„Auf der Tribüne überwiegt bei mir die Emotion“

Bundesliga, Europapokal, Champions League: und das alles vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen auf alle Bereiche des Lebens und des Fußballgeschäfts. Die vergangenen Jahre beim Bundesligisten Eintracht Frankfurt waren für CFO Oliver Frankenbach zugleich Parforceritt und Wechselbad der Gefühle. Das alles ist ihm an diesem Morgen nicht anzusehen. Entspannt sitzt der Eintracht-CFO an einem Tisch im Pressekonferenzraum des Proficamps mit der treffenden Adresse „Im Herzen von Europa 1“ in Frankfurt am Main. In eben jenem Herzen, das seit dem Europapokalsieg am 18. Mai 2022 gefühlt noch ein wenig stärker pulsiert als zuvor.Die Nacht von Sevilla hat nicht nur Fans und Mannschaft in Freudentaumel versetzt: Der Moment im Elfmeterschießen, in dem sich der Schuss von Stürmer Rafael Borré ins Tornetz hinter Glasgows Keeper bohrte und den 5:4-Sieg der Frankfurter perfekt machte, wirbelte auch Frankenbachs Zahlenwerk durcheinander. Der Champions-League-Einzug hat einen ordentlichen Finanzschub gebracht – Geld, dass Eintracht Frankfurt gut gebrauchen kann, wie die Präsentation der Geschäftszahlen kurz darauf im August 2022 zeigen sollte.Mehr als zwei Jahre Pandemie und der Bau des 2021 eingeweihten Proficamps haben die Eintracht-Finanzen ordentlich belastet. Trotz eines gestiegenen Umsatzes von 248 Millionen Euro beendeten die Frankfurter die Saison 2021/22 mit einem Verlust von 32 Millionen Euro und einem von 39 auf nur noch 6 Millionen Euro geschmolzenen Eigenkapital. Dennoch: „Wir sind mit einem blauen Auge aus der Pandemie herausgekommen“, betonte CFO Frankenbach zu diesem Zeitpunkt. Ganz so heikel ist die Lage inzwischen nicht mehr: Wenn vielleicht nicht mit der sportlichen, so können die Frankfurter in jedem Fall mit der finanziellen Entwicklung der zurückliegenden Saison 2022/23 zufrieden sein. Über diese hat Frankenbach mit FINANCE gesprochen./* custom css - generated by TagDiv Composer *//* custom css - generated by TagDiv Composer *//* custom css - generated by TagDiv Composer */.tdi_4, .tdi_4 .tdc-columns{ min-height: 0; }.tdi_4, .tdi_4 .tdc-columns{ display: block; }.tdi_4 .tdc-columns{ width: 100%; }/* custom css - generated by TagDiv Composer */.td_block_template_4 .td-block-title { font-size: 16px; font-weight: 400; margin-top: 0; margin-bottom: 26px; line-height: 31px; text-align: left; } .td_block_template_4 .td-block-title > * { background-color: var(--td_header_color, #000); color: var(--td_text_header_color, #fff); padding: 0 12px; position: relative; } .td_block_template_4 .td-block-title > *:before { content: ''; position: absolute; top: 100%; left: 10px; margin: auto; width: 0; height: 0; border-style: solid; border-width: 7px 7px 0 7px; border-color: var(--td_header_color, #000) transparent transparent transparent; } @media (max-width: 767px) { .td_block_template_4 .td-related-title a { margin-right: 0; font-size: 15px; } } .td_block_template_4 .td-related-title a:before { border-color: transparent !important; } .td_block_template_4 .td-related-title .td-cur-simple-item { background-color: var(--td_theme_color, #4db2ec); } .td_block_template_4 .td-related-title .td-cur-simple-item:before { border-color: var(--td_header_color, var(--td_theme_color, #4db2ec)) transparent transparent transparent !important; } @-moz-document url-prefix() { .td_block_template_4 .td-block-title > * { padding-bottom: 2px; } }FINANCE Köpfe Oliver Frankenbach Eintracht Frankfurt Fußball AG Mehr lesen Sportlicher Erfolg versus FinanzprognoseHerr Frankenbach, jemand hat mal gesagt: „Eintracht-Fan zu sein ist ein bisschen wie auf einer Strandliege auf den Malediven einzuschlafen und in einer Höhle in Afghanistan wieder aufzuwachen.“ Gilt das auch für die Finanzabteilung, wo die Halbwertszeit jeder Prognose direkt vom sportlichen Erfolg der Mannschaft abhängt?Ein wenig schon. Die Kurzfristigkeit ist das, was unser Geschäft ausmacht. Darin unterscheidet sich die Arbeit als CFO eines Bundesligavereins wohl am stärksten von der in der klassischen Wirtschaft. Das macht den Job aber auch spannend. Aktuell stehen wir mit Blick auf die Zahlen sehr gut da, das vergangene Geschäftsjahr war für uns in jeder Hinsicht ein Rekordjahr.Mehr als ein Jahr ist vergangen, seit Frankfurt gegen den Rangers FC die Uefa Euro League gewonnen hat. Wie haben sie die Pokal-Nacht von Sevilla erlebt? Kann man als CFO in so einem Spiel die Gedanken an die möglichen finanziellen Auswirkungen auf den Klub ausblenden oder rattern im Kopf bei jedem Tor die Zahlen?Auf der Tribüne überwiegt bei mir die Emotion, erst recht an einem Abend wie diesem. Da ist man mit den Gedanken beim Spiel, fiebert mit und hofft natürlich, dass die Mannschaft gewinnt. Die Arbeit kommt dann danach. Für