Einen der bekanntesten deutschen CFOs zieht es nach Finnland: Wie der bei Helsinki ansässige Energieriese Fortum bekanntgegeben hat, wird der scheidende Innogy-Finanzchef Bernhard Günther neuer Finanzvorstand des Konzerns. Der 53-Jährige tritt die neue Position Anfang Februar 2021 an und folgt auf Timo Karttinen, der das Amt seit diesem Sommer interimistisch innehat.
Fortum-CEO und Bernhard Günther kennen sich
Der durch einen Säureanschlag gezeichnete Günther wird somit CFO eines großen europäischen Energieversorgers, der auf einen Börsenwert von rund 20 Milliarden Euro kommt. Fortum ist in Deutschland nicht unbekannt: Jahrelang lieferten sich die Finnen eine Übernahmeschlacht mit dem deutschen Versorger Uniper. Inzwischen hat sich Fortum eine Dreiviertelmehrheit an der ehemaligen E.on-Tochter gesichert.
Nach erheblichen Startschwierigkeiten einigten sich die beiden Unternehmen zuletzt auf eine gemeinsame Strategie. Diese sieht auch vor, dass bis Ende 2023 jährlich Synergien von mehr als 50 Millionen Euro gehoben werden sollen. Bis 2025 sollen es sogar bis zu 100 Millionen Euro werden. Diese Integration voranzutreiben, dürfte auch maßgeblich dem künftigen Fortum-CFO Günther zukommen.
Fortum
Günther kennt Uniper sehr gut: Er sitzt bereits seit einiger Zeit im Aufsichtsrat des MDax-Konzerns, ebenso wie Fortum-Chef Markus Rauramo. „Ich bin daher überzeugt, dass Fortum sehr von seiner Erfahrung profitieren wird“, wird Rauramo zitiert. „Bei unserer gemeinsamen Tätigkeit im Aufsichtsrat von Uniper habe ich seine Versiertheit und seine stets analytische und konstruktive Herangehensweise schätzen gelernt, weswegen ich sicher bin, dass Bernhard hervorragend zu Fortum passen wird.“
CFO Günther war 20 Jahre bei RWE-Einheiten
Anfang Dezember war offiziell bekannt geworden, dass Günther die Kapitel RWE und Innogy nach über 20 Jahren Ende dieses Jahres schließen wird. Während seiner Laufbahn bei RWE verantwortete er verschiedene Finanzbereiche. Darüber hinaus agierte er in Personalunion als CFO bei der Trading-Tochter von RWE sowie des Spin-offs Innogy.
FINANCE-Köpfe
Das Projekt der Abspaltung der Nachhaltigkeitstochter Innogy hat Günther als Finanzvorstand maßgeblich vorangetrieben. Im Jahr 2016 gelang der Börsengang des Stromerzeugers. Im Zuge der Abspaltung musste RWE Kapitalmarktschulden im Wert von 11 Milliarden auf Innogy übertragen.
Das Mammutprojekt hatte eine kurze Halbwertszeit. Nur zwei Jahre später stand fest, dass Innogy keine eigenständige Zukunft haben wird und stattdessen zerschlagen werden sollte: Innogy ist Teil eines komplexen Deals zwischen E.on und RWE.
Seit Mitte dieses Jahres ist die Verschmelzung von Innogy mit dem Energieriesen E.on abgeschlossen. Günther hatte stets betont, dass er nach Abschluss des Deals eine neue Aufgabe außerhalb des RWE-Konzerns suchen werde. Seine Erfahrung bei großen Integrationsprojekten kann er nun auch bei Fortum und Uniper einbringen.
Info
Alles Wichtige über das Leben und die Karriere von Bernhard Günther finden Sie auf seinem FINANCE-Köpfe-Profil.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.