Die Royal Bank of Scotland (RBS) will im Investmentbanking radikal Arbeitsplätze abbauen. Von 14.000 Stellen im Investmentbanking ist die Rede, das wären über 80 Prozent aller Stellen. Die Pläne kommen höchstens in ihrem Ausmaß überraschend, hatte Konzernchef Ross McEwan den Abbau doch immer wieder angedeutet. Bereits im Frühjahr 2014 hatte die Bank verkündet, kleiner und stärker fokussiert werden zu wollen.
Der Kahlschlag trifft auch das Auslandgeschäft der Bank, an der der britische Staat bis heute fast 80 Prozent der RBS-Anteile hält: Nach den Plänen von Bankchef McEwan wird sich das Geschäftsfeld Corporate & Institutional Banking aus 25 von bislang 38 Ländern zurückziehen. Deutschland zählt zu den verbleibenden Märkten. Die Bank hatte in den vergangenen Jahren immer wieder beteuert, dass Deutschland Kernmarkt bleiben soll. Allerdings zeigen sich selbst deutsche Mitarbeiter überrascht vom jüngsten Sparkurs aus der Konzernzentrale.
Ein offizielles Statement will die RBS nicht abgeben. Wie aus dem Umfeld der Bank verlautete, will die RBS aber weiter im deutschen Markt und mit den meist langjährigen Kunden tätig bleiben. „Wir arbeiten mit knapp 120 Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz sehr gut zusammen“, erklärte Deutschlandchef Joachim von Schorlemer noch im vergangenen Herbst im Interview mit dem FINANCE-Magazin. Aber schon damals klangen die Expansionspläne der Bank angesichts der aggressiven Konkurrenz recht verhalten. „Im derzeitigen Marktumfeld wachsen zu wollen, halte ich nicht für sinnvoll“, erklärte von Schorlemer.
RBS zieht sich aus dem Cash Management zurück
Ohnehin ist das Angebot für deutsche Firmenkunden in der vergangen Jahren kleiner geworden. Zunächst verabschiedete sich die Bank aus dem M&A- und Eigenkapitalgeschäft. In diesen Bereichen, die 2008 im Zuge der Übernahme der Großbank ABN Amro zur RBS kamen, konnte sich die RBS nie zu einem Top-Player entwickeln.
Nun wird in Deutschland ein weiteres Geschäftsfeld eingestellt: Das Transaktionsgeschäft, das Teil des Investmentbankings ist und Cash Management, Trade Finance und Zahlungsverkehr umfasst, soll nur noch für Kunden mit dem Fokus UK angeboten werden. Bestehende Kundenbeziehung will die RBS aber nicht über Nacht abbauen, was schon allein wegen der vertraglichen Vereinbarungen nicht ginge. Banken, die die Cash-Management-Mandate der RBS übernehmen wollen, werden bei den Firmenkunden der RBS vermutlich Schlange stehen.
Damit konzentriert sich die Bank im Firmenkundengeschäft hierzulande FINANCE-Informationen zufolge auf zwei Bereiche: Der eine ist die Fremdkapitalfinanzierung, wozu neben klassischen Krediten auch weitere Produkte wie das Anleihegeschäft („Debt Capital Markets“) gehören.
Das zweite wesentliche Standbein sind die Lösungen für das Risikomanagement, wozu unter anderem die Wechselkursabsicherung vornehmlich für US-Dollar, Euro und britisches Pfund zählen. Damit bewegt sich die Bank mit ihrem Angebotsspektrum wieder zurück in die Zeit vor der ABN-Amro-Übernahme – nur ohne die damaligen Wachstumsambitionen.
Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.