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HSBC Deutschland weitet Kreditbuch aus

Weil die HSBC Deutschland ihr Kreditbuch ausgeweitet hat, verdient sie nach fünf Jahren im Firmenkundengeschäft mehr Geld.
HSBC Deutschland

Die HSBC Deutschland wächst im Firmenkundengeschäft, indem sie ihr Kreditbuch ausweitet. Im Investmentbanking hingegen tut sie sich schwer. So lassen sich die gestern in Düsseldorf präsentierten vorläufigen Zahlen für das Geschäftsjahr 2018 zusammenfassen.

Das Firmenkundengeschäft bündelt die Bank in dem von Christian Kolb geleiteten Bereich „Commercial Banking“, kurz: CMB. Das Geschäft mit Großkunden und Kapitalmarktprodukten findet sich im Bereich „Global Banking & Markets“ wieder, kurz: GB&M. Dieses wird von Martin Hörstel geleitet. Beide berichten an Nicolo Salsano, der das Commercial & Institutional Banking seit Oktober im Vorstand verantwortet und dort Norbert Reis beerbte

Mehr Zinsertrag, weniger Provisionsgeschäft

Im Firmenkundengeschäft wuchsen die operativen Erträge der HSBC vergangenes Jahr um 4 Prozent auf rund 172 Millionen Euro. Im Investmentbanking sanken sie dagegen um 9 Prozent auf 424,4 Millionen Euro. Das liegt daran, dass die HSBC ihr Kreditgeschäft im Firmenkundengeschäft stark ausgeweitet hat und so den Zinsüberschuss dort um 6 Prozent auf 113,3 Millionen Euro steigern konnte.

Im stark provisionsabhängigen Kapitalmarktgeschäft machte sich vor allem die Schwäche im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren (Fixed Income) bemerkbar. Der Markt sei HSBC-Deutschland-Finanzchef Paul Hagen zufolge 2018 „stärker rückläufig als erwartet“ gewesen, die HSBC habe jedoch keine Marktanteile verloren. Der Provisionsüberschuss im GB&M brach trotzdem um 14 Prozent auf 282 Millionen Euro ein.

Deutschlandkredite zahlen sich im Ausland aus

Um den Zinsüberschuss zu einer stützenden Säule zu machen, musste die HSBC Deutschlandchefin Carola von Schmettow zufolge stark investieren: Das Kreditgeschäft wurde um 15 Prozent ausgeweitet, laut von Schmettow vor allem durch Kredite an bereits bestehende Kunden. Finanzchef Paul Hagen ordnete dieses Vorgehen differenziert ein: „Die Margen sind nicht ausreichend für eine vernünftige Kapitalverzinsung. Aber wir konnten Kunden an uns binden und mit ihnen Geschäft im Ausland generieren.“

„Die Margen im Kreditgeschäft sind nicht ausreichend für eine vernünftige Kapitalverzinsung." 

Paul Hagen, Finanzchef, HSBC Deutschland

Viele der Erträge mit deutschen Firmenkunden der HSBC werden dadurch nicht in Deutschland verbucht. Weltweit sind Carola von Schmettow zufolge die Erlöse mit deutschen Firmenkunden wie im Vorjahr um 10 Prozent gestiegen. Absolute Zahlen nannte die Bank nicht, weil diese nicht testiert seien. Außerdem habe die Bank ihr Produktangebot erweitert und unter anderem ihre Trade-Finance-Plattform ausgebaut. Auch hat die HSBC mehr Erträge im Bereich Receivables Finance (Forderungsfinanzierung) erwirtschaftet.

Kreditbuch verlangt nach mehr Eigenkapital

Die Ausweitung des Kreditbuchs der HSBC hat enorme Ausmaße: Seit die Bank 2013 ihre Mittelstandsoffensive ausgerufen hat, ist das Kreditvolumen Carola von Schmettow zufolge im Schnitt um 18 Prozent pro Jahr gewachsen. Den Zinsüberschuss im Commercial Banking trieb dies gegenüber 2013 um knapp zwei Drittel auf 113,3 Millionen Euro nach oben. Der Provisionsüberschuss im CMB wuchs in diesem Zeitraum lediglich um 20 Prozent auf 53 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn legte um rund 37 Prozent auf 72,3 Millionen Euro zu. Die HSBC verdient damit im Firmenkundengeschäft heute mehr Geld als vor fünf Jahren, was nicht vielen Banken gelungen ist.

Der Preis für das hohe Kreditwachstum der HSBC: ein Anstieg der Risiken im Kreditbuch. Lagen die risikogewichteten Aktiva (RWA) bezogen auf das Ausfallrisiko der Bank 2013 noch bei 8,3 Milliarden Euro, sind sie zum Halbjahr 2018 auf 13,6 Milliarden Euro gestiegen. Ende 2018 und Anfang 2019 musste die Bank darum ihr Eigenkapital in zwei Schritten um 400 Millionen Euro aufstocken: Die eine Hälfte wurde dem aufsichtsrechtlichen Ergänzungskapital, die andere dem zusätzlichen Kernkapital zugerechnet. 

HSBC könnte mehr Private-Equity-Geschäft machen

Mit einer gewissen Sorge dürfte die HSBC-Führung auch die Entwicklung des Kapitalmarktgeschäfts betrachten. Im Bereich GB&M konnte die HSBC über fünf Jahre zwar ihren Provisionsüberschuss um 14 Prozent auf 247 Millionen Euro ausbauen. Der Vorsteuergewinn ist im gleichen Zeitraum aber um 35 Prozent auf 83,8 Millionen Euro gesunken.

Um dem entgegenzuwirken, setzt die Bank stärker auf Private-Equity-Kunden. Gruppenweit will die HSBC ihr Financial-Sponsor-Geschäft ausbauen. Mit Scout24 und Osram stehen derzeit zwei potentielle Milliarden-Deals an, die lukratives Folgegeschäft abwerfen könnten, sollten die bietenden Finanzinvestoren die Unternehmen wirklich von der Börse nehmen. Finanzchef Hagen glaubt an noch mehr Public-to-Private-Deals: „Wir sehen dort einen sehr interessanten Kundenbereich. Daran würden wir gerne weiter partizipieren.“

Personell hat die HSBC im vergangenen Jahr ihr Private-Equity-Team verstärkt. Für Alexander Glawe hat die Bank innerhalb ihrer Corporate & Institutional Bank die Stelle „Head of Financial Sponsors“ geschaffen. Glawe kam wie sein Chef Nicolo Salsano aus dem Investmentbanking der Credit Suisse und zählte dort Private-Equity-Schwergewichte wie KKR und Permira zu seinen Kunden. Von der UBS kam zudem Jürgen Stein als neuer Head of Leveraged & Acquisition Financing und löste Christan Keller ab, der zur Investmentbank Houlihan Lokey gewechselt ist.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

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