Die IKB lag nach der Finanzkrise am Boden. Die Düsseldorfer Industriebank hatte sich mit Kreditersatzgeschäften in den USA verspekuliert und musste mit Staatshilfen in Höhe von 12 Milliarden Euro gestützt werden. Ihr Ruf als verlässliche deutsche Industriebank bekam tiefe Kratzer.
In den vergangenen Jahren hat sich die IKB nach und nach aus diesem Sumpf herausgezogen, auch wenn die alte Ertragskraft bei weitem noch nicht wieder hergestellt ist. Dafür sind die Risiken geschrumpft: Der Eigenhandel wurde komplett eingestellt, und die Bank konzentriert sich wieder auf ihre ursprüngliche DNA, das Firmenkundengeschäft. Auch dieses wurde seit der Finanzkrise so umgebaut, dass das Risikoprofil heute ein anderes ist. Eine Analyse der Geschäftsberichte der IKB zeigt, wie genau die Bankmanager und der Eigentümer Lone Star versucht haben, die Qualität des Kreditbuchs zu verbessern.
IKB setzt bei Bruttokreditvolumen und RWA den Rotstift an
Zunächst ist das Bruttokreditvolumen – auch auf Druck durch die EU – gegenüber 2007 bis Ende des Geschäftsjahres 2015/2016 (30. September 2016) um rund 40 Prozent auf rund 22,8 Milliarden Euro gesunken. Die IKB hat dafür bestehende Kreditportfolien verkauft und gleichzeitig das Neukundengeschäft selektiver betrieben.
Dadurch hat die Bank Risiken abgebaut. Messbar ist das anhand der risikogewichteten Aktiva (RWA), die im gleichen Zeitraum von 30,3 auf rund 12,8 Milliarden Euro gesunken sind und sich damit mehr als halbiert haben.
Bruttokreditvolumen und RWAs
(in Mio. Euro)
Quellen: Eigene Darstellung auf Basis von Geschäftsberichten, Stand März 2017
IKB weitet Geschäft mit Großkunden aus
Seit dem Geschäftsjahr 2009/10 lässt sich ein weiterer Trend beobachten: Die IKB vergibt größere Kredite. Großkredite über 50 Millionen Euro und mehr machten 2009 noch weniger als 12 Prozent des Bruttokreditvolumens aus. Im Geschäftsjahr 2015/16 lag diese Quote schon bei rund 53 Prozent.
Von ihren kleineren und unrentableren Firmenkunden hat sich die Bank dagegen getrennt. Das legt die Entwicklung der Kleinkredite über 10 Millionen Euro oder weniger nahe. Standen diese 2009 noch für rund 26 Prozent des Bruttokreditvolumens, waren es im abgelaufenen Geschäftsjahr nur noch 13 Prozent.
Das kleinvolumige Kreditgeschäft ist mühsam und wird auch von den regionalen Sparkassen betrieben, die dort ihre Marktanteile kontinuierlich steigern. Die größeren Kunden dagegen stellen den Banken lukratives Zusatzgeschäft am Kapitalmarkt in Aussicht. Dieses Provisionsgeschäft ist für Banken im aktuellen Zinsumfeld unerlässlich, um die fallenden Margen im Kreditgeschäft zu kompensieren.
Kreditvolumen nach Größenklassen
(in Mio. Euro)
Quellen: Eigene Darstellung auf Basis von Geschäftsberichten, Stand März 2017
IKB vergibt weniger Kredite an Industrie, mehr an Banken
Bei ihrer Schrumpfkur macht die IKB auch vor ihrem Stammgeschäft nicht halt. Das an Industrieunternehmen ausgereichte Kreditvolumen ist zwischen 2007/08 und 2015/16 um fast 40 Prozent auf gerade noch rund 10 Milliarden Euro gesunken. Industrieunternehmen sind zwar weiterhin das Rückgrat der der IKB und weiterhin die größte Kreditnehmergruppe, aber die Banken und der öffentliche Sektor haben als Kreditkunden an Bedeutung gewonnen.
Mit letzteren hat die IKB ihr Geschäft seit 2009 trotz des allgemeinen Rückbaus sogar ausgebaut. Wie die IKB auf FINANCE-Anfrage mitteilte, bestehen diese Positionen vor allem aus Anleihen und Forderungen, die die Bank „im Rahmen ihres Investmentportfolios zu Diversifikationszwecken und zur Liquiditätsanlage“ hält. Eine Folge davon ist, dass die Bank heute mehr Kreditvolumen im Aus- als im Inland unterhält.
Kreditvolumen nach Branchen
(in Mio. Euro)
Quellen: Eigene Darstellung auf Basis von Geschäftsberichten, Stand März 2017
IKB achtet stärker auf Bonität der Firmenkunden
Der Kernmarkt im Mittelstandsgeschäft bleibt aber Deutschland, ihre Auslandsfilialen hat die Bank inzwischen alle geschlossen. Auch europäische Übernahmefinanzierungen sollen fortan von Frankfurt und Düsseldorf aus gemanagt werden.
Die Bank ist bei der Kundenauswahl offenbar selektiver geworden und legt heute größeren Wert auf gute Bonitäten. Darauf deutet auch der Bericht für das Adressenausfallrisiko im aktuellen Geschäftsbericht hin. Auf die beiden besten Bonitätsklassen – die Bank verwendet dazu ein Notensystem von 1 bis 15 – entfallen heute zusammen fast zwei Drittel des gesamten Bruttokreditvolumens. 2009/10 waren es nur 17 Prozent gewesen. Dies lässt die IKB heute im Kern stabiler wirken.
IKB soll im vierten Anlauf verkauft werden
Um nun auch das Wachstum wieder anzukurbeln und trotzdem die Kreditrisiken zu begrenzen, bietet die IKB ihren Firmenkunden zunehmend auch außerbilanzielles Geschäft an. Mit den Valin-Fonds etwa hat die IKB zwei Kreditfonds lanciert, die Kredite an Mittelständler vergeben. Die IKB managt die Portfolios und erhält dafür Gebühren, ist aber seit April 2015 nur noch indirekt über verbriefte Schuldverschreibungen in das Kapital der Valin-Fonds investiert. Die von der IKB gehaltenen Anteile an dem Fonds hat die Bank inzwischen vollständig verkauft.
Die Kehrseite der Medaille ist, dass das zurechtgestutzte Kreditbuch und der Fokus auf gute Bonitäten das Ertragspotential der IKB schmälert. Der Überschuss von aktuell nur 10 Millionen Euro weckt weder große M&A-Fantasie, noch ermöglicht er eine nennenswerte Stärkung der Kapitalrücklagen aus eigener Kraft.
Für den Eigentümer Lone Star erhöht das stabilere Firmenkundengeschäft trotzdem die Chancen, nach mehreren vergeblichen Verkaufsversuchen nun endlich den Exit zu schaffen. Der Turnaround-Investor hatte die IKB inmitten der Finanzkrise von der staatlichen KfW übernommen. Wie der insgesamt vierte Verkaufsanlauf verläuft und was sich im Corporate Banking der IKB personell verändert hat, erfahren Sie in der aktuellen Printausgabe des FINANCE-Magazins.
Info
Die IKB ist nicht die einzige Bank, die ihr Corporate Banking umgebaut hat. Wie die Pläne der anderen Häuser aussehen, erfahren Sie auf der FINANCE-Themenseite zum Firmenkundengeschäft. Wie es um den geplanten Verkauf der IKB steht, erfahren Sie in der aktuellen Ausgabe des FINANCE Magazins, das Sie hier als E-Paper beziehen können.