Die Start-up-Schmiede Rocket Internet hat seine Erstnotiz an der Frankfurter Wertpapierbörse hinter sich gebracht und damit den größten deutschen Börsengang des Jahres hingelegt. Der Emissionspreis lag am oberen Ende der Preisspanne bei 42,50 Euro. Die Firma teilte im Rahmen des Angebots fast 33 Millionen neue Aktien zu sowie fast 5 Millionen Aktien aus der Mehrzuteilungsoption. Damit bestätigten sich die Anzeichen des großen Interesses am Börsendebüt.
Zuvor hielt die Top-Position des größten Börsendebüts der Modehändler Zalando, an dem Rocket Internet zu 16 Prozent beteiligt ist. Zalando debütierte am Vortag an der deutschen Börse.
Ähnlich wie Zalando legte auch Rocket Internet einen holprigen Start hin. Nach der der Erstnotiz um 9:21 Uhr fiel die Aktie binnen weniger Minuten auf 36,82 Euro. Daraufhin stabilisierte sie sich jedoch wieder und notierte zuletzt bei rund 41 Euro. Damit liegt der Wert immer noch unter dem Ausgabepreis, obwohl die Aktie um mehr als das zehnfache überzeichnet war.
„Dass es trotz einer derartigen Überzeichnung zu einem solchen Abverkauf kam, ist bemerkenswert. Offensichtlich war ein zu hoher Anteil von Zeichnern nur auf einen schnellen Gewinn aus“, sagt Roger Peeters, Vorstand bei Close Brothers Seydler Research. Es sei auch wahrscheinlich, dass die hohen Graumarktkurse Anleger angezogen hätten, die lediglich am schnellen Profit orientiert waren.
Einen weiteren Einbruch der Aktie hält Peeters für unrealistisch. „Sicher werden Konsortialbanken und Ankerinvestoren, für eine Stabilisierung sorgen“, sagt er und fügt hinzu: „Auf welchem Niveau diese stattfindet, ist jedoch sehr spekulativ.“ Ein Durchstarten der Aktie in den kommenden Wochen hält er jedoch ebenfalls für unrealistisch.
Emissionspreis von Rocket Internet liegt bei 42,50 Euro
Aus Unternehmenssicht war das Debüt dennoch erfolgreich. Die Marktkapitalisierung der Internetplattform lag zum Handelsbeginn bei 6,7 Milliarden Euro. Der Bruttoemissionserlös von Rocket Internet liegt bei 1,4 Milliarden Euro, könnte aber noch um weitere 200 Millionen Euro wachsen, wenn Rocket Internet die sogenannte Greenshoe-Option vollständig ausübt. Dabei handelt es sich um eine Wertpapierreserve eines Emittenten, die der Stabilisierung des Kurses dient.
Rocket Internet verpflichtete sich zudem zu einer Sperrfrist ab dem ersten Handelstag von sechs Monaten. In dieser Zeit darf die Firma keine ihrer Aktien verkaufen. Die bisherigen Anteilseigner der Firma akzeptierten gar eine Veräußerungssperre von zwölf Monaten. Allein die Samwer-Brüder halten 52 Prozent an Rocket Internet. Zu den weiteren Aktionären gehören unter anderem der philippinische Investor PLDT, United Internet, ein von Baillie Gifford & Co. gemanagter Investmentfonds und J.P. Morgan Securities.
Jakob Eich ist Redakteur der Fachzeitungen FINANCE und DerTreasurer des Fachverlags F.A.Z Business Media, bei dem er auch sein Volontariat absolviert hat. Eich ist spezialisiert auf die Themen Digitalisierung im Finanzbereich und Treasury. Durch seine Zwischenstation bei der Schwesterpublikation „Der Neue Kämmerer“ ist der 1988 geborene Journalist auch versiert beim Thema Kommunalfinanzen. Erste journalistische Erfahrungen hat der gebürtige Schleswig-Holsteiner in den Wirtschaftsmedien von Gruner+Jahr sowie in der Sportredaktion der Hamburger Morgenpost gesammelt.