EQT beteiligt sich über seinen Infrastrukturfonds an dem deutschen Breitbandanbieter Inexio. Wie der schwedische Finanzinvestor mitteilte, wird er die Anteile von den beiden Private-Equity-Investoren Warburg Pincus und DBAG sowie mehreren weiteren Minderheitsgesellschaftern übernehmen. Die beiden Geschäftsführer und Gründer von Inexio, David Zimmer und Christoph Staudt, sollen substanziell beteiligt bleiben.
Wie hoch genau der zugekaufte Anteil ist, ist nicht bekannt. Der Nachrichtenagentur Reuters zufolge wird das Unternehmen bei der Transaktion mit rund 1 Milliarden Euro bewertet. Warburg hatte sich im Sommer 2016 im Rahmen einer Kapitalerhöhung die Mehrheit an Inexio gesichert und hielt seitdem rund 60 Prozent der Anteile. Das Unternehmen wurde bei der Transaktion damals noch mit 250 Millionen Euro bewertet. Rund drei Jahre später bringt es damit das Vierfache auf die Waage.
DBAG war seit 2013 bei Inexio investiert
Dies dürfte auch die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) freuen. Der Private-Equity-Investor war seit dem Jahr 2013 mit einem Minderheitsanteil in Inexio investiert. Durch den Verkauf der Anteile an EQT realisiert die börsennotierte DBAG nach eigener Aussage einen „ungeplanten Beitrag zum Konzernergebnis von rund 30 Millionen Euro“, weshalb die Prognose für das Geschäftsjahr 2018/2019 um diesen Betrag angehoben wird.
Seit dem Einstieg der DBAG habe sich die Anzahl der Kunden von Inexio verfünffacht. Umsatz und Ergebnis seien jährlich um mehr als 20 Prozent gewachsen. Die Mitarbeiteranzahl habe sich auf rund 400 Vollzeitkräfte verdreifacht, schreibt der Finanzinvestor.
Dem Bericht für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017/2018 zufolge lag der Umsatz von Inexio zuletzt bei rund 68 Millionen Euro. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) betrug rund 38,5 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr peilt das Unternehmen die Umsatzschwelle von 100 Millionen Euro und ein Ebitda von rund 50 Millionen Euro an. Daraus lässt sich für die Übernahme durch EQT eine enorm hohe Bewertung von 20x Ebitda ableiten.
Warburg hat Finanzierung von Inexio neu aufgesetzt
Unter der Regie von Warburg Pincus hat Inexio zwei Unternehmen übernommen, die nach eigenen Angaben bereits vollständig integriert sind. Durch die Übernahme des niedersächsischen Glasfaserbetreibers Komnexx 2016 wurde rund eine halbe Million Euro Umsatz zugekauft. Die bayerische Smart-DSL-Gruppe brachte rund 3 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz, wie der damaligen Pressemitteilung von 2017 zu entnehmen ist.
Der Finanzinvestor ordnete zudem die Unternehmens- und die Finanzierungsstruktur von Inexio neu. So wurden die operativen Einheiten unter die Inexio Beteiligungs Holding gezogen, an der sich nun EQT beteiligt hat. Für das operative Geschäft ist die Inexio Informationstechnologie und Telekommunikation KGaA verantwortlich. Diese Struktur erleichterte den Einstieg von EQT.
Gleichzeitig ordnete Warburg auch die Finanzen neu. Im März 2018 sicherte sich Inexio in einer Finanzierungsrunde 312,5 Millionen Euro bei einem Bankenkonsortium. Die Kredite laufen über fünf Jahre, zu verbesserten Konditionen, wie Inexio damals mitteilte. Zuvor hatte das Unternehmen mit über zwei Dutzend regionalen Banken gearbeitet. Das neue, deutlich schlankere Konsortium besteht aus der ABN Amro, ING, SEB, Bank 1 Saar und Deutsche Bank Saarbrücken.
Auch Deutsche Glasfaser soll zum Verkauf stehen
Anfang 2018 übernahm zudem der erfahrene Finanzchef Alfried Bührdel den Aufsichtsratsvorsitz bei Inexio. Bührdel war unter anderem 16 Jahre lang CFO des Werbevermarkters Ströer. Zusammen mit CEO David Zimmer hat er für Inexio ambitionierte Wachstumspläne. Im Januar kündigte Zimmer an, bis 2030 rund 2 Millionen Haushalte mit Glasfaseranschlüssen versorgen zu wollen. Dafür seien Investitionen von rund 5 Milliarden Euro erforderlich. Derzeit sind es 300.000 Haushalte.
Neben Inexio ist Gerüchten zufolge derzeit ein weiterer Betreiber von Glasfasernetzen auf dem Markt: Deutsche Glasfaser. Der Inexio-Konkurrent befindet sich aktuell noch im Besitz von Finanzinvestor KKR, soll aber einem Bericht des „Handelsblatts“ zufolge Ende 2019 oder Anfang 2020 möglicherweise auf den Markt kommen. Mit einem kolportierten Unternehmenswert von 1,5 bis 2 Milliarden Euro könnte der Deal sogar noch größer werden als der Verkauf von Inexio.