Erneuter Führungswechsel bei Wolford: Nach dem Weggang von COO Andrew Thorndike macht der angeschlagene Strumpfhosenhersteller Paul Kotrba interimistisch für sechs Monate zum Vorstandsmitglied, bis ein Nachfolger gefunden ist. Thorndike hatte außerdem die Finanzen des Unternehmens verantwortet – nach seinem Weggang wird dieses Ressort nun bis auf Weiteres Thorndikes Vorstandskollegin und Chief Commercial Officer (CCO) Silvia Azzali übernehmen. Thorndike hatte sein Vorstandsamt zum 31. Juli niedergelegt.
Azzali hatte die Finanzleitung unmittelbar nach seinem Weggang bereits interimistisch übernommen. Neben den Finanzen hat sie außerdem die Leitung der Ressorts Forschung & Entwicklung und Nachhaltigkeit sowie Personal inne. Wie Wolford FINANCE gegenüber bestätigte, bleibt die Verantwortung der Finanzen nun auch künftig bei der CCO.
Einen eigenständigen CFO hat der angeschlagene Strumpfhersteller damit aber bereits seit dem Weggang der damaligen Finanzchefin Brigitte Kurz Ende Oktober 2019 nicht mehr. Das Unternehmen hatte den CFO-Posten damals nicht neu besetzt und das Ressort Finanzen an COO Andrew Thorndike übergeben.
Silvia Azzali ist seit 2019 CCO bei Wolford
Die neue Finanzverantwortliche Azzali agiert seit dem 1. November 2019 als CCO im Vorstand von Wolford und verantwortete seitdem die Ressorts Sales & Merchandising, Marketing und Design. Von 2011 bis 2016 war sie bereits unter anderem als Head of International Wholesale für Wolford tätig. Vor ihrer Rückkehr zu dem Strumpfhosenhersteller 2019, arbeitete sie als Head of Global Retail & Franchising bei der italienischen Modemarke Moschino.
Damit setzt Wolford nun mit Azzali auf eine Finanzchefin, die keinen klassischen Finanzhintergrund aufweist, sondern mit ihrer Expertise primär aus dem Bereich Vertrieb und Marketing kommt. Die Verantwortung für die Finanzen übernimmt Azzali in einer für Wolford schwierigen Zeit mit zahlreichen Herausforderungen für die Finanzabteilung, denn bereits unter der alten CFO Brigitte Kurz und den auf sie folgenden Finanzverantwortlichen Andrew Thorndike waren die Zahlen der Bregenzer durchwachsen.
Nach dem Einstieg des chinesischen Finanzinvestors Fosun im Jahr 2018 mit rund 50,87 Prozent, sollte das kriselnde Unternehmen durch eine Restrukturierung wieder in die Spur gebracht werden – doch die erhoffte Wende blieb bislang aus.
Wolford musste Jahresabschluss zwei Mal verschieben
Zuletzt hatte Wolford außerdem noch durch eine zwei Mal verschobene Bilanzvorlage auf sich aufmerksam gemacht. Wolford hatte die ursprünglich für April geplante Veröffentlichung seines geprüften Jahres- und Konzernabschlusses 2021 erstmals auf den 25. Mai 2022 verschoben. Die Prüfung durch EY dauerte länger an: Grund dafür sei der nicht rechtzeitige Erhalt von Prüfungsunterlagen, wie Wolford damals mitteilte.
Doch auch zum zweiten Termin konnte Wolford die Zahlen nicht vorlegen und verschob die Veröffentlichung erneut, diesmal auf den 17. Juni 2022. Für das Geschäftsjahr 2021 werde noch ein positives Ebitda erwartet, der Ausblick eines positiven Ebit könne jedoch nicht mehr bestätigt werden, hieß es dazu dann von Wolford.
Inzwischen haben die Bregenzer ihre Zahlen für 2021 vorgelegt. Diese geben einen vagen Anlass zur Hoffnung. So weist Wolford für 2021 einen Umsatz von 109 Millionen Euro aus. Das operative Ergebnis vor Steuern und Zinsen blieb mit einem Minus von 5,3 Millionen Euro jedoch hinter den Erwartungen zurück. Die Lage bei dem kriselnden Strumpfhosenhersteller bleibt also vorerst angespannt. Azzalis Hauptaufgabe wird es demnach sein, die laufende Restrukturierung voranzutreiben und das Unternehmen finanziell wieder stabil aufzustellen.
jasmin.rehne[at]finance-magazin.de
Jasmin Rehne ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die Themen Controlling, Gehalt und Personal. Sie hat in Marburg Sprache und Kommunikation studiert. Neben ihrem Studium arbeitete Jasmin Rehne bereits als studentische Hilfskraft bei FINANCE.
