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Axel Springer will KKR an Bord holen

Axel Springer will gemeinsam mit KKR sein Digitalgeschäft ausbauen.
Axel Springer

In der deutschen Verlagsbranche bahnt sich ein Megadeal an: Der MDax-Konzern Axel Springer, zu dem unter anderem die Zeitungen „Bild“ und „Welt“ gehören, verhandelt mit dem Private-Equity-Investor KKR über einen Einstieg. Das bestätigten die Berliner am Mittwochabend nach Börsenschluss. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über die Gespräche berichtet.

Nach dem derzeitigen Stand der Verhandlungen wolle KKR allen Aktionären mit Ausnahme von Verlegerwitwe Friede Springer und Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner ein öffentliches Übernahmeangebot unterbreiten. Friede Springer und Döpfner halten zusammen 45,4 Prozent an dem Unternehmen und wollen ihre Pakete behalten. Bloomberg zufolge prüfe KKR, Axel Springer anschließend von der Börse zu nehmen.

Wie reagieren die Springer-Erben auf KKR?

Allerdings ist unklar, ob es dem Finanzinvestor gelingen wird, eine Mehrheit an dem MDax-Konzern zu übernehmen. Denn auch die Enkel des Gründer und Namensgebers Axel Springer, Axel Sven und Ariane Melanie Springer, verfügen zusammen über ein Aktienpaket von 9,8 Prozent. Auf Nachfrage von FINANCE wollte sich der Medienkonzern nicht äußern, welche Pläne die Erben mit ihren Anteilen haben. Sie sind aber offenbar bislang nicht Teil der Verhandlungen mit KKR.

Der Kapitalmarkt reagiert begeistert auf die Ankündigung einer möglichen Übernahme: Der Aktienkurs des Medienkonzerns erreichte am heutigen Freitag Werte um 55 Euro, ein Plus von rund 20 Prozent gegenüber dem Kurs vor der Ankündigung der Gespräche. Damit liegt der Börsenwert von Axel Springer nun bei knapp 6 Milliarden Euro. Zuzüglich der Nettofinanzverschuldung von zuletzt 1,25 Milliarden Euro (Stand Ende Dezember 2018) ergibt sich ein Unternehmenswert von 7,25 Milliarden Euro.

Durch den Kurssprung wird ein möglicher Einstieg für KKR teurer, allerdings ist der Zeitpunkt immer noch günstig: Die Axel-Springer-Aktie hatte im Laufe des Jahres etwa 30 Prozent an Wert verloren. Im Juni 2018 erzielte der Kurs in der Spitze mehr als 73 Euro.

Axel-Springer-Aktionären feiern Gespräche mit KKR

Axel Springer will Digitalgeschäft weiter ausbauen

KKR soll Axel Springer als strategischer Investor helfen. Die Berliner versuchen derzeit, ihre Nachrichtenangebote im Internet auszubauen, um die schwächelnde Entwicklung bei den Printmedien auszugleichen. Zugleich wolle man das Angebot mit digitalen Rubriken fokussieren, hatte Springer-Chef Döpfner jüngst angekündigt.

Das Medienhaus setzt bereits seit Jahren auf digitale Angebote jenseits des klassischen Journalismus: Der Umsatz der digitalen Kleinanzeigen („Immonet“ und „Stepstone“), die Axel Springer in der Sparte Classified Media bündelt, ist im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro gestiegen. Insgesamt entfallen inzwischen drei Viertel des Konzernumsatzes von zuletzt 3,2 Milliarden Euro auf das digitale Geschäft.

Allerdings hat das Unternehmen um CFO Julian Deutz für das laufende Geschäftsjahr eine zurückhaltende Prognose abgegeben und auf anstehende Investitionen verwiesen. Diese allein zu schultern, wäre für den Medienkonzern eine große Belastung.

KKR kennt sich in der Medienbranche aus

Hier soll nun offenbar KKR mit frischen Mitteln helfen. Der Private-Equity-Investor, der seit Anfang 2018 mit einem eigenen Büro in Deutschland vertreten ist, kennt sich im Mediensektor aus: Von 2006 bis 2013 war die Beteiligungsfirma an ProSiebenSat.1 beteiligt. Der Konzern hat sich kürzlich mit dem US-Finanzinvestor General Atlantic zusammengetan, um sein Digitalgeschäft voranzutreiben. Mit Bertelsmann baute KKR das Musikrechteunternehmen BMG auf, das die Gütersloher 2013 komplett übernahmen.

In der jüngeren Vergangenheit hat sich der Finanzinvestor mit Deutschlandchef Christian Ollig  hierzulande stark auf die Filmbranche fokussiert: Zusammen mit dem Medienmanager Fred Kogel baut KKR seit Anfang des Jahres eine noch namenlose Fernseh- und Filmproduktionsfirma auf. In diesem Zuge hat das PE-Haus bereits mehrere Zukäufe getätigt und mit dem ehemaligen ProSiebenSat.1-Chef-Controller Joachim Scheuenpflug jüngst einen CFO für die Medienholding gefunden.

Umgekehrt kennt sich auch Springer mit Finanzinvestoren aus: General Atlantic war zeitweilig zweitgrößter Aktionär und ist im Jahr 2017 ausgestiegen.

desiree.backhaus[at]finance-magazin.de

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