uns als Team hinter dem Team ist die Zeit zwischen den Spielen und vor allem während der Ligapausen die arbeitsintensivste.Inwiefern hat sich der Einzug in die Champions League im vergangenen Jahr rückblickend auf Ihre Arbeit als CFO ausgewirkt?Nicht so stark. An der Erstellung der Bilanz hat sich für uns dabei nichts geändert, auch wenn dadurch die Zahlen jetzt natürlich andere sind. Grundsätzlich wirken sich aber unser starkes Wachstum der vergangenen Jahre und die damit einhergehenden Veränderungen auch auf den Finanzbereich aus.Wie weh tut es da als CFO zu sehen, dass der Verein im vergangenen Geschäftsjahr insgesamt rund 850.000 Euro für Strafen wegen Pyrotechnik und Fan-Randalen in der aktuellen und der vorausgegangenen Saison zahlen musste?Aufwendungen, die zu keinem Nutzen oder Mehrwert führen, tun immer weh.Alles zum ThemaCFO-InterviewsEgal ob gelungene Finanzierungen, komplexe M&A-Deals oder verpatzte Restrukturierungen: Finanzchefs müssen hier die Fragen der FINANCE-Redaktion parieren. Mehr lesen Balance zwischen Sport und GeschäftMit der Rückkehr auf die Gewinnseite konnten Sie auch das Eigenkapitalpolster wieder auffüllen, da sah es zuletzt vergleichsweise eher mau aus. Wo gibt es aktuell noch Baustellen?Zum 30. Juni 2023 wird unser Eigenkapital bei etwa 25 Millionen Euro liegen. Dabei handelt es sich um eine vorläufige Zahl, da der Jahresabschluss noch nicht geprüft wurde. Wir sind also wieder deutlich komfortabler aufgestellt als im vergangenen Jahr. Ich persönlich halte eine Eigenkapitalquote von 30 Prozent für angemessen, um den Risiken des Geschäfts adäquat begegnen zu können. Aktuell sind es 16 Prozent. Daran möchten wir weiterarbeiten und entwickeln verschiedene Maßnahmen, mit denen wir unser Eigenkapital noch stärken können.Eine davon dürfte vermutlich der mögliche Transfer von Stürmerstar Randal Kolo Muani sein, für den zuletzt eine Ablösesumme von 100 Millionen Euro im Raum stand (Anm. d. Red.: zum Redaktionsschluss noch offen). Würden die Einnahmen ausreichen, um neben der Erhöhung des Eigenkapitals Luft für Zukäufe zu haben, oder müssen Sie und Sportvorstand Markus Krösche eher mit harten Bandagen verhandeln?Nein, da ziehen wir im gesamten Vorstand an einem Strang. Wir sind ein Verein, der nicht zwischen Sport und Geschäft trennt, deswegen sprechen wir auch sehr intensiv miteinander. Bestenfalls haben wir sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg. Als CFO sehe ich das Eigenkapital aber eher als Risikovorsorge und weniger als Investitionskasse. So kann man im Zweifel ein Angebot für einen Kolo Muani auch mal aussitzen und ist nicht gezwungen, gute Spieler zu verkaufen.Inwiefern unterscheidet sich die Finanzplanung durch die Abhängigkeit von sportlichen Leistungen von der in klassischen Unternehmen?Eigentlich kaum, würde ich sagen. Alle Abteilungen melden jeweils im November ihren Bedarf an, und wir planen gegebenenfalls in verschiedenen Szenarien, je nachdem, ob wir national oder international spielen. „Ich befürchte, dass wir im Vergleich mit anderen europäischen Ligen letztlich zurückfallen werden.“Oliver Frankenbach, Eintracht FrankfurtDiskussion um Private EquityDie Diskussion um den letztlich von der Mehrheit der Mitgliedsvereine abgelehnten Einstieg von Private Equity in die Bundesliga hat zuletzt für viel Zoff zwischen der DFL und den Klubs gesorgt. Wie beurteilen Sie die Entscheidung?Ich bedauere die Entscheidung und halte sie für einen Fehler. Letztlich müssen wir uns immer auch mit der Konkurrenz aus anderen Ligen beschäftigen. Die Entscheidung gegen den Einstieg eines Private-Equity-Investors schränkt die Liga sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig ein. Ein gutes Beispiel für die Vorteile einer solchen Partnerschaft sind zum Beispiel Italien und Spanien, wo die ersten Modelle gerade zum Tragen kommen.Ließe sich ein künftiges Wachstum nicht auch mit Fremdkapital finanzieren?Finanzieren ist nur eine Seite der Medaille. Das Problem ist auch, dass es der DFL an der notwendigen Manpower und Expertise für ein solches Wachstum fehlt, die ein Private-Equity-Investor einbringen würde. Die müsste man für viel Geld aufbauen oder einkaufen – was eine Finanzierung über Fremdkapital insgesamt vermutlich genauso teuer macht wie ein Investorenmodell. Zumal es der DFL dafür an den nötigen Sicherheiten mangelt. Dafür kämen letztlich nur die zu erwartenden Erlöse aus den TV-Übertragungsrechten in Frage. Die nutzt aber das Gros der Vereine bereits für eigene Finanzierungen. Mit welcher Konsequenz? Aus meiner Sicht war die Ablehnung eines Private-Equity-Einstiegs eine Entscheidung gegen Wachstum. Und ich befürchte, dass wir im Vergleich mit anderen europäischen Ligen letztlich zurückfallen werden.

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