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DWS-Chef Wöhrmann muss gehen, Stefan Hoops übernimmt

Stefan Hoops ersetzt an der DWS-Spitze Asoka Wöhrmann.
Stefan Hoops ersetzt an der DWS-Spitze Asoka Wöhrmann. Foto: DWS

Die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS tauscht ihren CEO aus. Wie die Deutsche Bank in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch bekanntgab, muss der amtierende Vorstandsvorsitzende Asoka Wöhrmann seinen Platz räumen. Er verlässt die DWS zum Ablauf der Hauptversammlung am 9. Juni. Seinen Posten übernimmt zum 10. Juni Stefan Hoops, der aktuell noch die Unternehmensbank der Deutschen Bank leitet.

Deutsche Bank und DWS bei Razzia durchsucht

Hintergrund ist die Razzia bei DWS und in den Zwillingstürmen der Deutschen Bank am gestrigen Dienstagmorgen in Frankfurt durch die Staatsanwaltschaft, die Bafin und das BKA. Die Ermittler durchsuchten die Räume der beiden Unternehmen, da bei der DWS jüngst der Verdacht des Greenwashings aufkeimte. Konkret wird der DWS Kapitalanlagebetrug vorgeworfen, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft gegenüber mehreren Medien. Die Fondsgesellschaft soll Finanzprodukte als nachhaltig deklariert haben, obwohl diese gewisse Umweltschutz- und Nachhaltigkeitskriterien nicht erfüllt hätten.

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Im Zuge der Vorwürfe ist der Druck auf Wöhrmann gestiegen und sei zu einer Belastung für das Unternehmen und für Wöhrmanns Familie geworden, wie der Manager in der Pressemitteilung der DWS einräumt. Um beides zu schützen, mache er den Weg nun frei. Die Deutsche Bank verabschiedet den scheidenden DWS-CEO aber dennoch mit versöhnlichen Worten: „Asoka Wöhrmann hatte großen Anteil am Erfolg unserer Vermögensverwaltung in den vergangenen Jahren. Unter seiner Führung hat die DWS ihre Marktposition ausgebaut und diese in einem zuletzt herausfordernden Umfeld gut behauptet“, sagte Karl von Rohr, stellvertretender CEO der Deutschen Bank und Aufsichtsratsvorsitzender der DWS.

Stefan Hoops folgt als DWS-CEO auf Wöhrmann

Wöhrmanns Nachfolger wird Stefan Hoops, der von der Konzernmutter kommt. Der Anfang-40-Jährige ist ein Eigengewächs der Deutschen Bank, hat seine gesamte Karriere bei der Frankfurter Großbank verbracht. Hoops begann seine Laufbahn 2003 im Bereich der festverzinslichen Verkäufe, später übernahm der Banker verschiedene Leitungsfunktionen. 2017 machte ihn die Deutsche Bank zum Kopf des Kapitalmarktgeschäfts in Deutschland. In die Position, die er bis zuletzt innehatte, die Leitung der Unternehmensbank, stieg er im Juli 2019 auf. Hoops, der seine Freizeit gerne auf dem Basketballfeld verbringt, soll in seiner neuen Rolle vieles besser machen als sein Vorgänger.

„Mit Stefan Hoops haben wir einen ausgewiesenen Kapitalmarkt-Spezialisten für die Spitze der DWS gewonnen, der die nötige strategische Weitsicht, die Digitalisierungsexpertise und das Führungsgeschick für diese Rolle mitbringt“, sagte DWS-Aufsichtsratschef von Rohr über den frischgebackenen DWS-CEO.

Hoops Position bei der Deutschen Bank übernimmt David Lynne

Als Leiter der Unternehmensbank der Deutschen Bank wird David Lynne auf Hoops nachfolgen. Der Brite stieß bereits 1995 zur Deutschen Bank und hatte verschiedene Führungspositionen im Kapitalmarktgeschäft in Singapur inne. Aktuell leitet Lynne die Unternehmensbank im Asien-Pazifik-Raum und verantwortet das Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen in der Region. „Unter der Führung von David Lynne wird die Unternehmensbank ihren erfolgreichen Kurs fortsetzen, gerade auch mit Blick auf die Wachstumsregion Asien“, sagt Fabrizio Campelli, im Vorstand verantwortlich für die Unternehmensbank und die Investmentbank.

Deutsche Bank muss ESG-Glaubwürdigkeit aufpolieren

Für die Deutsche Bank kommen die ESG-Probleme bei der Tochter DWS zu einer Unzeit. Nicht nur, weil Bank-Chef Christian Sewing und Karl von Rohr bis zuletzt Wöhrmann den Rücken gestärkt hatten. Sondern auch, weil das Geldhaus selbst in Sachen Nachhaltigkeit Imagekratzer aufpolieren muss.

Denn zuletzt war die Bank in die Kritik von Umweltschützern wie die NGO „Urgewald“ geraten, die dem Konzern vorwerfen, Investmentbanker des Geldhauses hätten sich entgegen der internen Umweltstandards um ein Mandat für eine Kohleanleihe bemüht. Die Razzia am Dienstag bei der Tochtergesellschaft kratzt nun zusätzlich an der Glaubwürdigkeit des Dax-Konzerns in Sachen Nachhaltigkeit. Die Aktie des Deutschen Bank verlor leicht, der Kurs der DWS-Aktie brach zwischenzeitlich um 8 Prozent ein.

paul.siethoff[at]finance-magazin.de

Paul Siethoff ist Redakteur bei Finance und schreibt vorrangig über Transformations-Themen. Er hat Kommunikationswissenschaften und Journalismus in Erfurt und in Mainz studiert. Vor seiner Zeit bei FINANCE schrieb Paul Siethoff frei für die Frankfurter Rundschau für die Ressorts Wirtschaft und Politik.