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AEG-Power-CFO Jeffrey Casper: „Der Cashflow wurde vernachlässigt“

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Ging während der Gläubigerversammlung mit dem alten Management hart ins Gericht: AEG-Power-CFO Jeffrey Casper.
AEG Power Solutions

In dieser Woche fand die erste Gläubigerversammlung für die Restrukturierung der 100-Millionen-Euro-Mittelstandsanleihe von AEG Power Solutions statt. Die Versammlung war nicht beschlussfähig, weil lediglich 27,41 Prozent der Stimmberechtigten anwesend waren. 50 Prozent wären aber notwendig gewesen. Das Management um CFO und CRO Jeffrey Casper und Verwaltungsratvorsitzenden Dirk Wolfertz scheint die meisten der anwesenden Anleihegläubiger mit ihrem Restrukturierungskonzept (siehe Infokasten unten) überzeugt zu haben. Die Investoren hielten sich mit Unmutsäußerungen zurück und stellten auch nur wenige Fragen. Während der Präsentation ging Casper hart mit dem ehemaligen Verwaltungsrat um Horst Kayser und Bruce Brock ins Gericht. Er warf den ehemaligen Verantwortlichen vor, falsche strategische Entscheidungen getroffen zu haben.

Am 5. Mai tritt nun die zweite Gläubigerversammlung zusammen. Dann sind nur 25 Prozent Anwesenheit erforderlich, 75 Prozent der Anwesenden müssen dem Konzept zustimmen. CFO und CRO Jeffrey Casper zeigt sich im Gespräch mit FINANCE aber optimistisch, dass AEG Power Solutions das Quorum erreicht.

CFO Casper: „Es wurde nicht genug in Reportingsysteme und IT investiert“

Herr Casper, nach dem Managementwechsel im vergangenen Dezember zahlte das Unternehmen den Zinskupon von 9,25 Prozent aus, wenn auch in letzter Sekunde. Bei den Gläubigern keimte kurzfristig Hoffnung auf. Im März haben Sie dann den Plan für eine finanzielle Restrukturierung vorgelegt. Wann war Ihnen klar, dass ein Haircut unvermeidlich ist?
Unsere finanzielle Lage hat sich im vergangenen Sommer erheblich verschlechtert. Der alte Verwaltungsrat, der im vergangenen Dezember nahezu vollständig ausgetauscht wurde, hat andere Prioritäten gesetzt: Man wollte wachsen und hat deshalb stark investiert, etwa in den USA und Asien. Der Cashflow wurde dabei jedoch vernachlässigt. Außerdem wurden Verantwortlichkeiten nicht konkret definiert, und es wurde nicht genug in die IT und Reportingsysteme investiert. Letztere sind wichtig, um relevante Informationen zu analysieren und entsprechend handeln zu können. Im Herbst stellte sich dann heraus, dass die Schuldenlast zu hoch war, wir mussten handeln.

Eine Gläubigerversammlung sollte im November über die Verschiebung des Zinskupons abstimmen. Sie war aber nicht beschlussfähig. Die zweite Gläubigerversammlung wurde dann kurzfristig abgesagt, und AEG Power Solutions zahlte die Zinsen. Wie war das möglich?
Mitte Dezember beglich ein großer Kunde seine Rechnung über 15 Millionen Euro. Diese Zahlung kam zweieinhalb Monate zu spät. Als wir sie dann doch noch erhalten haben, konnten wir den Kupon bedienen.

Sie sind bereits seit Juni 2012 CFO, zuvor waren sie bereits in leitender Funktion für die Unternehmensentwicklung und Corporate Finance zuständig. Sie müssen doch damals auch einen Einfluss gehabt haben, in welche Richtung das Unternehmen steuert?

