Die ING will verstärkt in das Firmenkundengeschäft in Deutschland einsteigen. Der ehemalige Osteuropa-Chef Mark Milders soll diesen Ausbau vorantreiben. Der Grund dafür, dass sich die ING nun auch verstärkt mit Firmenkunden befassen will, ist das erfolgreiche Retail-Geschäft der DiBa. Die bei Privatkunden beliebte Bank hat einen hohen Liquiditätsüberschuss. Durch strenge Regulierungen ist es der Bank nicht möglich, das Geld in andere Länder zu transportieren. Außerdem will die ING ihr Geschäft diversifizieren, um auch in Krisenzeiten stabil zu bleiben.
Bereits seit 2011 ist das Firmenkundengeschäft zwar Teil des Angebots der ING in Deutschland, doch nun sollen die Aktivitäten in diesem Bereich noch verstärkt werden. „Dauerhaft ist man mit privaten Immobilienkrediten allein anfälliger als mit einer Ergänzung im Commercial Banking“ erklärt Milders diesen Schritt.
Die Zeit, um sich auf dem deutschen Firmenkundenmarkt zu etablieren, sei laut Milders gerade günstig. Er geht davon aus, dass sich in den nächsten ein bis zwei Jahren in diesem Bereich viel verändern werde. Viele Banken haben den Mittelstand als Zielgruppe wiederentdeckt, neben deutschen Instituten auch Auslandsbanken wie die britische HSBC oder die französische BNP Paribas, die derzeit ihr Geschäft in Deutschland ausweiten.
ING will mit Expertise auf dem europäischen Markt punkten
Milders ist optimistisch, dass die ING im hart umkämpften Firmenkundengeschäft ihren Platz finden wird. Sie will vor allem mit ihrer europäischen Ausrichtung punkten. „Wir suchen international orientierte Kunden, die viel Geschäft in Europa machen“, sagt er. Um diese Kunden für ING zu interessieren, gibt es nun Kompetenzzentren in Deutschland, zum Beispiel zu Structured Export Finance.
ING ist bereits in den Benelux-Ländern, Zentral- und Osteuropa und den großen südeuropäischen Ländern, einschließlich der Türkei, im Firmenkundengeschäft aktiv. Deutschland ist daher ein wichtiger Markt, den sich die ING noch erschließen will, um ihren Schwerpunkt auf den europäischen Raum auszubauen.
Neben dem Fokus auf das europäische Geschäft setzt Milders vor allem auf sein Personal: „Den Kampf um den Kunden müssen wir aber vor allem mit überlegener Dienstleistung und Verlässlichkeit gewinnen, nicht mit einem angeblichen Alleinstellungsmerkmal.“
Die ING werde standardisierte, günstige ebenso wie für den Kunden maßgeschneiderte Prozesse anbieten. Um diese unterschiedlichen Dienste leisten zu können, vergrößert sich die ING auch personell. 47 neue Mitarbeiter wurden bereits eingestellt und es sollen nochmal so viele folgen. Milders zeigt sich zufrieden mit dem Interesse qualifizierter Bewerber für diese Stellen.
Info
Das ausführliche Interview mit Mark Milders können Sie in der neuen Ausgabe von FINANCE lesen.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.