Doppelschlag am M&A-Markt: Der Private-Equity-Investor Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) hat zwei parallele Akquisitionen im Lebensmittelsektor umgesetzt. Über eine Management-Holding übernimmt der DBAG Fund VII – der erste Milliardenfonds in der Geschichte der DBAG – die Familienunternehmen Abbelen aus Deutschland und Oscar Mayer aus Großbritannien. Abbelen ist dem Investor zufolge mit einem Umsatz von 140 Millionen Euro der größte Produzent gekühlter Frikadellen und Fertig-Hamburger in Deutschland. Vertrieben werden die Produkte vorwiegend unter den Handelsmarken der Lebensmittelketten.
Das britische Unternehmen Oscar Mayer produziert Fertiggerichte und Snacks für große Lebensmittelketten und Discounter. Oscar Mayer ist am Umsatz gemessen etwa doppelt so groß wie Abbelen: Der Snackproduzent erzielte im Geschäftsjahr 2015/2016 einen Umsatz von 253 Millionen Pfund (nach aktuellem Wechselkurs etwa 293 Millionen Euro).
Bislang waren Abbelen und Oscar Mayer beide familiengeführt. Nach einem Management-Buy-out sollen sie künftig zwar eigenständig weitergeführt, aber unter einer gemeinsamen Management-Holding gebündelt werden. Die abgebenden Unternehmer regeln so ihre Nachfolge, schreibt die DBAG in einer Pressemitteilung.
DBAG nutzt erstmals neuen Top-up Fund für Finanzierung
Die DBAG hat mit den beiden Convenience-Food-Erzeugern große Pläne: Die Produktpaletten sollen ausgebaut und der Vertrieb internationalisiert werden. Die operative Umsetzung übernimmt das Managerduo aus Helmut Morent und Francois Legrain. Mit ihnen hat die DBAG verschiedene M&A-Targets im Convenience-Food-Sektor analysiert und auch die beiden jetzt getätigten Transaktionen angebahnt. Die DBAG investiert 80 Millionen Euro Eigenkapital in den Aufbau der Holding und bekommt dafür rund 90 Prozent der Anteile der Management-Holding – 74 Prozent der DBAG Fund VII, 16 Prozent die börsennotierte AG. Die übrigen Anteile bekommen die beiden Manager der Holding und Führungskräfte der Gruppenunternehmen.
Mit weiteren Zukäufen will die DBAG ihre neue Food-Holding weiter ausbauen. Der Gruppenumsatz soll nach dem Wunsch des Finanzinvestors auf „deutlich mehr als 500 Millionen Euro“ wachsen. Das könnte möglicherweise auch die Zuführung weiterer Mittel erforderlich machen. Zur Finanzierung der Transaktion wird daher auch der Top-up-Fonds des DBAG Fund VII genutzt.
Top-up-Fonds kommen bei großen M&A-Deals zum Einsatz, bei denen das Investment oberhalb der für den Fonds üblichen Dealgröße liegt. Der Top-up-Fonds des DBAG Fund VII ermöglicht Eigenkapitalbeteiligungen von bis zu 200 Millionen Euro für eine einzelne Transaktion. Der im vergangenen Jahr aufgelegte DBAG Fund VII enthält 800 Millionen Euro, die bei externen Investoren eingeworben wurden, sowie 200 Millionen Euro von der börsennotierten DBAG selbst. Es ist der erste Fonds eines deutschen Mittelstandsinvestors, der die Milliarden-Marke geknackt hat.
DBAG ist aktuell der aktivste PE-Investor im deutschen Mid-Market
Die DBAG setzt in den Fertiglebensmittelbereich große Hoffnungen: Die neue Holding soll nicht weniger als einen europäischen Marktführer hervorbringen. „Der Markt für Fertiggerichte und Snacks ist kaum zyklisch und wächst beständig mit hohen Raten, gerade Handelsmarken profitieren überproportional“, begründet DBAG-Vorstand Rolf Scheffels das Investment. Die bislang stark auf die jeweiligen Heimatmärkte fokussierten Aktivitäten der Unternehmen will er internationalisieren. Über die Kaufpreise der beiden Transaktionen wurde Stillschweigen vereinbart. Die Kartellbehörden müssen den Transaktionen noch zustimmen.
Erst vor wenigen Tagen hatte die DBAG mit der Beteiligung an zwei Radiologie-Praxen eine weitere Transaktion über den Fund VII bekannt gegeben. Auch dort soll das Investment durch eine aktive Buy-and-Build-Strategie in den nächsten Jahren deutlich vergrößert werden. Die DBAG ist derzeit am M&A-Markt sehr aktiv: Im vergangenen Jahr war der Private-Equity-Investor das aktivste Haus im deutschen Mid-Market.