Volkswagen-CFO Frank Witter konnte sich im Jahr 2016 über einen üppigen Bonus freuen. Dem jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht zufolge flossen dem Finanzvorstand des Autobauers aus dem Posten „mehrjährige variable Vergütung“ rund 1,7 Millionen Euro zu. Das geht aus der Zuflusstabelle hervor und entspricht der Hälfte seiner gesamten Bezahlung in Höhe von 3,6 Millionen Euro.
Beim „Zufluss“ handelt es sich um den Betrag, der den Vorständen im Berichtsjahr tatsächlich ausgezahlt wurde. Oft wird im Zusammenhang mit Managervergütungen die Kennzahl „Gewährte Zuwendungen“ herangezogen, die auf einem mittleren Wahrscheinlichkeitsszenario basiert. Diese ist jedoch eher theoretischer Natur.
Volkswagen: CFO Frank Witter profitiert von Hans Dieter Pötsch
Witters Bonuszahlung ist zwar nicht ungewöhnlich hoch, aber sie verwundert: Denn alleine 1,2 Millionen Euro kassierte er aus den sogenannten Long-Termin-Incentives, kurz LTI. Diese sollen die Performance des Volkswagen-Konzerns gemessen an Kennzahlen wie der Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit sowie dem Wachstum bewerten. Die Bezahlung des Vorstands ist an diese Parameter gekoppelt.
VW betrachtet dabei die vergangenen vier Jahre. Witter ist aber erst seit Oktober 2015 Vorstand des Konzerns. Davor war er CEO der Tochter VW Financial Services. Und dass Witter nicht anteilig, sondern für alle vier Jahre des Vergütungsprogramms kassiert, bestätigte Volkswagen auf FINANCE-Nachfrage. Somit profitiert Witter von der Arbeit seines Vorgängers – dem heutigen Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch – in vollem Ausmaß. Dabei fielen in Pötschs Amtszeit auch die Anbahnung und die spätere Aufdeckung der Dieselmanipulationen.
Der restliche Bonus von Witter stammt aus dem Posten „Sondervergütung“. Bei dieser Komponente wird die Leistung der vergangenen zwei Jahre bewertet, die Witter auch nicht komplett im Konzern-Vorstand verbracht hat. Auch hier erhält er den vollen Betrag.
Witter ist mit seinem fragwürdigen Bonus jedoch kein Sonderfall im VW-Vorstand. Alle einfachen Vorstandsmitglieder von VW erhalten aus diesem Posten den gleichen Betrag für die vollen vier Jahre, sobald sie ein ganzes Jahr dem Vorstand angehört haben. Nur CEO Matthias Müller bekommt noch etwas mehr.
VW will das Gehalt seiner Vorstände kürzen
Insgesamt flossen dem VW-Vorstand im vergangenen Jahr FINANCE-Berechnungen zufolge 48,9 Millionen Euro zu. Im Vorjahr waren es noch 58,9 Millionen Euro. Top-Verdienerin im vergangenen Jahr war Christine Hohmann-Dennhardt, die von Anfang 2016 an 13 Monate für die Ressorts Integrität und Recht zuständig gewesen war. Sie kassierte für ihre nach nur einem Jahr geendeten Dienste 10,8 Millionen Euro – aber immerhin keinen Langfristbonus.
Volkswagen ist auch wegen des Falls Hohmann-Dennhardt Gegenstand einer mitunter hitzig geführten Debatte um die Vorstandsvergütung. Der Konzern hat mittlerweile reagiert und angekündigt, seinen Vorständen ab 2017 deutlich weniger zu bezahlen. So soll die Maximalvergütung des CEOs bei 10 Millionen Euro liegen, die eines einfachen Vorstands bei höchstens 5,5 Millionen.
Zudem hat VW die rückwärtsgewandte Sicht der Boni abgeschafft, von der CFO Witter dieses Jahr noch profitiert hat. Andere Konzerne vergüten schon seit längerem auf eine deutlich andere Weise als VW, um gute Unternehmensführung sicherzustellen. Ab diesem Jahr sollen dann auch bei VW die Langzeitboni an die zukünftige Performance der Wolfsburger gebunden sein. Über ein Aktienprogramm orientieren sie sich darüber hinaus stärker am Kapitalmarkt. Auf der anderen Seite hat VW das Festgehalt seiner Vorstände um 30 Prozent angehoben.
Info
Der VW-CFO ist ein Eigengewächs des Wolfsburger Autobauers. Was er in seiner Karriere bislang alles gemacht hat und wie er dem Konzern durch die Dieselaffäre geholfen hat, erfahren Sie auf dem FINANCE-Köpfe-Profil von Frank Witter. Hintergründe zum aktuellen Stand der Debatte um Vorstandsgehälter finden Sie auf unserer Themenseite Managervergütung.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.