Evelyn Müller wird ihren Posten als Divisions-CFO bei ThyssenKrupp Marine Systems, der Schiffs- und U-Boot-Sparte des Konzerns, zum Jahresende aufgeben. Das geht aus einer internen Mitteilung des Unternehmens hervor, die FINANCE vorliegt. Das „Handelsblatt“ hatte zuvor über den Personalwechsel berichtet.
Hintergrund der Neuausrichtung im Management ist der bereits angekündigte Umbau der Sparte, wie der Mitteilung zu entnehmen ist. ThyssenKrupp hatte im Frühjahr die Übernahme der restlichen Anteile des Sonartechnik-Joint-Ventures Atlas Elektronik abgeschlossen. Der Elektronikspezialist soll in die Sparte Marine Systems integriert werden. Ziel des Konzerns ist es, seine kriselnde Schiffssparte als ganzheitlichen Systemanbieter neu aufzustellen.
Gegenüber der scheidenden Finanzchefin Müller, deren nächste Station noch nicht bekannt ist, findet ThyssenKrupp lobende Worte: Der Konzern dankt der Finanzchefin ausdrücklich für ihre Arbeit und betont, sie habe „den Finanzbereich im Marineschiffbau über viele Jahre geprägt und professionalisiert“. Müller wird noch bis zum Jahresende auf dem CFO-Posten bleiben. Ein Nachfolger, der die Transformation des Bereichs dann weiter vorantreibt, ist noch nicht bekannt.
Schiffssparte von ThyssenKrupp bringt weniger Ertrag
Die am heutigen Donnerstag veröffentlichten Geschäftszahlen zeigen, dass ein Umbau der Schiffssparte dringend nötig ist. Die Division Marine Systems ist innerhalb des ThyssenKrupp-Konzerns Teil des Geschäftsbereichs Industrial Solutions, der im vergangenen Geschäftsjahr ein wesentlich schlechteres Ergebnis als im Vorjahr erzielte. 2015/2016 lag der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) bei 355 Millionen Euro, im vergangenen Geschäftsjahr stehen nur noch 111 Millionen Euro zu Buche, ein Einbruch um fast 70 Prozent.
Die Gründe: die schwachen Auftragseingänge in den Vorjahren, eine partielle Unterauslastung und niedrige Ergebnisbeiträge von Marine Systems. Marine Systems und auch der Chemieanlagenbau hätten einen deutlichen Margen- und Ergebnisrückgang zu verzeichnen, schreibt ThyssenKrupp aktuellen Geschäftsbericht.
Der Schiffsbereich ist auch von dem angekündigten Stellenabbau des Konzerns betroffen. Im September wurde bekannt, dass der Standort Emden geschlossen wird. Den Mitarbeitern sollen aber Jobs an anderen Standorten angeboten werden.
ThyssenKrupp-Sparte wegen Israel-Deal im Fokus
Außerdem hatte die Sparte zuletzt auch in anderen Bereichen zu kämpfen: Der Verkauf von U-Booten an den Staat Israel brachte das Unternehmen in die Schlagzeilen. Der Deal war Berichten zufolge wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen zunächst zwischenzeitlich gestoppt worden. Die Ermittlungen richteten sich unter anderem gegen einen Vertriebsmittler von ThyssenKrupp, nicht gegen den Konzern selbst.
Einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge sollen Insider dem Unternehmen zudem vorwerfen, in den vergangenen Jahren zu wenig in die Schiffssparte investiert zu haben und so einen Investitionsrückstau verursacht zu haben.
antonia.koegler[at]finance-magazin.de
Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.