Die Deutsche Bank verkündet einen großen Umbau: Das Investmentbanking, das im bisherigen Unternehmensbereich Corporate Banking & Securities (CB&S) gebündelt ist, soll zum 1. Januar 2016 in zwei Bereiche aufgeteilt werden. Die Handelsaktivitäten, die in diese Sparte fallen, werden ausgegliedert und im neuen Unternehmensbereich Globale Märkte (Global Markets) zusammengefasst. Der Bereich Unternehmensfinanzierung (Corporate Finance), der für das Kapitalmarktgeschäft und M&A-Beratung steht, geht mit der Transaktionsbank (Global Transaction Banking) im Bereich Corporate & Investment Banking auf.
Der Amerikaner Jeff Urwin, der bislang gemeinsam mit Colin Fan an der Spitze von CB&S stand, wird künftig alleine die Unternehmensfinanzierung und die Transaktionsbank leiten – Fan wird die Bank verlassen. Urwin ist damit der neue starke Mann im Firmenkundengeschäft der Deutschen Bank.
Der angekündigte Umbau der Deutschen Bank ist radikal – und gerade deswegen könnte er genau das sein, was enttäuschte Firmenkunden sich erhofft haben. Vor allem die Reorganisation der Sparte Investmentbanking könnte die Bank wieder attraktiver machen, wenn sie tatsächlich zu einer stärkeren Verzahnung der Geschäftsbereiche führt.
Firmenkunden wollen bessere Verzahnung bei Deutsche Bank
Für die Firmenkunden könnte gerade dieser Schritt besonders attraktiv sein, immerhin hat viele Kunden die unzureichende Verzahnung zwischen dem Investmentbanking und der Transaktionsbank GTB gestört, wie die im Juli von FINANCE durchgeführte Umfrage unter deutschen Finanzchefs gezeigt hatte (die ausführlichen Ergebnisse sind in der Print-Ausgabe Juli/August nachzulesen).
Viele Firmenkunden hatten darauf gepocht, dass die Bank ihr Silodenken überwinden müsse – immerhin erstrecken sich ihre Bedürfnisse oft von Cash Management und Zahlungsverkehr hin zu Krediten und Anleihen. Die Bank hatte zwar schon länger versucht, die beiden Bereiche näher aneinander zu bringen, aber ohne den gewünschten Erfolg. Doch die Initiativen erreichten nicht den gewünscht Erfolg.
Gerade die komplexen internen Abstimmungsbedürfnisse waren und sind vielen Unternehmen ein Dorn im Auge. Viele empfinden auch die Betreuungsstrukturen der Bank als „undurchsichtig“ und wünschen sich, dass Ansprechpartner nicht so häufig wechseln. Dadurch, dass Jeff Urwin nun alleine beide Bereiche verantwortet, könnte sich dieses Problem entschärfen.
Wie deutsch ist die Deutsche Bank noch?
Mit dem Umbau wird die Deutsche Bank aber auch noch internationaler: In dem nun aus zehn Mitgliedern bestehenden Vorstand ist mit Chief Operating Officer Kimbery Hammonds eine Amerikanerin vertreten, Chief Regulatory Officer ist die Französin Sylvie Matherat. Im Vorstand außerdem sind mit Quintin Price (für das Asset Management verantwortlich), Jeff Urwin und dem Vorstandsvorsitzenden John Cryan drei Briten vertreten. Garth Ritchie (Globale Märkte) ist Südafrikaner. Risikovorstand Stuart Lewis ist Schotte.
Deutsche Mitglieder, die im Vorstand bleiben, sind nur Finanzchef Marcus Schenck, Arbeits- und Rechtsvorstand Karl von Rohr und Christian Sewing, der nun zusätzlich die Betreuung vermögender Privatkunden übernommen hat. Jürgen Fitschen wird nur noch bis Mai 2016 da sein.
Schlecht ist der Umbau – wie von Beobachtern erwartet – für den ehemaligen CFO Stefan Krause, der erst vor Kurzem die Verantwortung für den GTB-Bereich übernommen hatte. Er verlässt das Unternehmen zum 31. Oktober, Personalvorstand Stephan Leithner geht zum PE-Investor EQT, wie FINANCE bereits berichtet hat. Cryan lässt Worten Taten folgen und trennt sich von Vorständen, denen noch Altlasten wie die Libor-Zinsmanipulationen nachhängen könnten.
Auch in einem anderen Punkt ist Besserung in Aussicht: Bemängelt haben die von FINANCE befragten CFOs und Treasurer auch, dass die neue Strategie der Bank unklar ist. Das dürfte sich bald ändern: Am 29. Oktober will Cryan weitere Einzelheiten zur neuen Konzernstrategie vorstellen.
julia.schmitt[at]finance-magazin.de