Die bereits vorher festgestellte Outperformance der Anlageklasse Private Equity gegenüber dem Aktienmarkt ist allen Unkenrufen zum Trotz während der Finanzkrise nur unwesentlich schwächer geworden. Das zeigen Daten, die der deutsche Wissenschaftler Oliver Gottschalg von der Pariser Hochschule HEC heute in Frankfurt präsentiert hat.
Auf Basis von 345 bis zum Jahr 2011 abgeschlossenen PE-Deals, die über die Lehman-Krise hinweg liefen, errechneten Gottschalg und sein Forschungsteam für PE-Investoren eine Outperformance („Alpha“) von 5,1 Prozent gegenüber vergleichbaren Investments am Aktienmarkt. Während die vergleichbare Aktienrendite minus 2,4 Prozent betrug, schafften die PE-Deals, die während der Lehman-Krise aktiv waren, einen modifizierten jährlichen Return (M-IRR) von 2,7 Prozent.
In einer Langzeitbetrachtung seit 1977 beläuft sich das jährliche Alpha nach Auswertung von mehr als 5.200 PE-Deals sogar auf 9,7 Prozent. „Die Ergebnisse der Krisenjahre liegen erfahrungsgemäß unter dem langfristigen Durchschnitt, dennoch ist das Alpha deutlich positiv“, resümierte Gottschalg seine Forschungsergebnisse.
Ununterbrochene Outperformance seit 1997
Um die Dealdaten einzusehen, die die PE-Investoren traditionell geheim halten, griff Gottschalg auf die Datenbank des Münchener Fund-of-Funds Golding Capital zurück. Um Aktienmarkt- und PE-Performance vergleichbar zu machen, legten die Wissenschaftler bei der Aktien-Benchmark die gleichen Effekte für Branchenauswahl, Leverage und Timing zugrunde wie bei dem Private-Equity-Sample.
Dabei fällt auf, dass sich erst seit Ende der 90er Jahre regelmäßig ein positives Alpha ergibt. Bis 1997 erzeugten Transaktionen von PE-Investoren in dem jeweiligen Jahr rückblickend meist sogar ein negatives Alpha gegenüber vergleichbaren Aktieninvestments. Doch mit dem Investitionsjahr 1998 begann eine Phase ununterbrochener Outperformance, die für die Vintage-Jahre 2005 und 2006 sogar Alphas von jeweils mehr als 20 Prozent erbrachte. Daniel Boege, der bei Golding Capital die Investments in Buy-out-Fonds verantwortet, führt das auf die zunehmende Professionalisierung der Private-Equity-Branche zurück.
Afinum und Silver Lake als Positivbeispiele
Für Boege decken sich die Ergebnisse mit der Beobachtung, dass viele PE-Fonds inzwischen nennenswerte strategische und operative Fähigkeiten erworben haben, die sie früher nicht besaßen. Manche PE-Investoren drehen das Rad sogar weiter und versuchen sich mit ausgefallenen Vorgehensweisen von ihren Wettbewerbern abzusetzen. Boege nannte beispielsweise einen britischen PE-Fonds, der kürzlich einen „Head of Digital“ angeheuert habe, dessen ausschließliche Aufgabe es sei, die Internetstrategien der Portfoliounternehmen voranzutreiben.
Deutsche PE-Fonds sind seiner Einschätzung nach nicht so innovativ, hätten aber Stärken im langfristigen Dealsourcing. Boege nannte den Münchener PE-Investor Afinum als herausragendes Beispiel: Ihm gelinge es, derart enge Beziehungen zu Unternehmern aufzubauen, dass diese Afinum zum Teil über Jahre hinweg monatliche Geschäftszahlen zur Verfügung stellen, um so einen möglichen späteren Buy-out vorzubereiten.
Bei der Jagd nach Extra-Rendite gehen die PE-Investoren häufig aber auch besondere Risiken ein. So soll Boege zufolge der US-amerikanische PE-Investor Silver Lake sein von Ebay gekauftes Portfoliounternehmen Skype strategisch und operativ konsequent so ausgerichtet haben, dass es perfekt die Anforderungen des identifizierten wahrscheinlichen Käufers Microsoft erfüllt. Tatsächlich kaufte Microsoft dem PE-Investor Skype zwei Jahre später für 8,5 Milliarden Dollar ab, Silver Lake konnte seinen Einsatz verdreifachen. „Der Plan ging auf“, sagte PE-Investor Boege. „Aber was hätte Silver Lake gemacht, wenn Microsoft abgewunken hätte?“
Info
Prof. Oliver Gottschalg ist auch als Referent bei der 10. Deutschen Investorenkonferenz (DIK) zu sehen, wo er die Keynote Speech halten wird. Die 10. DIK findet am 19. März im Jumeirah Hotel in Frankfurt statt. Infos, das gesamte Tagungsprogramm und Anmeldung hier.