NEUZur Serie: Top-Dealmaker

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E.on will Uniper nach Finnland verkaufen

Rund ein Jahr nach dem Börsengang wird es für Uniper erneut spannend. Der finnische Versorger Fortum will bei dem Unternehmen einsteigen und verhandelt mit E.on über deren Anteil.
Uniper

Anders als zuletzt erwartet wird sich der Energieversorger E.on wohl nicht über den breiten Kapitalmarkt, sondern im Zuge eines Paket-Deals von seiner Uniper-Beteiligung trennen. Wie der Dax-Konzern am heutigen Mittag bekanntgab, will der finnische Versorgungskonzern Fortum den E.on-Anteil an dem Kraftwerksbetreiber kaufen. Sofern es zu einer Einigung zwischen den beiden Konzernen kommt, wird Fortum ein öffentliches Übernahmeangebot an alle Uniper-Aktionäre abgeben. Eine Mindestannahmeschwelle wurde nicht festgelegt.

Die Finnen wollen 22 Euro pro Aktie bezahlen. E.on kann daraus für sein 46,7-Prozent-Paket an Uniper einen Kaufpreis von rund 3,8 Milliarden Euro erwarten. Insgesamt beläuft sich das Fortum-Angebot auf 8,05 Milliarden Euro.

Analystenschätzungen zufolge wird Uniper am Jahresende eine Nettoverschulung von rund 1,8  Milliarden Euro erreichen. Daraus errechnet sich inklusive Pensionsverpflichtungen ein Unternehmenswert von Uniper in Höhe von 10,7 Milliarden Euro. Dies entspricht knapp dem sechsfachen laufenden Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda).

E.on und Fortum wollen sich noch 2017 einigen

E.on und Fortum wollen die Gespräche noch in diesem Jahr abschließen. Vollzogen wird der Deal aus steuerlichen Gründen aber erst im nächsten Jahr. Fortum betont allerdings, dass die Verhandlungen noch scheitern könnten.

Unsicherheit besteht beispielsweise noch hinsichtlich der nächsten Schritte des Uniper-Managements um den früheren E.on-CFO Klaus Schäfer als Vorstandschef und CFO Christopher Delbrück. Wie Fortum mitteilt, hat die Uniper-Führung eine vorgeschlagene Fusion („Business Combination Agreement“) abgelehnt – das Management will Uniper lieber unabhängig halten. Fortum hat dies aber nicht abgeschreckt. Die Finnen streben jetzt die Rolle eines „aktiven Aktionärs und strategischen Partners“ an, wie es in ihrer Kapitalmarktmitteilung heißt.

Uniper ist für Fortum kein „perfekter Fit“

Über ein Kaufinteresse von Fortum wird am Kapitalmarkt schon seit längerem spekuliert. Bislang schenkten die meisten Investoren und Analysten diesen Gerüchten aber wenig Glauben. Zwar verfolgt Fortum eine offensiv kommunizierte Wachstumsstrategie, die explizit auch größere M&A-Deals beinhaltet. Aber das komplexe Beteiligungsportfolio von Uniper passt nur teilweise zur strategischen Aufstellung der Finnen.

Gut passend sind aus Sicht der Berenberg Bank die skandinavischen Wasser- und Atom- sowie die russischen Gaskraftwerke von Uniper. Der große Kraftwerkspark der Deutschen in Zentraleuropa mit einer Vielzahl von Kohle- und Gaskraftwerken steht jedoch konträr zu Fortums Ansinnen, „einer der saubersten Stromerzeuger Europas“ zu werden.

Auch der umfangreiche Stromhandel Unipers sowie das Geschäft mit Gasspeichern galten aus Sicht vieler Analysten bislang für Fortum als Giftpille. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Fortum nach Übernahme der Kontrollmehrheit die Uniper-Führung austauscht und die nicht passenden Unternehmensteile anschließend am M&A-Markt an einen anderen Eigner weiterreicht. Interesse an den deutschen Uniper-Kraftwerken wird unter anderem RWE nachgesagt. 

Zusammen mit den seit Jahresgewinn stark gestiegenen Großhandelspreisen für Strom haben auch Erzeugungskapazitäten wieder an Wert gewonnen. Die Schaffung eines Kapazitätsmarktes für nicht gebrauchte Kraftwerke in Deutschland, die Beobachter für die Zeit nach der Bundestagswahl für möglich halten, würde den Wert der deutschen Uniper-Kraftwerke weiter anheben.

antonia.koegler[at]finance-magazin.de

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Über alle Entwicklungen bei dem Essener Energiekonzern hält sie die Themenseite zu E.on auf dem Laufenden.