Der hessische LKW-Zulieferer Jost will im zweiten Halbjahr an die Börse gehen. Ein genauer Zeitpunkt ist noch nicht bekannt. Das Unternehmen will die Aktien ausschließlich institutionellen Investoren im Rahmen einer Privatplatzierung anbieten. Ein öffentliches Angebot der Papiere wird es dagegen nicht geben. 130 Millionen Euro sollen durch den Verkauf neuer Aktien an das Unternehmen aus Neu-Isenburg bei Frankfurt fließen.
Mehr als 100 Millionen Euro davon sollen zur Reduzierung der Nettoverschuldung von 260 Millionen Euro verwendet werden, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Die weiteren Mittel sollen für allgemeine Unternehmenszwecke verwendet werden.
Zudem will sich auch die Private-Equity-Gesellschaft Cinven von einem Aktienpaket trennen. Wie viele Papiere der Investor platzieren will, ist aber noch nicht bekannt. Die Veräußerung „eines Teils der Beteiligung“ sei geplant. Das legt zumindest die Vermutung nahe, dass es zunächst – wie bei Börsengängen üblich – kein vollständiger Exit des Investors werden wird.
Cinven könnte Mehrheit nach neun Jahren verkaufen
Für Cinven wird der Exit auch langsam drängend, hatten die Briten Jost doch schon 2008 von der Beteiligungsgesellschaft Silverfleet übernommen. Der Kaufpreis wurde damals in Finanzkreisen auf 500 bis 550 Millionen Euro geschätzt. Kurz darauf erschütterte die Finanzkrise die Märkte. Jost geriet wie andere Unternehmen der Branche in eine Krise und musste restrukturiert werden. Im Zuge einer Umschuldung musste Cinven seinen Jost-Anteil von 77 auf 64 Prozent reduzieren.
Bereits vor zwei Jahren soll Cinven versucht haben, Jost an die Börse zu bringen, doch die Pläne scheiterten. Bei dem jetzt geplanten Börsengang könnte das Unternehmen laut Reuters einschließlich der Nettoverschuldung mit rund 700 Millionen Euro bewertet werden. Das Marktumfeld präsentiert sich jedenfalls stabil, in dieser Woche werden einige deutsche Unternehmen das Fahrwasser testen.
Deutsche Bank, JP Morgan und die Commerzbank begleiten den IPO als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners. BNP Paribas ist als weiterer Joint Bookrunner mandatiert, und Rothschild berät Jost als unabhängiger Financial Advisor.
Jost-CFO Christoph Hobo muss für Cinven den IPO stemmen
Jost macht mit dem starken Jahresauftakt des Unternehmens Werbung für den IPO. In den ersten drei Monaten hat der Zulieferer mit einem Umsatz von 180,5 Millionen Euro und einem bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 22,5 Millionen Euro das beste Quartalsergebnis seiner Geschichte einfahren können. Im vergangenen Geschäftsjahr erzielt Jost einen Umsatz von 633,9 Millionen Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern lag bei 61,9 Millionen Euro, die bereinigte Ebit-Marge bei 9,8 Prozent.
Das Investment in Jost für Cinven nun zu einem versöhnlichen Ende zu bringen, liegt auch in den Händen von Neu-CFO Christoph Hobo, der früher acht Jahre lang direkt für Cinven tätig war. Seit vergangenem Oktober ist er für die Finanzen von Jost verantwortlich.
Nach dem IPO will Jost weiter wachsen, das Unternehmen sieht vor allem im Truck- und Trailer-Markt in Europa, Nordamerika und Asien gute Chancen. Der Zulieferer will insbesondere in Nordamerika und Asien weiter expandieren. Auch Zukäufe sind eine Option. Gleichzeitig soll die Profitabilität durch strenge Kostenkontrolle weiter verbessert werden.
antonia.koegler[at]finance-magazin.de
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Antonia Kögler ist Redakteurin bei FINANCE und Chefin vom Dienst bei DerTreasurer. Sie hat einen Magisterabschluss in Amerikanistik, Publizistik und Politik und absolvierte während ihres Studiums Auslandssemester in Madrid und Washington DC. Sie befasst sich schwerpunktmäßig mit Finanzierungsthemen und verfolgt alle Entwicklungen rund um Green Finance und Nachhaltigkeit in der Finanzabteilung.