CFO Kathrin Dahnke verlässt den vormals als Gildemeister bekannten Bielefelder Werkzeugmaschinenbauer, der seit knapp einem halben Jahr DMG Mori Seiki heißt, nach knapp vier Jahren. Die 53-Jährige scheide auf eigenen Wunsch aus, teilte der Konzern in einer auffällig knappen Mitteilung mit. Eine Dankesformel fehlt in der Mitteilung völlig. Dies ist ungewöhnlich, da fehlende Dankesworte bei anderen Unternehmen oft ein Hinweis darauf sind, dass ein Vorstand nicht im Guten ausscheidet.
Dabei sind die Zahlen des MDax-Konzerns überzeugend. Dahnke kam 2005 als Leiterin Finanzen (Finanzdirektorin) zu Gildemeister und trat im Mai 2010 als CFO die Nachfolge des im Unfrieden ausgeschiedenen Michael Welt an. Sie führte in der Folge die Ressorts Controlling, Finanzen, Rechnungswesen, Steuern und Risikomanagement sowie Versicherungen. Seit Dahnke an Bord kam, hat sich Gildemeister operativ blendend entwickelt. 2012 legte Gildemeister Rekordzahlen mit einem Konzernumsatz von über 2 Milliarden Euro bei einem Ebitda von 174 Millionen Euro vor. Auch die Aktionäre freuten sich: Mit 0,35 Euro je Aktie wurde die höchste Dividende seit vier Jahren ausbezahlt.
In CFO Dahnkes Amtszeit verbessert sich die Bilanzstruktur
Der wichtigste Treiber für die eingetretene Entspannungsphase in Bielefeld – man erinnert sich noch an deutlich wackligere Phasen – ist die Überkreuzbeteiligung und intensivierte Zusammenarbeit mit dem japanischen Konzern Mori Seiki seit 2009. Die Hebung von Synergien im Vertrieb und die Gründung eines gemeinsamen Kundenfinanzierungs-Vehikel (Captive), das waren Projekte, die CFO Kathrin Dahnke beitrug.
Ein Erfolg gelang ihr mit der vollständigen Refinanzierung der Fremdfinanzierung im Jahr 2011, bei der sie den größeren Verhandlungsspielraum gegenüber den Banken nutzen kann. Die neue Position der Stärke resultiert aus dem durch zwei große Kapitalerhöhungen 2011 und 2013 gestärkten Eigenkapital. Bei letzterer, die sie mit der Berenberg Bank und einem harten Underwriting umsetzte, wurden in Form einer Sachkapitalerhöhung durch Einlage des japanischen Unternehmens Mori Seiki und eines Werkes in den USA eingebracht. So beendete DMG Mori Seiki das Jahr 2013 mit einer Net Cash Position von rund 390 Millionen Euro und einer Eigenkapitalquote von fast 60 Prozent. Das Gesicht des Unternehmens am Kapitalmarkt, sei es nun als DMG Mori Seiki oder als Gildemeister, wurde Dahnke hingegen nicht.
Kapitza war das Gesicht am Kapitalmarkt
Dort war stets der starke CEO Rüdiger Kapitza präsent, wenngleich Investoren bisweilen den als eher schwierig empfundenen Zugang zum Management bemängelten. Bis zum 10. März will DMG Mori Seiki nun einen Nachfolger für Dahnke präsentieren. Marktkreisen zufolge könnte es erneut auf eine interne Lösung hinauslaufen. Auch die Kürze der Zeit bis zur angekündigten Vorstellung des Nachfolgers spricht dafür. Auch gehen viele Kapitalmarktteilnehmer weiter von einer baldigen Fusion des deutsch-japanischen Konzerns mit zwei Börsennotierungen aus.
Dahnkes nächste Station ist noch nicht bekannt. Nach dem Abschluss des Studiums der Betriebswirtschaftslehre sowie als Wirtschaftsdolmetscherin für Englisch und Französisch startete Dahnke ihre Karriere 1982 im Beteiligungscontrolling bei Beiersdorf und leitet dort später die Finanzabteilung. 1987 wechselte sie in die M&A-Beratung der West LB. Von 1995 bis 2005 leitet sie die Geschäfte des Finanzbereichs der Otto Bock Holding, bevor die Mutter eines Sohns die Herausforderung eines börsennotierten Konzerns reizte. Bald schon wird man hören, wo die Musikliebhaberin ihre nächste Station aufschlägt. Wer Oper und Jazz mag, wie die im persönlichen Gespräch stets zugewandte und aufmerksame Kathrin Dahnke, freut sich womöglich auf eine größere Bühne als das Stadttheater in Bielefeld.