Stühlerücken bei Vossloh: Vorstandschef Andreas Busemann wird bereits ein halbes Jahr vor Ablauf seiner Amtszeit von seinen Aufgaben entbunden. Der Aufsichtsrat hat sich mit Busemann „einvernehmlich verständigt“, dass dieser sein Amt nach nur zweieinhalb Jahren Ende September niederlegen werde, gab Vossloh bekannt. Gründe für den vorzeitigen Abgang nannte der börsennotierte Mittelständler nicht.
Busemanns Nachfolger ist Oliver Schuster. Neben der Beförderung bekommt Schuster auch eine Vertragsverlängerung bis 2025.
Schuster leitet seit März 2014 das Finanzressort von Vossloh, zuvor war er Finanzvorstand des Spezialchemieproduzenten SKW Stahl-Metallurgie. Weitere Stationen des BWL-Absolventen waren das Controlling des Dax-Konzerns Infineon und die Wirtschaftsprüfung bei PwC.
FINANCE-Köpfe
Heinz Hermann Thiele krempelt Vossloh um
Neben Schuster rückt auch noch Karl-Martin Runge als Vertriebs- und Technikchef in den Vorstand. Im Gegenzug scheidet neben Busemann auch noch Volker Schenk aus dem Vorstand aus, der für diverse Sparten und Regionen verantwortlich war. Das Finanzressort wird Schuster zusätzlich zu seinen neuen Aufgaben als CEO behalten. Damit wird der Vossloh-Vorstand von drei auf zwei Mitglieder verkleinert.
„Durch diese Verschlankung der obersten Führungsebene wird der Konzentration von Vossloh auf das Kerngeschäft Bahninfrastruktur Rechnung getragen“, heißt es in der Vossloh-Mitteilung. Hinter dem Vorstandsumbau dürfte der Knorr-Bremse-Eigentümer Heinz Hermann Thiele stecken, der sich erst im Juni im Zuge einer Kapitalerhöhung die Mehrheit an Vossloh gesichert hatte. Er ist schon seit 2011 Anteilseigner, hält nun aber über 50 Prozent.
Der neue starke Mann Schuster gilt als der Treiber hinter der Restrukturierung des Mittelständlers, der seit Jahren mit rückläufigen Margen und Gewinnen auffällt. Strukturen wurden gestrafft, Stellen abgebaut. Zuletzt gelang Vossloh vor zwei Wochen der seit Jahren angestrebte Exit aus der defizitären Herstellung von Lokomotiven – der Käufer kam aus China.
Vossloh-Aktie hat sich nahezu halbiert (Drei-Jahres-Chart)
Kapitalmarkt setzt auf Oliver Schuster
Die damit einhergehende Konzentration auf die Herstellung von Weichen, Schwellen und Signaltechnik soll in Zukunft wieder zu höheren Margen und wachsenden Umsätzen führen. Zuletzt erwirtschaftete Vossloh rund 865 Millionen Euro. Die Auftragseingänge haben schon in den vergangenen Quartalen deutlich angezogen. Das Analysehaus Warburg Research kommentiert die Personalrochade wohlwollend: „Schusters Beförderung ist ein positives Signal, denn Vosslohs Performance-Programm trägt seine Handschrift.“ Für einen Kursanstieg der Aktie am heutigen Tag reicht das aber nicht.
Langfristig erhofft sich Warburg von Schuster positive Impulse: „Die finanzielle Disziplin und der Cashflow werden nun vermutlich noch stärker in den Fokus des Managements rücken“, hofft Analyst Christian Cohrs. Dorn im Auge der Investoren sind nach wie vor die zu hohen Kosten, vor allem in der Zentralverwaltung. Viele sehen dort Einsparpotential.
Dass Schuster liefern muss, zeigt ein Blick auf den Aktienkurs. Trotz eines allgemein guten Börsenklimas hat die Vossloh-Aktie in den vergangenen drei Jahren über 30 Prozent eingebüßt. Hauptaktionär Thiele dürfte sogar auf Verlusten von über 50 Prozent sitzen.
Info
Mehr über den neuen Vossloh-Chef erfahren Sie im FINANCE-Köpfe-Profil von Oliver Schuster.