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Hauck & Aufhäuser steigt ins Private-Debt-Geschäft ein

Das Private-Debt-Team: Maximilian Doetsch, Richard Kuckelkorn, Manuel Renner, Philipp Brüggen.
H&A Global Investment Management

Hauck & Aufhäuser steigt ins Private-Debt-Geschäft ein. Wie erst jetzt bekannt wurde, hat die Bank bereits Anfang Februar ein neues Private-Debt-Team gegründet, das der ehemalige Deutsch-Banker Richard Kuckelkorn leitet.

Aufgehängt ist der Kreditfonds bei H&A Global Investment Management (HAGIM). Bei diesem Vermögensverwalter handelt es sich um ein junges Joint Venture von Hauck & Aufhäuser und der Taunus Group. An letzterer, der Muttergesellschaft des Versicherers Frankfurter Leben, ist mehrheitlich der chinesische Investor Fosun beteiligt, dem auch Hauck & Aufhäuser seit 2015 gehört.

Der Private-Debt-Fonds hat das First Closing mit 500 Millionen Euro abgeschlossen. Damit sei das Ende der Fahnenstange aber nicht erreicht, sagt Kuckelkorn gegenüber FINANCE: „Bis zu 1 Milliarde Euro haben bereits bestehende Investoren uns bei gutem Geschäftsverlauf in Aussicht gestellt.“ Einen „zunehmenden Bedarf an Private-Debt-Investments“ nimmt der Finanzspezialist bei Versicherungen und Pensionskassen wahr. Niedrigzinsen und Regularien wie Solvency II seien die Treiber dieses Trends, der den Markt für Leveraged Finance stützt.

Richard Kuckelkorn will Nische entdeckt haben

Der neue Fonds will Kredite zwischen 10 und 100 Millionen Euro ausreichen. Im hart umkämpften Private-Debt-Markt glaubt Kuckelkorn, eine Nische entdeckt zu haben. Im Gegensatz zu den meisten Fonds will man sich nicht in erster Linie auf mittelständische Private-Equity-Übernahmen spezialisieren, sondern in der Corporate-Finanzierung positionieren. „Wir richten uns primär an Unternehmen in Privatbesitz und kleinere börsennotierte Unternehmen“, sagt Kuckelkorn. „Diese erreichen Debt-Fonds mit ihrem Angebot bisher noch nicht.“

„Wir richten uns primär an Unternehmen in Privatbesitz und kleinere börsennotierte Unternehmen.“

Richard Kuckelkorn, H&A Global Investment Management

Die Gründe für die Zurückhaltung sind vielschichtig: Zum einen sind viele angelsächsische Fonds bei potentiellen Kreditnehmern schlicht nicht bekannt. Zum anderen schrecken deren hohe Preisvorstellungen viele Unternehmer ab.

Hauck & Aufhäuser will mittelstandsfreundlicher sein

Hauck & Aufhäuser will mittelstandsfreundlicher auftreten. Ein Beispiel: „Kreditfonds wünschen oft sehr hohe Vorfälligkeitsentschädigungen“, sagt Kuckelkorn. „Das ist aber für Unternehmen unattraktiv, die sich für Investitionen lediglich temporär höher verschulden möchten.“ Auch werben angelsächsische Debt-Fonds für sich als „langfristiger Partner“, ließen sich gleichzeitig aber die Option für einen Weiterverkauf der Kredite einräumen. Dies schrecke Unternehmen ab. „Hier können wir flexibler agieren“, betont Kuckelkorn.

Situationen, in die das Private-Debt-Team investieren will, seien neben „sinnvollen“ Investitionen auch Refinanzierungen in Fällen, in denen Banken restriktiver agieren. „Wenn Unternehmen nicht Investmentgrade sind,  halten sich Banken wegen Basel III zunehmend zurück“, meint Kuckelkorn. Allerdings sieht er den Debt-Fonds von H&A Global Investment Management nicht als Wettbewerber, sondern als Partner der Banken. „Wir können mit ihnen gleichrangig oder nachrangig finanzieren“, so Kuckelkorn. „Interessant ist für die Banken, dass wir es nicht auf Zusatzgeschäfte wie Währungssicherungen oder Cash Management abgesehen haben.“

Ferner habe man „im aktuellen Makroumfeld den Bedarf nach flexiblen Kreditlösungen“ vernommen, die den Unternehmen auch bei einer etwaigen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage „Luft verschaffen können“, meint der Debt-Fonds-Manager.

Vierköpfiges Team sitzt in Frankfurt

Kuckelkorn ist kein Einzelkämpfer. Mit ihm sind drei weitere Finanzierungsspezialisten zu dem neuen Debt-Fonds in Frankfurt gewechselt. Dazu zählt Manuel Renner, der zuvor bei Macquarie Capital im Debt Advisory und Restrukturierungsbereich tätig war. Philipp Brüggen war zuvor bei dem Private-Equity-Investor Main Capital Partners aktiv, hat aber eine gemeinsame Vergangenheit mit Kuckelkorn bei der Deutschen Bank. Komplettiert wird das Team von Maximilian Doetsch, früher im Bereich Mittelstandsfinanzierung der Deutschen Bank und zuletzt bei der IKB tätig.

Neben reinen Corporate-Finanzierungen kann der Debt-Fonds auch Unternehmen mit einem gewerblichen Immobilien- oder Infrastrukturhintergrund bedienen. Kuckelkorn glaubt, „dass andere Fonds nicht so flexibel sind“. Ein Investment hat der Fonds bisher noch nicht getätigt.

markus.dentz[at]finance-magazin.de

Info

Mehr zum Thema Private Debt finden Sie auf unserer gleichnamigen Themenseite.

Markus Dentz ist Chefredakteur von FINANCE und der Fachzeitschrift DerTreasurer. Seine journalistischen Schwerpunktthemen sind Unternehmensfinanzierung, Restrukturierung und Treasury. Nach dem Studium und dem Volontariat beim F.A.Z.-Institut stieß Dentz zur FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH, einer Tochter der F.A.Z.-Verlagsgruppe und Herausgeberin von DerTreasurer und FINANCE. Mehrfach wurden seine Artikel aus den Bereichen Private Equity und M&A mit Journalistenpreisen ausgezeichnet.