Im Juni noch dementierte Hella Börsenpläne, nun hat der Automobilzulieferer mit Sitz in Lippstadt doch seinen Börsengang angekündigt. Es soll schnell gehen, denn der erste Handelstag ist bereits für den 11. November geplant. Die Aktien sollen im Prime Standard an der Frankfurter Börse sowie an der Börse Luxemburg notieren. Heute hat Hella bereits im Rahmen einer Privatplatzierung rund 11,1 Millionen Aktien zu 25 Euro je Aktie aus einer noch durchzuführenden Kapitalerhöhung platziert und 278 Millionen Euro erlöst. Damit hat sie die Voraussetzungen für die Notierungsaufnahme erfüllt.
In einem zweiten Schritt sollen in einer weiteren Privatplatzierung in einem beschleunigten Bookbuilding-Verfahren weitere bis zu 5,75 Millionen Aktien aus dem Bestand der Familienaktionäre angeboten werden, davon stehen 0,75 Millionen Aktien für eine Greenshoe-Option zur Verfügung. Die Zeichnungsfrist läuft vom 3. November bis zum 6. November. Der Streubesitz soll bei 15 Prozent liegen, der Rest bliebe im Besitz der Eigentümerfamilie. „Die Gesellschafterfamilie wird langfristig Ankeraktionär von Hella bleiben“, betont Jürgen Behrend, geschäftsführender Gesellschafter des Automobilzulieferers. Die Familie habe sich daher in einer Poolvereinbarung verpflichtet, 60 Prozent der Anteile bis mindestens 2024 gemeinsam zu halten. Bankhaus Lampe und die Citigroup fungieren als Joint Global Coordinators und Joint Bookrunners.
Hella will ins Ausland expandieren
Das auf die Produktion von Scheinwerfern spezialisierte Familienunternehmen erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2013/2014 einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro. Nach eigenen Angaben sind die Lippstädter in den vergangenen zehn Jahren durchschnittlich um 6,3 Prozent pro Jahr gewachsen. Die Eigenkapitalquote lag bei 31,1 Prozent. Im Geschäftsjahr 2013/2014 generierte das Unternehmen im Segment Automotive rund 57,3 Prozent des Bruttoumsatzes außerhalb von Europa. Mit dem Geld aus dem IPO will Hella stärker ins Ausland expandieren. Dafür fühlt es sich gut gerüstet: „Wir verfolgen eine solide Finanzpolitik, die sich auch in einem stabilen Moody’s Investmentgrade Rating (Baa2) zeigt“, sagt CFO Wolfgang Ollig. Mittelfristig strebt Hella nun eine Aufnahme in den MDax an.
Am Kapitalmarkt ist das Unternehmen bereits mit zwei großen Anleihen aktiv. Im Januar 2013 platzierte Hella eine Anleihe im Wert von 500 Millionen Euro mit einer Laufzeit von sieben Jahren und einer Verzinsung von 2,375 Prozent. Im März dieses Jahres emittierte Hella wieder eine Anleihe, diesmal über 300 Millionen Euro, einer Laufzeit von dreieinhalb Jahren und einer Verzinsung von 1,25 Prozent. Eine weitere Anleihe im Wert von 300 Millionen Euro ist im Oktober ausgelaufen. Besonders nach den Erfahrungen der Finanzkrise setzte CFO Ollig stärker auf Kapitalmarktinstrumente, um nicht einseitig von Bankkrediten abhängig zu sein, wie er FINANCE einmal berichtete. Trotz der eher durchwachsenen IPOs von Zalando und Rocket Internet bleibt der IPO-Markt in Schwung.