Das Biotechnologieunternehmen Brain muss sich einen neuen CFO suchen: Finanzchef Frank Goebel hat um die vorzeitige Aufhebung seines Vertrags gebeten, gab der börsennotierte Konzern bekannt. Goebels Vertrag wäre noch bis Oktober 2019 gelaufen.
Wie Brain schreibt, will sich Goebel zukünftig stärker um die Familie kümmern und vor diesem Hintergrund mittelfristig den Wohnort wechseln. Die Südhessen haben sich auf die Suche nach einem Nachfolger gemacht und hoffen, bis Jahresende einen neuen CFO gefunden zu haben. Bis dahin bleibt Goebel Finanzchef.
Aktuell besteht der Brain-Vorstand nur aus zwei Mitgliedern, zu denen neben Goebel noch CEO Jürgen Eck zählt. Eck ist seit 2015 Vorstandsvorsitzender, zuvor war er viele Jahre CFO des Unternehmens. Im Aufsichtsrat sitzt aber auch der erfahrene Georg Kellinghusen, der in seiner Karriere unter anderem CFO von Alno und Keiper Recaro war. Um das junge Unternehmen an die Börse zu führen, war Kellinghusen für kurze Zeit auch Finanzchef bei Brain. Der Börsengang spülte 31,5 Millionen Euro in die Unternehmenskasse.
CFO Frank Goebel war zuvor M&A-Chef
Sein Nachfolger Goebel wird sein Amt kaum länger ausüben als der damalige Interims-CFO Kellinghusen. Er wurde erst im März 2017 zum Finanzchef berufen, nachdem der damals 70-jährige Georg Kellinghusen altersbedingt ausschied. Vor seiner Berufung in den Brain-Vorstand leitete Frank Goebel seit 2015 die Tochtergesellschaft Brain Capital, über die das südhessische Unternehmen seine M&A-Aktivitäten steuert. Davor arbeitete der Betriebswirt viele Jahre bei der Royal Bank of Scotland, unter anderem als Director Restructuring und als Investment Director.
Brain hatte den Corporate-Finance-Spezialisten in den Vorstand geholt, um seine M&A-Strategie weiter zu forcieren. Noch als Leiter von Brain Capital hatte Goebel fünf Unternehmen hinzugekauft. In seiner Amtszeit als CFO übernahm Brain außerdem die Mehrheit an dem Spezial-Enzyme-Produzenten Biocatalysts und stärkte so den wichtigen Geschäftsbereich Bio Industrial. Dieser soll die tragende Säule des Unternehmenswachstums sein, hatte CFO Kellinghusen vor dem IPO in einem Interview mit FINANCE erklärt.
Umsätze von Brain kommen nicht in Schwung
Die Forcierung des M&A-Kurses ist für Brain auch deshalb zentral, weil das Unternehmen nach wie vor keine Gewinne schreibt – die Börsenstory stützt sich auf schnell wachsende Umsätze. Zuletzt ist dieses Wachstum aber ins Stocken geraten: Im ersten Halbjahr 2018 ist die Gesamtleistung (Umsatzerlöse samt Bestandsveränderungen und sonstigen Erträgen) verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 7 Prozent auf 12,3 Millionen Euro eingebrochen.
Im Zuge dessen stieg der bereinigte Konzernverlust vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,9 auf 3,6 Millionen Euro an. Während sich im erklärten Zukunftssegment Bio Industrial die Gesamtleistung leicht auf 6,8 Millionen Euro verbesserte, gab es im zweiten Segment Bio Science einen starken Einbruch um 18 Prozent auf 5,6 Millionen Euro. CEO Jürgen Eck zeigt sich trotzdem optimistisch und geht nach wie vor von einem zweistelligen Umsatzwachstum für das Geschäftsjahr 2017/18 aus.
Info
Erfahren Sie mehr über die Karriere von Brain-CFO Frank Goebel auf seinem Profil bei FINANCE-Köpfe.
Julia Schmitt ist Redaktionsleiterin von FINANCE-Online und Moderatorin bei FINANCE-TV. Nach ihrem Studium der Volkswirtschaftslehre und Publizistik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz stieg sie 2014 bei F.A.Z. BUSINESS MEDIA ein. Sie betreut die Themenschwerpunkte Wirtschaftsprüfung und Bilanzierung und ist Trägerin des Karl Theodor Vogel Preises der Deutschen Fachpresse.