Die Zahl der CFO-Wechsel hat im ersten Quartal des Jahres 2016 wieder zugelegt. Insgesamt haben 83 Finanzchefs eine neue Position angetreten im Vergleich zu 75 im Vorquartal. Das geht aus einer Analyse aller verkündeten CFO-Wechsel in Deutschland, Österreich und der Schweiz hervor, die FINANCE seit Anfang 2014 quartalsweise vornimmt. In den ersten drei Monaten 2015 hatten noch 79 Finanzchefs ihre Position neu angetreten.
CFOs sollen vor Wechsel noch Jahresabschluss machen
Auffällig ist, dass es Anfang März zu einer wahren Schwemme an CFO-Wechseln gekommen ist. Ein prominentes Beispiel ist der Energieriese RWE, der Anfang März Markus Krebber zum neuen Finanzvorstand berufen hat. Er kam von der Energiehandelstochter RWE Supply & Trading. Krebber ist auf Bernhard Günther gefolgt, der seit Anfang April Finanzchef der Zukunftsparte von RWE ist.
Wenige Tage nach der Ankündigung veröffentlichte RWE die vorläufigen Jahresgeschäftszahlen. Dieser Zusammenhang ist häufig zu finden: „Viele Unternehmen lassen den alten Finanzchef noch den Jahresabschluss machen und die Geschäftszahlen gegenüber den Investoren vortragen“, erklärt Thomas von Ciriacy-Wantrup von der Personalberatung Fricke Finance & Legal. Bei einem regulären Geschäftsjahr liegt dieser Termin Ende Februar oder im März.
Ist der Geschäftsbericht geschrieben und vorgetragen, darf der CFO gehen – das gilt nicht nur für konzerninterne Veränderungen. Denn wechselwillige CFOs müssen ihre Kündigungsfristen beachten und benötigen die Freigabe ihres Unternehmens, wenn sie vorzeitig abspringen wollen. „Eine Bedingung für den verfrühten Wechsel kann der Abschluss der Jahresbilanz sein“, sagt Thomas von Ciriacy-Wantrup.
Finanzchefs werden immer älter
Auch aufgrund des starken März war das erste Quartal dieses Jahres das zweitstärkste, das FINANCE bislang verzeichnet hat. Nur das dritte Quartal des vergangenen Jahres war mit 88 CFO-Neuzugängen noch stärker. Auch zu diesem Zeitpunkt haben Unternehmen ein besonderes Interesse, einen Finanzchef an Bord zu holen: „In der zweiten Jahreshälfte steht für Unternehmen die Budgetplanung für das kommende Jahr an. Da ist es sinnvoll, dass der neue CFO bei der Kalkulation involviert ist“, sagt Personalberater Thomas von Ciriacy-Wantrup.
Beim Alter der Finanzchefs zeichnet sich ebenfalls ein Trend ab: Mit fast 48 Jahren waren die neuberufenen CFOs im ersten Quartal 2016 deutlich älter als noch vor einem Jahr. Vor zwölf Monaten lag das durchschnittliche Alter bei 44,7 Jahren. Ein Grund für diese Entwicklung dürfte sein, dass Unternehmen im zuletzt turbulenten Umfeld wieder erfahrene Finanzchefs suchen.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.