger stark ab, als zuvor von den Analysten erwartet (Konsens: 1,2 Milliarden Euro). Die Deutsche Bank erzielte im ersten Halbjahr 2023 mit einem Bruttoergebnis von 3,3 Milliarden Euro das beste Ergebnis seit 2011, wie CFO James von Moltke bei der Präsentation der Zahlen am heutigen Mittwochmorgen bekanntgab.
Allerdings: Die Gründe für den Rückgang des Quartalsgewinns um 9 Prozent liegen hauptsächlich auf der Kostenseite. So schlugen zwischen Anfang April und Ende Juni vor allem einmalige Ausgaben in Höhe von 655 Millionen Euro zu Buche, die für Rechtsstreitigkeiten und Abfindungen von im Zuge der Restrukturierung ausscheidenden Mitarbeitern aufgewendet werden mussten. Bereinigt um diesen Betrag wäre der Vorsteuergewinn um 25 Prozent geklettert, betonte von Moltke.
Gleichzeitig musste Deutschlands größte Geschäftsbank aufgrund des aktuell unsicheren Marktumfelds auch 401 Millionen Euro für die Risikovorsorge zurücklegen. Letztere beläuft sich damit zum Ende des ersten Halbjahres auf insgesamt 772 Millionen Euro. So bringt es die Bank gegenüber dem ersten Quartal auf eine um 4,6 Prozent gestiegene Cost-Income-Ratio (CIR) von 75,6 Prozent.
Firmenkundengeschäft wächst zweistellig
Grund zur Freude für CFO von Moltke und Bankchef Christian Sewing bieten die Zuwächse im Firmenkundengeschäft, in dem es die Deutsche Bank im ersten Halbjahr auf ein Ertragsplus von 30 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro bringt. Im zweiten Quartal stiegen die Umsätze der von David Lynne geleiteten Unternehmensbank um 25 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro. Zu den Gründen dafür zählen ein höherer Zinsüberschuss und die anhaltende Preisdisziplin gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
Die höchsten Zuwächse im Geschäft mit den Firmenkunden verbuchte die Unternehmensbank im Business Banking mit kleineren Unternehmenskunden, das im Vergleich mit dem Vorjahrsquartal um 78 Prozent auf 376 Millionen Euro Umsatz anstieg. Um 14 Prozent kletterten die Einnahmen bei Corporate Treasury Services. Diese waren mit rund 1,1 Milliarden Euro Umsatz im zweiten Quartal der stärkste Produktbereich. Gewachsen ist zudem das Geschäft mit Institutionellen Kunden – um 25 Prozentpunkte auf 492 Millionen Euro.
Einlagen wachsen um 2 Milliarden Euro
Die Zugewinne dürften auch den Blick der CFOs und Treasurer auf die Bedeutung der Bank im deutschen Firmenkundengeschäft widerspiegeln. So hat sich die Deutsche Bank im diesjährigen FINANCE-Banken-Survey aus Sicht der Finanzentscheider wieder Platz 1 als führende Bank im deutschen Firmenkundengeschäft gesichert.
Dazugewonnen hat die Bank auch in Sachen Einlagengeschäft. In diesem dürfte das Team von Unternehmensbank-Chef Lynne zuletzt auch von den teils deutlichen Abflüssen bei einigen Mitbewerbern profitiert haben. Die Einlagen erhöhten sich im zweiten Quartal um 2 Milliarden Euro auf nunmehr 271 Milliarden.
Unternehmensbank liefert höchsten Gewinn
Für gestiegene Kosten haben derweil die Rückstellungen in der Risikovorsorge gesorgt. Diese haben sich im zweiten Quartal mit 117 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Dies sei neben dem aktuell schwächer werdenden Marktumfeld auch niedrigen Rückstellungen im Vorquartal geschuldet, wie von Moltke erläuterte. In Sachen Aufwand rangiert die Unternehmensbank mit einer CIR von 59,5 Prozent dennoch deutlich vor jener der Gesamtbank. Das zeigt sich auch bei der Rentabilität: Die Eigenkapitalrendite nach Steuern („Rote“) lag bei 14,8 Prozent.
Mit einem Vorsteuergewinn im zweiten Quartal von 670 Millionen Euro liefert die Unternehmensbank zudem den höchsten Beitrag zum Gesamtgewinn der Deutschen Bank. Damit ist sie auf einem guten Weg, die Investmentbank dauerhaft als stärkstes der vier Geschäftssegmente der Deutschen Bank abzulösen, wenngleich letztere mit 2,4 Milliarden Euro in Sachen Umsatz noch immer die Nase vorn hat. Doch der Abstand schmilzt.
Thomas Holzamer ist Redakteur bei FINANCE sowie Chef vom Dienst bei FINANCE-Online und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Banken-Sektor, speziell das Firmenkundengeschäft. Er hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Thomas Holzamer mehr als 12 Jahre in den Redaktionen der Mediengruppe Offenbach-Post, zunächst als verantwortlicher Redakteur für Sonderpublikationen, später im Lokalen.
