Bayer muss sich einen neuen Finanzvorstand suchen. Der bisherige Finanzchef Johannes Dietsch wird das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen, wie Bayer heute mitteilte. Allerdings geht der 55-Jährige nicht sofort, sondern wird dem Pharmakonzern noch bis Ende Mai 2018 erhalten bleiben. Bis dahin hat der Aufsichtsrat seinen Vertrag verlängert.
Johannes Dietsch, der seit 2014 den Posten als Finanzchef besetzt, wird also die milliardenschwere Übernahme des US-Saatgutherstellers Monsanto noch bis zum Closing begleiten – so zumindest der Plan von Bayer. „Mit der Ausarbeitung der Details zur Finanzierung der Übernahme von Monsanto sowie den laufenden Genehmigungs- und Integrationsprozessen liegen noch wesentliche Meilensteine der Transaktion vor uns“, begründet Aufsichtsratschef Werner Wenning den Zeitplan für den CFO-Wechsels. Diese wichtigen Phase werde Johannes Dietsch mit seiner Expertise maßgeblich begleiten, um die Akquisition von Monsanto erfolgreich abzuschließen, so Wenning weiter.
Bayer strebt ein Closing des Mega-Deals bis Ende des Jahres an. Allerdings haben sich bei den beiden anderen großen Fusionen im Crop-Science-Bereich – Chemchina/Syngenta und Dow Chemical/Dupont – die Freigaben durch die Kartellbehörden lange verzögert. Daher gilt auch der Bayer-Zeitplan als ambitioniert. Möglicherweise ist der Monsanto-Deal also noch nicht in trockenen Tüchern, wenn Dietschs Vertrag ausläuft.
Bayer-CFO Dietsch muss noch M&A-Finanzierung stemmen
Dass der erfahrene Finanzchef dem Konzern noch eine Weile zur Verfügung steht, ist für Bayer trotzdem eine gute Nachricht. Denn nicht nur im Freigabeprozess, sondern auch für die komplexe Finanzierung des 66 Milliarden Euro schweren Deals steht noch viel Arbeit an. 19 Milliarden Euro will der CFO in diesem Jahr über eine Kapitalerhöhung einsammeln, für die Refinanzierung des Brückenkredits stehen weitere Kapitalmarkttransaktionen an.
Den Auftakt machte Dietsch im vergangen November mit einer Pflichtwandelanleihe, Anfang März trennte sich Bayer von einem Covestro-Aktienpaket, was 1,5 Milliarden Euro einbrachte. Auch der Verkauf weiterer Covestro-Aktien zur Refinanzierung der Monsanto-Übernahme gilt als wahrscheinlich.
Dietsch-Nachfolge wieder Bayer-intern?
Wer Dietschs Nachfolge antreten wird, ist noch offen. Klar ist lediglich, dass der neue zukünftige Finanzchef große Fußstapfen zu füllen hat: Dietsch war 35 Jahre lang in unterschiedlichen Funktionen für Bayer tätig und dürfte den Konzern deshalb so gut kennen wie sonst nur wenige. Neben dem Finanzressort war er auch für die Regionen Asien/Pazifik und Nordamerika zuständig.
Seine Karriere begann er in den achtziger Jahren mit einer Ausbildung zum Industriekaufmann und Wirtschaftsassistenten bei Bayer. Es folgten verschiedene leitende Positionen innerhalb des Unternehmens. Dazu zählte unter anderem der Posten als Chief Financial Officer für den Finanz- und Verwaltungsbereich bei Bayer Japan. Später übernahm Dietsch eine Zeitlang die Position als Landessprecher und CFO bei Bayer China.
Dietschs Lebenslauf ähnelt sehr stark der Vita von Bayer-Chef Werner Baumann, Dietschs Vorgänger auf dem CFO-Sessel. Hält Bayer an seiner Managementtradition fest, dürfte auch Dietschs Nachfolger wieder aus den eigenen Reihen kommen.
Info
Erfahren Sie mehr über den Werdegang von Johannes Dietsch auf seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.