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Doch kein IPO: OLB wird an Targobank verkauft

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Targo Deutschland übernimmt die Oldenburgische Landesbank. Fotos: Comofoto – stock.adobe.com, OLB/Frank Reinhold
Targo Deutschland übernimmt die Oldenburgische Landesbank. Fotos: Comofoto – stock.adobe.com, OLB/Frank Reinhold

M&A-Deal im Bankensektor: Targo Deutschland will das gesamte Aktienkapital der Oldenburgischen Landesbank übernehmen. Mit dem Zukauf über ihre Tochter will Targos französische Muttergesellschaft Crédit Mutuel Alliance Fédérale ihre Expansion in Deutschland „erheblich beschleunigen“, heißt es in einer Mitteilung zur Übernahme. Die Gruppe ist eine führende französische Genossenschaftsbank und gemessen an der Bilanzsumme laut eigener Aussage die neuntgrößte Bank in der Eurozone. Deutschland ist ihr zweiter Kernmarkt.

„Die OLB ist deutschlandweit als starke Marke etabliert. Sie ist eine dynamisch wachsende Bank mit einer hohen Portfolio-Qualität und einem konservativen Risikomanagement-Ansatz“, erklärt Isabelle Chevelard, Vorstandsvorsitzende der Targobank und Country-Managerin für Deutschland der Crédit Mutuel Alliance Fédérale, die Gründe für die Übernahme. Für welchen Kaufpreis die OLB den Eigentümer wechseln soll, ist nicht bekannt. Die Transaktion muss noch von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden.

OLB bläst geplanten Börsengang ab

Mit dem Verkauf an Targo sind nun auch die Börsenpläne der OLB vom Tisch. Insider hatten ursprünglich eine IPO-Ankündigung in dieser Woche erwartet, nachdem Vorstandschef Stefan Barth Ende Februar bei der Vorlage der Jahreszahlen berichtet hatte, einen Börsengang vorzubereiten. „Wir sind börsenfähig, und wir sind börsenwillig“, hatte er betont und einen IPO im Frühjahr oder im Herbst in Aussicht gestellt.

Für die OLB war das seit 2022 bereits der dritte Anlauf, an die Börse zu gehen: zunächst scheiterte es am russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, und auch der nächste Versuch ein Jahr später wurde abgesagt, nachdem die Silicon-Valley-Bank pleiteging und die Credit Suisse gerettet werden musste.

Nun hat sich im Dual-Track-Verfahren ein M&A-Deal für die Eigentümer der Bank offensichtlich doch als attraktiver erwiesen. Hinter der OLB stehen als Hauptanteilseigner der US-amerikanische Pensionsfonds TRS (Teacher Retirement System Texas) sowie die Finanzinvestoren Apollo und Grovepoint. 

Damit haben in dieser Woche gleich zwei langjährige deutsche Börsenaspiranten ihre IPO-Pläne zurückgezogen: Auch das Pharmaunternehmen Stada, bei dem die Private-Equity-Eigner Bain und Cinven ebenfalls im Dual Track seit geraumer Zeit ihren Exit ausloten, hat laut übereinstimmenden Medienberichten seine Börsenpläne vorerst vertagt.

OLB erhofft sich Finanzierungsvorteile unterm Targo-Dach

Langfristig werde die OLB „voraussichtlich stärker von einem Verkauf profitieren als von einem ursprünglich geplanten Börsengang“, heißt es in der Pressemitteilung der Bank zum geplanten Verkauf an die Targobank. Unter dem Dach der Crédit Mutuel Alliance Fédérale erhofft sich die OLB Vorteile bei der Finanzierung künftigen Wachstums und einen verbesserten Zugang zu den Kapitalmärkten.

Die Bank ist unter den Marken OLB und Bankhaus Neelmeyer in den Segmenten Private & Business Customers sowie Corporate & Diversified Lending aktiv, wo zu Spezialfinanzierungen wie Immobilien-, Akquisitions- und Fußballfinanzierung beraten wird. Im Vorjahr war die OLB noch selbst als Käufer aufgetreten und hatte die Degussa Bank übernommen. Insgesamt hat sie einen Kundenstamm von etwa 1 Million Kunden und eine Bilanzsumme von 34,3 Milliarden Euro im Jahr 2024. Die Targobank ist im Firmenkundengeschäft vor allem im Factoring und Leasing aktiv.

Clifford Chance beriet die OLB in dem Dual-Track-Verfahren sowohl zu einem möglichen Börsengang der OLB als auch dem nun vereinbarten Verkauf.

Lena Scherer ist Redakteurin bei FINANCE. Sie hat Publizistik, Anglistik und Komparatistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz studiert und nebenbei für verschiedene Redaktionen gearbeitet. Bevor sie zu FINANCE kam, war sie mehr als acht Jahre lang beim Branchen-Fachdienst buchreport aktiv, zuletzt als Co-Chefredakteurin. Dort hat sie unter anderem Marktanalysen vorgenommen sowie die Bereiche Fachinformation, Recht/Wirtschaft/Steuern und Digitales betreut.