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HelloFresh-Finanzierung stoppt Talfahrt von Rocket Internet

HelloFresh sammelt in einer neuen Finanzierungsrunde 75 Millionen Euro ein. Das wiederum freut Rocket Internet, deren Portfoliowert sich dadurch erhöht.
HelloFresh

Das Berliner Online-Startup HelloFresh hat in einer neuen Finanzierungsrunde von dem schottischen Asset-Manager Baillie Gifford 75 Millionen Euro erhalten. Die Schotten gesellen sich damit aber nur mit einem kleinen einstelligen Prozentanteil zu den bisherigen HelloFresh-Investoren, an deren Spitze der Mehrheitseigner Rocket Internet steht. Weitere Anteilseigner sind Insight Venture Partners, Phenomen Ventures und Vorwerk Direct Selling Ventures. Baillie Gifford wurde bei dem Deal von Hengeler Mueller beraten, HelloFresh von der Kanzlei Noerr.

HelloFesh beliefert nach eigenen Angaben inzwischen Haushalte in sieben verschiedenen Ländern mit monatlich mehr als 4 Millionen Kochboxen, mit deren Zutaten die Kunden dann frische Gerichte zubereiten können. Die Berliner setzten damit im abgelaufenen Geschäftsjahr 70 Millionen Euro um. Die neuen Gelder sollen in erster Linie dazu dienen, die Marktposition weiter auszubauen.

HelloFresh vervierfacht impliziten Unternehmenswert

Nach der neuen Finanzierungsrunde wird das Lebensmittel-Startup jetzt mit satten 2,6 Milliarden Euro bewertet. Zum Vergleich: Bei der letzten Finanzierungsrunde im März waren es noch 600 Millionen Euro gewesen. Über diesen Wertzuwachs dürfte sich vor allem Rocket Internet freuen. Die Beteiligung der Venture-Holding sinkt durch die Finanzierungsrunde zwar minimal von 58,9 Prozent auf 57,2 Prozent, der Porftoliowert für HelloFresh schießt dafür aber von 0,4  auf 1,5 Milliarden Euro nach oben – ein impliziter Wertzuwachs um 1,1 Milliarden Euro, wenn auch nur auf Basis einer sehr kleinen Finanzierungsrunde mit einem einzigen Investor.

Ähnlich rasant nach oben geht es heute auch für die Rocket-Aktie. Sie legte um rund 10 Prozent zu und kletterte auf rund 25 Euro. Damit beendet der HelloFresh-Deal den anhaltenden Kursrutsch der Rocket-Aktie, die seit dem Sommer dramatisch an wert eingebüßt hat. Im Juli stand die Rocket-Aktie noch bei rund 40 Euro, seitdem hatte sich ihr Wert fast halbiert.

Die Börsenwert-Gleichung von Rocket Internet

An der Börse wird Rocket aktuell immer noch mit rund 4 Milliarden Euro bewertet. Ein hoher Wert, dessen Zustandekommen bisher eher undurchsichtig war. Zwar wurde die Rocket-Beteiligung Delivery Hero bei ihrer jüngsten Finanzierungsrunde mit rund 2,8 Milliarden Euro bewertet, worauf rund 1,1 Milliarden auf Rocket Internet entfallen. Es blieb jedoch nach Abzug der Cash-Position der Rocket-Holding ein Restbetrag von rund 3 Milliarden Euro, der sich auf ein Bündel von Startups verteilt, zu denen eben auch HelloFresh gehört.

Mit deren neuen Bewertung löst sich eine weitere unbekannte Variable in der Unternehmensbewertung von Rocket  auf. Zieht man die aktuellen Portfoliowerte der beiden Stars im Rocket-Portfolio, Delivery Hero und HelloFresh, von den 4 Milliarden Euro Unternehmenswert ab, müssen nur noch rund 1,5 Milliarden Euro auf die weiteren Beteiligungen wie Foodpanda, den Online-Möbelshop Westwing oder die Global Fashion Group verteilt werden.

Delivery Hero gilt schon seit dem Frühjahr als Börsenaspirant. Zuletzt wurde auch HelloFresh Interesse nachgesagt, noch in diesem Jahr einen IPO-Versuch zu starten. Um den Börsengang voranzutreiben, holte sich HelloFresh erst vor wenigen Tagen mit Christian Gärtner einen erfahrenen Investmentbanker als CFO an Bord. Gärtner kommt von der Bank of America Merrill Lynch, wo er das Equity-Capital-Markets-Geschäft geleitet hatte. Doch bei ihren Börsengängen müssten die großen Rocket-Beteiligungen ihre aktuellen Wertindikationen erst einmal am breiten Kapitalmarkt bestätigen.

philipp.habdank[at]finance-magazin.de

Info

Bei der Berliner Venture-Schmiede ist viel in Bewegung. Was genau sich tut, erfahren Sie auf unserer umfangreichen FINANCE-Themenseite zu Rocket Internet.