Sie können mir glauben, dass ich stets meine Meinung und Sorge hinsichtlich der Liquiditäts-, Kosten- und Schuldensituation des Unternehmens mit dem Verwaltungsrat geteilt habe. Im Oktober 2013 sind wir letztlich an die Öffentlichkeit gegangen und haben damit begonnen, externe Berater hinzuzuziehen, um den Businessplan und die Liquiditätslage zu beurteilen. Darauf habe ich aktiv hingewirkt.

„Nach aktuellem Aktienkurs eine Erfüllungsquote von 65 Prozent“

Sie haben ein Restrukturierungskonzept vorgelegt, das einen Debt-to-Equity-Swap mit anschließender Kapitalerhöhung sowie die Emission einer neuen Anleihe vorsieht. Was macht Sie zuversichtlich, dass die Gläubiger dem zustimmen werden?
Wir haben das Konzept über vier bis fünf Wochen eng mit mehreren institutionellen Anleihegläubigern sowie mit Anleihegläubigervertretern ausgearbeitet und abgestimmt. Sie unterstützen den Plan und stehen voll hinter uns. Das ist ein wichtiges Signal für uns – obwohl die große Mehrheit unserer Gläubiger Privatanleger sind. Ich denke, wir haben ein gutes Angebot unterbreitet: Unsere Anleihegläubiger können auf der Basis unseres aktuellen Aktienkurses mit einer Erfüllungsquote in Höhe von 65 Prozent ihrer Investition rechnen. Sollte sich der Aktienkurs positiv entwickeln, ist es möglich, dass sie ihr Geld vollständig zurückerhalten oder sogar eine Erfüllungsquote von mehr als 100 Prozent erreichen.

Bei der Gläubigerversammlung am 9. April waren lediglich 27,4 Prozent der Stimmberechtigten anwesend. Für das notwendige Quorum von 25 Prozent bei der zweiten Gläubigerversammlung am 5. Mai könnte es knapp werden. Was erwarten Sie?
Wir sind zuversichtlich, dass wir das Quorum erreichen werden, denn auch bei der Gläubigerversammlung am 25. November 2013 waren bereits über 25 Prozent der Stimmberechtigten anwesend. Wir gehen davon aus, dass aufgrund der Wichtigkeit der Versammlung noch mehr Gläubiger kommen werden. Ich möchte diese Möglichkeit nutzen, noch einmal alle Gläubiger dazu anzuhalten, entweder persönlich zu der entscheidenden zweiten Anleihegläubigerversammlung am 5. Mai zu kommen oder eine Vollmacht zu erteilen. Von einer Annahme des finanziellen Restrukturierungskonzeptes hängt die Zukunft der AEG Power Solutions ab.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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Neue Details aus dem Restrukturierungsplan

Bei der Gläubigerversammlung, die am 9. April stattfand, hat die AEG Power Solutions ihr Restrukturierungskonzept näher erläutert. Die Anleger haben vor allem weitere Details zur neuen Anleihe über 50 Millionen Euro erfahren. Bereits bekannt war, dass der Bond über fünf Jahre laufen soll und durch Tochtergesellschaften der 3W-Power besichert ist. Wie Jeffrey Casper, der CRO und CFO in Doppelfunktion ist, jetzt mitteilte, soll der Bond im ersten Jahr mit 4 Prozent verzinst werden (derzeit 9,25 Prozent), danach werden die Zinsen jedes Jahr um zwei Prozentpunkte steigen. „Das erhöht den Anreiz, die Anleihe möglichst schnell zurückzahlen und senkt gleichzeitig in der Anfangszeit unsere Zinslast“, sagt Casper. Den Kupon will AEG Power halbjährlich zahlen.
 
Das Restrukturierungskonzept wurde am 19. März vorgelegt. Es sieht einen Debt-to-Equity-Swap über 50 Prozent des ausstehenden Anleihenennwerts, die Emission eines neuen Bonds über 50 Millionen Euro, eine Barkapitalerhöhung über 4 Millionen Euro sowie eine operative Restrukturierung vor.

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