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Wirecard-Insolvenzverwalter verklagt Ex-CFO und weitere Vorstände

Wirecard-Zentrale in Aschheim bei München. Von hier aus flossen Kredite nach Singapur. Foto: tina7si-stock.adobe.com

Wirecards Insolvenzverwalter Michael Jaffé vermutet bei einer Kreditvergabe in Höhe von insgesamt 140 Millionen Euro Veruntreuung. Nun hat er Klage gegen die ranghöchsten Manager und Aufsichtsräte des ehemaligen Dax-Konzerns eingereicht, um Schadenersatz zu erkämpfen.

Der größte Teil der Kreditsumme, insgesamt 100 Millionen Euro, soll nur wenige Monate bevor Wirecard im Juni 2020 in die Insolvenz rutschte an die Firma Ocap aus Singapur geflossen sein. Sie war einst strategischer Partner von Wirecard, der Händlergeschäfte vorfinanzieren sollte. Es war nicht das erste Mal, dass die Firma Geld aus Aschheim bei München erhielt. Insgesamt häufen sich die gewährten Kredite laut der Nachrichtenagentur Reuters auf 230 Millionen Euro. Wie auch Wirecard hat Opac 2020 in Singapur Insolvenz angemeldet.

Jaffé nimmt auch Alexander von Knoop ins Visier

Das Landgericht München I bestätigt auf FINANCE-Anfrage, dass die Klage am 21. Dezember 2021 eingereicht und den zuständigen Prozessvertretern der Angeklagten vorliege. Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte zuerst darüber berichtet. Die Klage richtet sich auch gegen den ehemaligen Finanzchef Alexander von Knoop. Neben ihm stehen der in U-Haft sitzende Ex-CEO Markus Braun, der noch immer flüchtige Jan Marsalek, die ehemalige Personal- und Produktvorständin Susanne Steidl sowie die ehemaligen Mitglieder des Aufsichtsrates Wulf Matthias und Stefan Klestil auf der Liste der von Jaffé angeklagten Manager.

Von Knoop ist im Zuge des Skandals bei Wirecard bisher nur selten in Erscheinung getreten, im Fokus der Öffentlichkeit standen meist Braun und Marsalek. Der ehemalige Finanzchef war allerdings vergangenes Jahr vor den Untersuchungsausschuss des Bundetages geladen, wo er versicherte dass er keinerlei Zuständigkeit für die ausländischen Treuhandkonten hatte.

Jene Konten, die sich im Zuge des Bilanzskandals als ebenso wenig existent herausstellten wie die darauf hinterlegten 1,9 Milliarden Euro Bankguthaben, die als Aktivposten in der Bilanz von Wirecard ausgewiesen waren. Die Verantwortung über die Treuhandkonten hätte einzig von Knoops Vorstandskollege Jan Marsalek gehabt, betonte der ehemalige CFO.

CFO von Knoop war ein Wirecard-Eigengewächs

Dennoch stellt sich immer wieder die Frage, warum von Knoop in seiner Rolle des Finanzchefs des Gesamtkonzern offenbar keine tiefergehende Kenntnis über die Treuhandkonten im Ausland hatte. Von Knoop begleitete Wirecard lange. 15 Jahre lang arbeitete er beim Ascheimer Finanzdienstleister, bis dieser in die Insolvenz rutschte. Seit 2018 war von Knoop Finanzvorstand.

melanie.ehmann[at]finance-magazin.de

Melanie Ehmann ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen am M&A- und Private-Equity-Markt. Sie hat Politikwissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt studiert. Vor FINANCE arbeitete Melanie Ehmann sechs Jahre in der Redaktion des Platow Verlags, zunächst als Volontärin, später als Wirtschaftsjournalistin im Platow Brief und den Sonderpublikationen.