Die Private-Equity-Branche hat immer mehr Kapital zur Verfügung, weil die institutionellen Investoren im Niedrigzinsumfeld nach vergleichsweise renditestarken Anlageklassen suchen. Dieses Überangebot an Geld führt dazu, dass in Deutschland rund ein Dutzend neue Finanzinvestoren pro Jahr entstehen.
Doch dass die neuen Häuser das Geld der Versicherungen, Pensionskassen und reichen Familien auch tatsächlich langfristig erfolgreich anlegen, ist nicht gesagt, betonen zwei Branchenexperten gegenüber FINANCE. Und selbst wenn eine Neugründung mit ihren ersten Beteiligungen Erfolg hat, steht sie vor der nächsten Herausforderung: Die Verantwortung auf mehr Schultern zu verteilen als nur die des Gründers.
Fondsgrößen neuer Private-Equity-Investoren stagnieren
„Wenn ein neuer Finanzinvestor im Fundraising und mit seinen Deals Erfolg hat, ist die nächste Frage, ob er es schafft, professionelle Strukturen zu etablieren“, sagt Philippe Roesch, der als Geschäftsführer von RIAM institutionelle Investoren und Family Offices bei der Anlage in Private Equity berät. „Viele Private-Equity-Häuser bleiben One-Man-Shows, neben dem Gründer rücken alle anderen Investmentmanager in den Hintergrund.“
Diese „One-Man-Shows“ kommen zwar oft auf gute Renditen. Doch institutionelle Investoren mögen derartige Konstellationen nicht, weil niemand den Chef vor schlechten Entscheidungen bewahrt. Auch stehen oft keine natürlichen Nachfolger bereit für den Fall, dass sich der Fondsgründer zurückzieht. Die Folge sind über die Jahre stagnierende oder sogar sinkende Fondsgrößen.
Private-Equity-Gründer haben erhöhten Anlagedruck
Jürgen Zapf macht auf einen anderen Fallstrick für die Neugründungen aufmerksam. „Ein Fonds ist erfolgreich, weil er an gute Investments früh herankommt“, stellt Zapf fest, der die Transaktionsabteilung des deutschsprachigen Ablegers der globalen Beratungsfirma Alvarez & Marsal leitet.
„Wenn ein Investmentmanager sich selbstständig macht, kann es sein, dass ihm weniger Gelegenheiten angetragen werden.“ Erschwerend komme hinzu: „Neue Private-Equity-Häuser haben einen erhöhten Druck, das Geld ihrer Investoren zum Arbeiten zu bringen. Beides zusammen macht Neugründungen anfälliger, am M&A-Markt überhöhte Preise zu bezahlen.“
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