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LBBW fährt Auto-Exposure zurück

Die LBBW will im Firmenkundengeschäft ihr Auto-Exposure weiter zurückfahren.
Landesbank Baden-Württemberg

Die LBBW will ihr Firmenkundengeschäft wieder dynamischer ausrichten und setzt dabei gleich an einer Vielzahl von Stellschrauben an, wie Vorstandschef Rainer Neske bei der Präsentation der Jahresbilanz 2020 erläuterte. Erreichen will die Bank dies durch ein Rückfahren ihres Exposures zur traditionellen Kernbranche Automotive, verbunden mit Investitionen in den Ausbau ihres Engagements in den „neuen Fokusbranchen“ Pharma, Technologie und Erneuerbare Energien. 2020 fand die Wachablösung bereits statt: Mit einem Kredit-Exposure von 11 Milliarden Euro fiel die Autobranche bei der LBBW klar auf Platz zwei hinter Kreditengagements bei Kunden aus dem Bereich Handel/Konsumgüter zurück (13 Milliarden Euro).

Dass eine Neuausrichtung nötig ist, zeigen die Zahlen für das Coronakrisenjahr 2020: Im Firmenkundengeschäft schmolz das Ergebnis vor Steuern von 301 auf nur noch 7 Millionen Euro zusammen. Hauptgrund dafür ist, dass die LBBW Wirecard-Kredite über 160 Millionen Euro abschreiben musste. Darüber hinaus entfällt auch noch die Hälfte der konzernweiten Kreditrisikovorsorge von 280 Millionen Euro auf Unternehmenskredite.

Besser sind die Zahlen des Kapitalmarktgeschäfts. Dort stieg der Vorsteuergewinn von 121 auf 202 Millionen Euro. Für den Zuwachs sorgte vor allem das Geschäft mit Absicherungs- und Anlageprodukten. Auch bei Geschäften mit Sparkassen und bei der Emissionsbegleitung von ESG-Finanzierungen habe die LBBW besser abgeschnitten als im Vorjahr, erklärte die neue Finanzchefin Stefanie Münz.

LBBW will bei Corporate Finance zulegen

Für das laufende Jahr verspricht CFO Münz eine weitere Steigerung der Gewinne im Kapitalmarktgeschäft – nicht nur, weil die LBBW in diesem Jahr den größten Teil des übernommenen Zins-, Währungs- und Rohstoffmanagement-Geschäfts der BayernLB erstmalig konsolidieren wird. Auch aus eigener Kraft wollen die Stuttgarter wachsen. Hoffnungsträger sind laut Bankchef Neske das Geschäft mit Schuldscheinen und Konsortialkrediten. Investieren will die LBBW auch in den Ausbau von Geschäften rund um Working-Capital-Lösungen, Nachhaltigkeitsberatung und das Anleihegeschäft.

Für den harten Wettbewerb sieht sich die LBBW gerüstet, mit Hilfe von Kampfpreisen will sie aber offenbar keine Marktanteile gewinnen: „In all unseren Geschäftsfeldern fahren wir die Margen sukzessive hoch“, sagte Neske. Auch größeren Fusionen erteilte er eine Absage – bot aber unter Verweis auf den Deal mit der BayernLB im Absicherungsgeschäft an, bereit zu stehen, sollte die Sparkassengruppe weitere Geschäfte an weniger Stellen konzentrieren wollen.

LBBW hat mit Wirecard „abgeschlossen“

Auf Konzerneben steigerte die LBBW das Zinsergebnis trotz des historisch niedrigen Zinsniveaus um 96 Millionen auf 1,71 Milliarden Euro. Das Provisionsergebnis reduzierte sich hingegen leicht von 558 auf 538 Millionen Euro. Einen „regelrechten Boom“ habe das Förderkreditgeschäft erlebt, wo das Neugeschäft einen neuen Rekordwert von 11,4 Milliarden Euro erreichte. Insgesamt bearbeitete die LBBW gut 12.000 Corona-Förderkredite mit einem Volumen von 4,5 Milliarden Euro – sowohl für eigene Kunden wie auch für solche der Sparkassen.

Die Kernkapitalquote wuchs auf 14,8 Prozent, mit der Kosten-Ertrags-Relation von 70,4 Prozent zeigte sich Neske zufrieden – die Verwaltungsaufwendungen sanken im Vergleich zu 2019 von 1,8 auf 1,75 Milliarden. Trotzdem kündigte Neske eine neue Kürzungsrunde an: Bis 2024 will die Bank ihre Kosten um weitere 100 Millionen Euro senken und dafür 700 Stellen abbauen. Aktuell beschäftigen die Stuttgarter rund 10.000 Mitarbeiter.

„Für uns ist das Thema Wirecard komplett abgeschlossen.“ 

Rainer Neske, CEO, LBBW

Nicht mehr beschäftigen will sich die Bank mit den Verlusten bei Wirecard, an Klagen auf Rückzahlung aus der Insolvenzmasse will sich die LBBW wegen Chancenlosigkeit nicht beteiligen: „Für uns ist das Thema Wirecard komplett abgeschlossen“, sagte Neske. Deshalb soll auch der Vorsteuergewinn 2021 wieder zulegen. Eine genauere Prognose blieben Neske und Münz jedoch schuldig.

thomas.holzamer[at]finance-magazin.de

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