Die Marktentwicklung im Lauf des Frühjahrs hat die Risiken am deutschen Private-Equity-Markt nochmals ansteigen lassen. 54 Prozent der im Rahmen des aktuellen FINANCE Private Equity Panels befragten Chefs in Deutschland tätiger PE-Investoren glauben, dass der deutsche PE-Markt gerade überhitzt.
Angetrieben wird dies durch die anhaltend stark zunehmende Liquidität im Finanzierungsbereich. Den Zugang zu Buy-out-Finanzierungen schätzen die PE-Investoren erneut so gut ein wie noch nie seit Auflegung des FINANCE Private Equity Panels Anfang 2010. Im Mai stieg ihre Einschätzung gegenüber dem bisherigen Höchstwert im Februar um weitere 5 Prozent auf 7,65 Punkte an – zehn Punkte stellen einen exzellenten, ein Punkt einen sehr schlechten Zugang zu Akquisitionsfinanzierungen dar. Auch bei den Finanzierungskonditionen gab es nochmals einen leichten Anstieg von 3 Prozent.
„Die Finanzierungsstrukturen nach der Finanzkrise sind meist konservativer, als es davor der Fall war. In der letzten Zeit war bei Akquisitionsfinanzierungen allerdings wieder ziemlich viel möglich – und die Banken spielen mit“, glaubt Tobias Schneider, Partner der Kanzlei CMS Hasche Sigle.
Die Haltung der PE-Investoren gerät ins Wanken
Die massive Erholung im Finanzierungsbereich setzte bereits im Frühjahr 2012 ein und hat seit dem vergangenen Sommer an Dynamik gewonnen. Zum ersten Mal scheint die Kredit-Bonanza nun aber auch die Haltung der PE-Investoren zu den Unternehmensbewertungen ins Wanken zu bringen.
Lange wurden die Kaufpreise für Neu-Investments von ihnen mit Werten zwischen 4,0 und 4,5 Punkten (1=teuer, 10=günstig) noch als teuer, aber akzeptabel empfunden. Über die vergangenen drei Monate hat sich dies aber deutlich geändert. Der Einbruch gegenüber dem Februar von 4,08 auf 3,32 Punkte – ein Rückgang um fast 20 Prozent – kann als Alarmsignal gewertet werden.
Möglicherweise führt die Liquiditätsschwemme nicht länger zu einer Steigerung der Firepower der Finanzinvestoren, sondern stattdessen zu einem Überschießen der Unternehmensbewertungen, was viele PE-Häuser von neuen Investments abhalten könnte. „Die immer höheren Kaufpreise sind ein Problem“, konstatiert Joachim Dietrich, Partner bei CMS Hasche Sigle. Ein Problem, das mittlerweile offenbar auch kräftig die Transaktionstätigkeit zu belasten beginnt .
Info
Welche Zielbranchen am meisten unter der Kaufzurückhaltung der PE-Investoren leiden und weitere Infos finden Sie im aktuellen FINANCE Private Equity Panel, das hier zum kostenlosen Download bereit steht. Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen am deutschen PE-Markt gibt es auf unserer umfangreichen FINANCE-Themenseite zu Private Equity.