Vor rund einem halben Jahr hat der Private-Equity-Investor Triton Befesa an die Frankfurter Börse gebracht. Nach einem holprigen Start ist der Aktienkurs des Industrie-Recyclers um rund 46 Prozent gestiegen und steht aktuell bei 41 Euro. Triton könnte deshalb bald weitere Gewinne realisieren, denn am 20. Mai lief die Haltefrist für die Befesa-Aktien aus. Der Finanzinvestor hält noch immer rund 40 Prozent an dem Unternehmen aus Ratingen in Nordrhein-Westfalen.
Obwohl Triton den Preis beim Börsengang mit 28 Euro nur am unteren Ende der Preisspanne platzieren konnte, zeigt sich der verantwortliche Investment Professional Roland Oelschläger rückblickend zufrieden: „Die von den Emissionsbanken vorgeschlagene Spanne lag sogar nur bei Mitte 20 bis rund 30 Euro.“ Triton habe bei Befesa zwar einen IPO-Discount hinnehmen müssen, wurde am Tag des Börsengangs aber laut Oelschläger dennoch einen IRR von rund 35 Prozent und einem Money-Multiple von 3,5x bewertet.
Triton bezahlt für Befesa „nur“ 870 Millionen Euro
Die höhere Bewertung liegt auch daran, dass Triton für das Spin-off des spanischen Industrie-Mischkonzerns Abengoa im Jahr 2013 weniger bezahlt hat, als zunächst angenommen. „Unter dem Strich betrug der Kaufpreis 870 Millionen Euro“, berichtet Oelschläger. Bis dato kursierte ein Kaufpreis von rund 1 Milliarde Euro, der jedoch auch einen Besserungsschein als variable Komponente beinhaltete, den Triton Abengoa noch vor dem Börsengang abgekauft hat.
Triton hatte das Unternehmen seit 2005 auf dem Schirm, als der deutsche Schrott-Recycler Berzelius Umwelt Service (BUS) in der Befesa aufging. „Damals kamen wir nicht zum Zug, weil wir das Unternehmen nicht gut genug kannten“, sagt Oelschläger. 2012 sah es anders aus, als Abengoa unter den Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise litt und Befesa, dessen Hälfte des Gewinns noch immer aus Deutschland kam, verkaufen wollte. Die Zeit war dabei ein kritischer Faktor. „Da wir das Unternehmen kannten und von dem Geschäftsmodell überzeugt waren, konnten wir den Deal zügig abschließen, obwohl noch keine vollständige Due Diligence vorlag und die Finanzierung noch nicht final stand“, berichtet Oelschläger.
Einzelverkauf von Befesa scheiterte an Preisvorstellung
Der lange Atem bei Befesa scheint sich für Triton auszuzahlen. Der Börsengang war laut Oelschläger die lukrativste Exit-Strategie. „Wir haben auch geprüft, Befesa an einen Strategen oder Finanzinvestor zu verkaufen, doch das höchste Kaufangebot war um einen dreistelligen Millionenbetrag niedriger als der IPO-Erlös.“
Über die Börse spielte Befesa Triton mehr Geld ein, da die von Triton aufgerufene Bewertung in Relation zum Risiko von Befesa für einen Einzelinvestor anscheinend zu groß gewesen ist. Über den Börsengang können sich die Investoren mit einem kleineren Ticket beteiligen.
Befesa recycelt giftigen Stahlstaub und gewinnt daraus Zink und andere Rohstoffe, weshalb das Unternehmen aus Sicht von Triton häufig fälschlicherweise als Rohstoffunternehmen gesehen werde. Der Finanzinvestor versuchte deshalb, Befesa als Dienstleister am Markt zu positionieren. Der positive Nebeneffekt: Die Bewertungen für Dienstleistungsunternehmen sind deutlich höher als für Rohstoffunternehmen. Über eine Hedging-Strategie konnte der PE-Investor das Rohstoff-Risiko überwiegend herausnehmen, wie CFO Wolf Uwe Lehmann im Interview mit FINANCE erklärte.
Triton hat fünf Unternehmen an die Börse gebracht
Befesa ist bereits das fünfte Unternehmen, das der Finanzinvestor aufs Börsenparket gebracht hat. 2014 gelang dies in Deutschland bereits mit dem Automobilzulieferer Stabilus. Mit Orion Engineered Carbons in den USA sowie Alimak und Ambea in Stockhalm umfasst Tritons Track Record drei weitere internationale IPOs.
Befesa ist eines von bereits 22 aus dem aktuellen 3,5 Milliarden Euro schweren Buy-out-Fonds, der sich bereits in der vierten Generation befindet und auf die Bereiche Industrie, Dienstleistungen, Konsum und Gesundheit konzentriert. Die Gelder seien laut Triton größtenteils investiert, jedoch könne man noch ein oder zwei Deals daraus finanzieren.
Neben dem Buy-out-Fonds, der in Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen 50 Millionen und 1 Milliarde Euro investiert, hat Triton zuletzt auch einen Smaller-Midcap-Fonds aufgelegt, der kleinere Investments ermöglicht. Mit BFC Fahrzeugteile befindet sich bereits ein deutsches Unternehmen in dessen Portfolio. Allein im ersten Quartal hat Triton hierzulande über Buy-outs oder Add-ons fünf Unternehmen gekauft und war damit laut der Datenbank PitchBook der aktivste Private-Equity-Investor in Deutschland.