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Hohe Kaufpreise am deutschen M&A-Markt

Der Mittelstand ist bei PE-Häuser sehr begehrt: Die Ebitda-Multiples befinden sich auf einem neuen Allzeithoch.
arnoaltix/iStock/Getty Images

Am M&A-Markt in Deutschland herrscht weiter Hochkonjunktur – auch was die Kaufpreise im Mittelstands-Private-Equity („Midmarket“) angeht: Die Unternehmensbewertungen sind auf ein neues Allzeithoch gestiegen, zeigt eine gemeinsame Untersuchung der Investmentgesellschaft Argos Wityu und der Online-Plattform Epsilon Research, die die Partner erstmals auch für den deutschen Markt durchgeführt haben.

So lag das Kaufpreis-Multiple gemessen am Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei nicht-börsennotierten deutschen Unternehmen des Mittelstands im Jahr 2018 bei 9,8x – 8 Prozent über Vorjahr. Der Tiefstand war im Jahr 2009, als Käufer im Schnitt lediglich bereit waren, Multiples von 6x Ebitda zu zahlen. Den Midmarket definieren die Studienautoren bei einem Equity Value zwischen 15 und 500 Millionen Euro.

Starker Kontrast zu Börsen-Multiples

Europaweit liegt das Preisniveau sogar noch höher: So zahlten Käufer in der Eurozone im vierten Quartal für nicht-börsennotierte Unternehmen durchschnittlich ein Ebitda-Multiple von 10,1x. Für das Gesamtjahr lag das Multiple bei 10x Ebitda.

Strategische Käufer griffen im vierten Quartal 2018 mit 10,7x Ebitda erwartungsgemäß noch tiefer in die Tasche als Finanzinvestoren, die im Schnitt ein Ebitda-Multiple von 9,8x zahlten. Diese Entwicklung steht in scharfem Kontrast zu den Bewertungen bei börsennotierten Mittelständlern, deren Ebitda-Multiple 2018 um 11 Prozent auf durchschnittlich 8x fiel.

Torsten Grede, Vorstandschef des deutschen Midmarket-Marktführers DBAG, wagte Ende Januar auf einem Pressegespräch aber den Ausblick, dass die Private-Equity-Bewertungen dem Börsentrend einige Quartale später folgen werden.

Nachfolgewelle im deutschen Midmarket

Die hohen Kaufpreise sind auch durch eine hohe Deal-Aktivität getrieben. So ist die Zahl der von Finanzinvestoren in Deutschland strukturierten Mehrheitsübernahmen im Wert von 50 bis 250 Millionen Euro im Jahr 2018 von 35 auf 47 angestiegen – eine neue Rekordmarke. Das Transaktionsvolumen im deutschen Midmarket stieg um 10 Prozent und hat mit gut 4,8 Milliarden Euro ebenfalls einen Höchststand erreicht.

Ein Grund für den M&A-Boom: Viele Konzerne, Institutionelle Investoren und Private-Equity-Häuser schwimmen in Geld, es gibt aber nur eine begrenzte Zahl an Targets. Das treibt die Preise in die Höhe. 2018 hat dies eine erstaunlich hohe Anzahl an Unternehmern genutzt, um ihre Firmen an Private-Equity-Häuser zu verkaufen.

Durch den deutschen Midmarket rollte 2018 eine wahre Nachfolgewelle. Insgesamt 19 Nachfolge-Deals verzeichnete FINANCE für das Jahr 2018 (alle FINANCE-Buy-out-Listen seit 2004 finden Sie hier zum Download). Davon trieben 13 Firmengründer die Verkäufe selbst voran und nicht etwa ihre Nachkommen. Die Preisexplosion dürfte einen wichtigen Anteil an diesem Umdenken haben.

jakob.eich[at]finance-magazin.de

Info

Alle Deals, alle Targets, alle Finanzinvestoren: Die FINANCE Midmarket-Listen für das Jahr 2018 und alle früheren Jahre bis 2004 stehen hier im FINANCE-Shop zum Download bereit. Einen ausführlichen Rückblick auf das Private-Equity-Jahr finden Sie in der Januar/Februar-Ausgabe des FINANCE-Magazins.

Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.